Halo - Tochter der Freiheit
von Sternen übersäten Nachthimmel von Zakynthos war. Es war ein so wunderbarer Himmel, dass sie gar nicht einschlafen wollte. Der Nachthimmel über ihr war so kühl und samtweich, und er hatte dieselbe tiefblaue Farbe wie das Meer am Tag. Die Sterne glitzerten am Himmel, und die Sternbilder leuchteten noch in ihren Träumen. Die Luft war kühl, aber das Ziegenfell, auf dem sie lag, war warm und gemütlich. Vom fernen Strand trug die kühle Brise den Duft von Meerlilien herauf, und der leichte Wind wehte die leisen Stimmen der Erwachsenen vom Feuer herüber, die bis spät in die Nacht dunkelroten Wein tranken, der nach Sonne und Staub duftete. Halo schmiegte sich mit dem Rücken an Arkos warme braune Flanke. Sie spürte das sanfte Auf und Ab seines Atmens, und sie fühlte sich sicher und geborgen. Dieses Gefühl begleitete sie ihre gesamte Kindheit hindurch: der Blick zu den Sternen, die friedliche Nacht, die Wärme, die Geborgenheit, die kühle, frische Brise auf ihrem Gesicht und Arko neben ihr.
ΚΑΠΙΤΕΛ 3
Halo und Arko verbrachten viel Zeit miteinander. Sie tollten herum und spielten die wildesten Spiele. So auch an jenem Sommertag. Arko neckte Halo wie üblich und trabte davon, und sie versuchte, mit ihm mitzuhalten, denn sie glaubte immer noch, ihre Menschenbeine müssten sich gegen seine Pferdebeine nur genügend anstrengen, dann hätten sie eine Chance.
Sie rannte zu schnell und zu verwegen. Sie stolperte, und sie fiel hin. Schützend hob sie den Arm vor ihr Gesicht.
Ihr Schmerzensschrei rief die ganze Herde zusammen, und alle galoppierten eilig herbei.
Sie war unglücklich auf dem Boden aufgekommen. Ihr Arm war auf einen Stein geprallt. Und nun stand er im falschen Winkel vom Körper ab, der Arm war völlig … oh, und er tat so weh! Da war ein Knick, wo eigentlich kein Knick sein durfte. Kein Blut – aber dieser merkwürdige Knick in der Mitte des Unterarms und die Haut, die sich eigenartig darüberspannte. Cheiron trat heran, kniete bei Halo nieder und nahm vorsichtig ihren Arm in beide Hände.
»Pass auf«, sagte er zu ihr. »Pass trotz der Schmerzen auf und lerne.«
Sie starrte in sein freundliches, altes Gesicht, nickte und nahm sich fest vor, ihm zu folgen. Die anderen standen schweigend und aufmerksam um die beiden herum. Chariklo trabte mit einem Korb heran, der Verbandszeug und einen Krug mit Wein enthielt. Cheiron verabreichte Halo einen Becher davon. Der Wein schmeckte stark und ungewohnt.
»Und nun pass genau auf«, wiederholte Cheiron. »Alles wird wieder in Ordnung kommen. Der Arm ist gebrochen, aber er wird wieder heilen.«
Feiner Schweiß stand Halo auf der Stirn. Erneut übermannte sie eine Welle von Schmerz. Es war schlimmer, als sie es jemals … Sie schrie auf.
Aber dann zwang sie sich, die Augen zu öffnen und auf Cheirons starke braune Hände zu starren, die auf ihrem Arm lagen.
Mit der einen Hand hatte er, direkt unterhalb des Ellbogens, ihren Unterarm gepackt, die andere umschloss ihr Handgelenk. Der Knick befand sich zwischen seinen beiden Händen.
Dann zog er ihren gebrochenen Arm auseinander.
Sie heulte, aber aus ihrem Mund kam kein Ton. Der Schmerz zerrte an ihr.
Sie dachte, sie müsste sterben.
Und genau in diesem Augenblick hörte sie ein Klicken. Ein Knacken. Ein Schnappen.
Sie schaute auf ihren Arm. Cheiron hielt ihn noch immer zwischen seinen Händen. Aber der Knick, die falsche Krümmung, dort wo er gebrochen war, war verschwunden.
Ihre Knochen waren wieder gerade. Alles war an seinem alten Platz. Der Arm war empfindlich und blau geschwollen, er tat unglaublich weh, aber er war ganz. Als hätte Cheiron ihn wieder zusammengesteckt. Und er hatte ihn wieder zusammengesteckt. Er hatte die Knochen auseinandergezogen und dann wieder richtig ineinandergesteckt.
Halo zitterte, versuchte aber, genau aufzupassen, wie Cheiron nun ihren Arm vorsichtig in wohlriechende Kräuter einschlug und ihr dabei die Namen der Pflanzen erklärte. Dann verband er das Ganze mit einem weichen Stück Stoff. Sie konzentrierte sich darauf, die Namen der Kräuter zu wiederholen, um nicht vor Schmerz ohnmächtig zu werden. Cheiron legte ein gerades, glattes Holzstück auf die weiche Innenseite ihre Unterarms und band es sorgfältig mit Stoffstreifen fest. Ein drittes Stück Stoff faltete er zu einem Dreieck, in das er ihren Arm legte und das er hinter ihrem Nacken zu einer Schlinge band. Dann gab er ihr noch einen Becher Wein und einen Becher bitteren Kräutertee sowie die
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