Halo
ungeduldig auf dem Stuhl herumzurutschen, denn ich verstand kein einziges Wort davon.
«Zuerst werden wir eure Haut reinigen, indem wir eine Kräutermaske und ein mildes Peeling auftragen», erklärte Mara. «Dann kommt die Grundierung. Wir nehmen einen Formel-eins-Concealer im Farbton Ivory, um Pickelchen und Flecken abzudecken, darüber tragen wir Basis-Make-up mit Rosa- oder Gelbstich auf, je nach eurer natürlichen Teintfarbe. Danach Rouge, Lidschatten, Wimpern und Gloss!»
«Du hast ja kein einziges Pickelchen oder Fleckchen auf deiner Haut», sagte Melinda zu mir. «Welche Creme benutzt du denn?»
«Eigentlich gar keine», sagte ich. «Aber ich wasche mir abends immer das Gesicht.»
Melinda verdrehte die Augen.
«Top secret, was?»
«Nein ehrlich, ich benutze wirklich keine Cremes.»
«Na egal, wie du meinst.»
«Das ist wahr, Mel», sagte Molly. «Beths Familie glaubt nicht an Kosmetik. Sie sind strenggläubig, ein bisschen wie die Amish People.»
«Wahrscheinlich wirkt das Bibellesen auch bei Hautproblemen Wunder», knurrte Melinda.
Wenn Melinda auch nicht richtig mit mir warmwurde, musste ich doch zugeben, dass sie beim Schminken wusste, was sie tat. Als ich am Schluss in den Spiegel sah, verschlug es mir die Sprache. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich nicht mehr so blass. Meine Wangen waren zart rosig, meine Lippen voll und rot, wenn auch ein bisschen zu glänzend für meinen Geschmack. Die Augen wirkten riesig und strahlten, umrahmt von langen, zarten Wimpern und einer dünnen schwarzen Linie, und die Lider schimmerten silbrig. Aber das Beste daran war, dass ich immer noch aussah wie ich selbst – wenn auch wie eine viel glamourösere Ausgabe von mir. Molly und die anderen Mädchen wirkten dagegen ziemlich maskenhaft und zugekleistert.
Nach dem Salon Schwan gingen die anderen direkt zum Friseur, aber ich beschloss, nach Hause zu gehen und Ivy meine Haare machen zu lassen. Ich war schon ganz erschöpft von der Sitzung im Schönheitssalon; mehr davon hätte ich definitiv nicht ertragen. Außerdem vertraute ich Ivy mehr als jedem anderen.
Als ich zu Hause ankam, waren Gabriel und Ivy schon fertig angezogen und zurechtgemacht. Gabriel saß in seinem Smoking am Küchentisch. Sein blondes Haar hatte er mit Gel zurückgekämmt. Er sah aus wie ein verträumter Hollywood-Schauspieler, der einen Gentleman aus dem 18 . Jahrhundert spielt. Ivy stand in einem langen, smaragdfarbenen Seidenkleid am Küchenbecken und wusch ab. Sie hatte ihr fließendes Haar zu einem lockeren Knoten im Nacken zusammengesteckt. Mit ihren rosafarbenen Gummihandschuhen zur Abendrobe bot sie einen merkwürdigen Anblick, mehr wie ein Traumbild als wie ein menschliches Wesen. Sie winkte mir mit dem Schwamm, als ich zur Tür hineinkam.
«Du siehst wunderschön aus», sagte sie. «Sollen wir hochgehen und dir die Haare machen?»
Oben half mir Ivy zuerst in mein Kleid und zupfte es zurecht, bis es perfekt saß. Ich sah darin aus wie eine Säule aus schimmerndem Mondlicht. Dann zog ich die zarten silbernen Schuhe dazu an. Meine Schwester musste mir die Freude angesehen haben. «Schön, dass es dir gefällt», strahlte sie. «Ich weiß, dass nicht alles so gelaufen ist, wie du es dir gewünscht hast. Aber ich möchte, dass du trotzdem hinreißend aussiehst und einen wundervollen Ball genießt.»
«Du bist die beste Schwester der Welt!», sagte ich und drückte sie an mich.
«Nur nicht übertreiben», lachte sie. «Lass uns erst mal sehen, was wir mit deinem Haar machen können.»
«Bitte nichts Kompliziertes», bat ich. Sie löste das Haargummi und ließ mein gelockertes Haar fallen. «Ich möchte, dass es mich … widerspiegelt.»
«Mach dir keine Sorgen.» Sie tätschelte mir beruhigend den Kopf. «Ich weiß haargenau, was du meinst.»
Mit ihren flinken Fingern brauchte Ivy nicht lange, mein Haar perfekt in Form zu bringen. Es fiel in weichen Wellen meinen Rücken hinab. Ivy nahm zwei Strähnen von den Seiten und flocht sie in Zöpfe, die sie wie ein Band über meinen Kopf legte und mit einer Kette aus winzigen Perlen befestigte, die wunderbar zu meinem Kleid passte.
«Einfach perfekt», sagte ich. «Was hätte ich nur ohne dich getan.»
Um Punkt sechs Uhr kam Xavier herüber, um mich in meinem Kleid zu sehen. Wenigstens für kurze Zeit würden wir so tun können, als wäre unser vollkommener Abend nicht durch ein schlechtgetimtes Rugby-Foul verdorben worden. Ich hörte, wie er am Fuß der Treppe mit Gabriel
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