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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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ihre Wangen derart hochrot zu glühen, dass ich mich wunderte, dass ihr Make-up nicht schmolz und von ihrem Gesicht tropfte.
    Im Foyer stand Dr. Chester, der Direktor der Bryce Hamilton School, inmitten üppiger Blumengestecke. Er trug einen blassgrauen Anzug. Die anderen Lehrer hatten sich an strategisch günstigen Plätzen postiert, um sich die jungen Paare anzuschauen, die durch die Tür traten. Aus der Entfernung konnte ich ein paar Schweißtropfen auf Dr. Chesters runder Stirn ausmachen, aber sonst wirkte er ganz gelassen und lächelte breit. Doch sein Blick sprach Bände: Er wäre sicher lieber zu Hause in seinem Lieblingssessel geblieben, statt hier eine Horde verwöhnter Abschlussklässler zu beaufsichtigen, die entschlossen waren, dies zur denkwürdigsten Nacht ihres Lebens zu machen.
    Jake und ich schlossen uns den strahlenden Paaren an, die darauf warteten, durch die Tür treten zu können. Molly und Ryan standen direkt vor uns, und ich beobachtete jede ihrer Bewegungen ganz genau, um nur ja keinen Fehler zu machen.
    «Dr. Chester, meine Partnerin, Molly Harrison», stellte Ryan sie vor. Es klang formell und ein bisschen merkwürdig aus dem Mund eines Jungen, der sonst gern riesige Penisse mit Kreide auf den Asphalt vor dem Schuleingang malte. Aber Molly hatte ihn dazu verdonnert, sich an diesem Abend wirklich gut zu benehmen.
    Dr. Chester lächelte gutmütig und winkte das Paar hinein.
    Wir waren die Nächsten, also nahm Jake meinen Arm. «Mr. Chester, meine Partnerin, Bethany Rose Church», sagte er so galant, als stünden wir vor einem König.
    Dr. Chester schenkte mir ein warmes, anerkennendes Lächeln.
    «Woher kennst du denn meinen zweiten Vornamen?», fragte ich ihn, sobald wir im Foyer waren.
    «Hatte ich nicht erwähnt, dass ich hellsehen kann?», erwiderte er.
    Wir ließen uns von den Menschenmassen in den Ballsaal treiben. Er war prunkvoller und üppiger dekoriert, als ich es mir hätte vorstellen können. Der dicke Teppich war tiefrot, das Parkett der Tanzfläche glänzte unter den Kristalllüstern, die sich in den Glasfronten spiegelten. Kleine Lichtkaskaden tanzten über den Boden. Hinter den Fensterscheiben erstreckte sich wogend das Meer, vor dem eine kleine weiße Säule wie ein Salzstreuer stand. Ich brauchte einen Moment, bis ich erkannte, dass das der Leuchtturm war. Die Tische hatte man über den Saal verteilt, allesamt mit weißem Leinen bedeckt und mit feinstem Porzellan versehen. Auf jedem Tisch stand in der Mitte ein Sträußchen aus blassrosa und gelben Rosenblüten, und das Leinen war mit silbernem Flitter bestreut. Alles glitzerte und glänzte. Die Band stimmte schon ihre Instrumente, und die Kellner wuselten um uns herum, in den Händen Tabletts mit alkoholfreiem Punsch.
    Ich sah Gabriel und Ivy allein am Rand des Gewimmels stehen. Sie sahen so überirdisch aus, dass es fast weh tat, sie anzusehen. Gabriels Gesichtsausdruck ließ sich nicht deuten, aber es war klar, dass es ihm hier nicht gefiel. Die Schüler starrten Ivy ehrfurchtsvoll schweigend an, wenn sie an ihr vorbeigingen, aber niemand wagte es, sie anzusprechen. Ich konnte erkennen, dass Gabriel den Saal mit den Augen absuchte, bis er Jake Thorn gefunden hatte. Sein Laserblick fixierte ihn einige Sekunden lang, bevor er sich abwandte.
    «Du bist an unserem Tisch!», rief Molly und umarmte mich überschwänglich von hinten. «Komm, wir setzen uns, meine Schuhe tun mir jetzt schon weh.» Ihr Blick fiel auf Gabriel. «Andererseits – ich gehe lieber erst zu deinem Bruder und sage hallo … ich will doch nicht unhöflich wirken!»
    Wir ließen Jake stehen und gingen zu Gabriel hinüber. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, studierte die Leute und sah dabei ziemlich finster aus.
    «Hi!», sagte Molly und stöckelte in ihren Riemchenschuhen mit den Bleistiftabsätzen auf ihn zu.
    «Guten Abend, Molly», erwiderte Gabriel. «Du siehst heute Abend sehr einnehmend aus.»
    Molly schaute mich unsicher an.
    «Er meint, dass du gut aussiehst», flüsterte ich, und ihr Gesicht hellte sich auf.
    «O … danke!», sagte sie. «Sie sehen ebenfalls sehr einnehmend aus. Gefällt es Ihnen hier?»
    «Gefallen ist möglicherweise nicht ganz der akkurate Ausdruck», bemerkte Gabriel. «Ich mochte Veranstaltungen dieser Art eigentlich noch nie sehr.»
    «Oh, ich weiß, was Sie meinen», pflichtete Molly ihm bei. «Dieser Ball ist meistens ziemlich langweilig. Erst auf der Afterparty wird es richtig lustig. Kommen Sie

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