Halo
plauderte, und sofort flatterte ein ganzes Heer Schmetterlinge in meinem Bauch herum. Seltsam, dass ich so aufgeregt war – sonst fühlte sich Xaviers Gegenwart immer so leicht an wie das Atmen. Vermutlich wollte ich ihn einfach so sehr beeindrucken. Sein Gesichtsausdruck, wenn er mich in meinem Kleid sah, sollte mich davon überzeugen, dass er mich immer noch genauso stark liebte.
Ivy besprühte mich mit Parfum, nahm meine Hand und ging mit mir zur Treppe.
«Gehst du bitte vor?», fragte ich und schluckte trocken.
«Natürlich», lächelte sie. «Aber ich glaube, mich will er gar nicht sehen.»
Ich sah Ivy hinterher, wie sie anmutig die Treppe hinunterschwebte, und fragte mich, warum ich so gern gewollt hatte, dass sie zuerst ging. Niemand konnte neben ihr elegant wirken – das war einfach unmöglich, und ich brauchte es gar nicht erst zu versuchen. Am Fuß der Treppe applaudierte Xavier und machte ihr Komplimente. Gabriel stand bestimmt schon dort, um ihren Arm zu nehmen. Jetzt war ich an der Reihe. Unten warteten sie schon gespannt auf mein Erscheinen.
«Kommst du runter, Bethany?», fragte Gabriel.
Ich atmete tief ein und tat einen ersten wackeligen Schritt nach unten. Was, wenn Xavier das Kleid nicht gefiel? Was, wenn ich stolperte? Was, wenn er mich sah und ihm plötzlich auffiel, dass ich gar nicht das Mädchen war, das er sich erträumt hatte? Die Gedanken zuckten durch mein Hirn wie Blitze. Doch sobald ich Xavier unten stehen sah, verflogen all meine Sorgen und Hemmungen wie Staub im Wind. Sein Gesicht leuchtete in freudiger Erwartung, seine Augen weiteten sich wie zwei glänzende Seen, als er mich erblickte, und sein Mund öffnete sich leicht. Er hatte sich an das Geländer gelehnt, sein linkes Fußgelenk steckte noch immer im Gips. Und irgendwie wirkte er benommen, genau wie jemand, der gerade einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. War ich es, die die Benommenheit hervorrief, oder litt er noch immer unter seiner Gehirnerschütterung?
Als ich unten ankam, nahm er meine Hand und half mir, die letzte Stufe zu gehen, ohne den Blick von mir zu wenden. Seine Augen wanderten über mein Gesicht und meinen Körper und schienen alles in sich aufnehmen zu wollen.
«Und, wie findest du es?», fragte ich und biss mir dabei aufgeregt auf die Lippe.
Xavier öffnete den Mund, schüttelte den Kopf und schloss den Mund wieder. Selbst ich konnte den Blick seiner blauen Augen nicht entschlüsseln.
Ivy lachte. «Xavier, du bist wirklich kein Mann der großen Worte.»
«Es ist eher so, dass Worte dafür nicht ausreichen», sagte Xavier, der sich etwas zu erholen schien. Er lächelte schief. «Sie wären allesamt eine Untertreibung. Beth, du siehst einfach unglaublich aus.»
«Danke», murmelte ich.
«Nein, wirklich», sagte er. «Ich kann kaum glauben, dass du wirklich bist. Ich habe das Gefühl, dass du verschwindest, wenn ich die Augen schließe. Wie sehr ich mir wünschte, heute Abend bei dir sein zu können, nur um die Gesichter zu sehen, wenn du durch die Tür gehst!»
«Sei nicht albern», sagte ich. «Alle werden toll aussehen.»
«Beth, hast du eigentlich in den Spiegel geschaut?», sagte Xavier. «Du strahlst Licht aus. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so sehr aussieht wie ein … na ja, wie ein Engel.»
Er befestigte vorsichtig ein Band mit winzig kleinen Rosenknospen an meinem Handgelenk, und ich wurde rot. Eigentlich hätte ich meine Arme gern um seine Taille geschlungen, meine Finger in seinem Haar vergraben, die glatte Haut seines Gesichts berührt und seine vollkommen geschwungenen Lippen geküsst. Aber ich wollte Ivys Kunstwerk nicht zerstören, also beugte ich mich vor und gab ihm nur einen einzigen behutsamen Kuss.
In diesem Moment klopfte es an die Haustür. Gabriel ging öffnen und kam mit Jake Thorn zurück.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich es mir nur einbildete, aber irgendwie kam es mir so vor, als ob Gabriel, der noch kurz zuvor ganz entspannt gewirkt hatte, plötzlich sehr aufrecht und gerade dastand. Seine Kiefer waren aufeinandergepresst, und ich sah, dass die Adern an seinem Hals pochten. Auch Ivy schien sich zu straffen, als sie Jake sah, und ihre regengrauen Augen hatten den glasigen Ausdruck, den sie annahmen, wenn sie Angst hatte. Das passierte nur sehr selten, deshalb war es so auffällig.
All das war ziemlich beunruhigend, und sofort kehrten meine eigenen Zweifel in Bezug auf Jake zurück. Ich fing Xaviers Blick auf. Etwas darin sagte mir, dass er sich
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