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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Kompliziertheit gibt es keine Tiefe.»
    «Du stehst auf Tiefe?», fragte ich. «Molly sagt immer, Jungs wollen lieber entspannte Mädchen.»
    «Entspannt bedeutet nur, dass man sie leicht ins Bett bekommt», erwiderte Jake. «Wobei daran ja andererseits nichts Falsches ist.»
    «Ist das nicht das Gegenteil von Tiefe?», wandte ich ein. «Du musst dich schon entscheiden!»
    «Ein Schachspiel kann Tiefe haben.»
    «Äh … ja, kann es. Vielleicht sind Mädchen und Schachfiguren irgendwie austauschbar für dich?»
    «Niemals», sagte Jake. «Hast du schon jemals jemandem das Herz gebrochen?»
    «Nein», antwortete ich, «das will ich auch nicht. Und du?»
    «Schon viele, aber nie ohne guten Grund.»
    «Was ist denn ein guter Grund?»
    «Sie waren nicht die Richtigen für mich.»
    «Hoffentlich hast du es ihnen persönlich gesagt», bemerkte ich. «Und nicht am Telefon oder so.»
    «Wofür hältst du mich eigentlich?», sagte Jake. «Natürlich habe ich das getan, das haben sie sich verdient. Das bisschen Würde war ja schließlich alles, was sie am Ende noch hatten.»
    «Was meinst du denn damit?», fragte ich neugierig.
    «Sagen wir einfach: Liebe kommt, Liebe geht», antwortete er.
    Wir ertrugen Dr. Chesters nervtötende Rede, in der er sich darüber ausließ, dass dies hier unsere «ganz besondere Nacht» sei und dass er von uns erwarte, dass wir uns verantwortungsvoll benähmen und nichts tun würden, was den guten Ruf von Bryce Hamilton beschädigen könnte. Dr. Chester sagte, er gehe davon aus, dass wir nach dem Ball alle direkt nach Hause fahren würden und keinerlei «unerlaubte Aktivitäten» unternähmen. Im Publikum war leises Kichern zu hören, aber der Direktor zog es vor, es zu überhören. Stattdessen erinnerte er uns daran, dass er unseren Eltern einen Brief geschickt hatte, in dem er private Feiern nach dem Ball ausdrücklich verboten und ihnen ans Herz gelegt hatte, auf keinen Fall das eigene Haus als Partylocation zur Verfügung zu stellen.
    Was Dr. Chester nicht wusste, war, dass die Party nach dem Ball schon vor Monaten geplant worden war. Die Leute, die sie organisiert hatten, waren natürlich nicht so naiv, sie zu Hause bei einem unserer Mitschüler stattfinden zu lassen, womöglich noch, während die Eltern im ersten Stock schliefen. Stattdessen hatten sie als Ort eine alte verlassene Fabrik außerhalb der Stadt gewählt. Der Vater eines der älteren Schüler war Architekt, der das Gebäude in Appartements hatte umwandeln sollen. Weil die örtlichen Denkmalschutzverbände dagegen protestiert hatten, war das Projekt auf Eis gelegt worden, bis die Sache endgültig entschieden war. Das Fabrikgebäude war riesig und dunkel, und vor allem lag es weit weg von allem. Niemand würde darauf kommen, dass ausgerechnet hier die «Afterparty» stattfinden würde. Egal, wie laut die Musik sein würde, niemand würde sich beschweren, denn es gab keine Wohnstraßen in der Nähe. Irgendjemand kannte einen professionellen DJ , der sich bereiterklärt hatte, in der Nacht aufzulegen – gratis. Und so warteten alle ungeduldig auf das Ende des Balls, um endlich zur «echten Party» zu gehen. Doch selbst wenn Xavier bei mir gewesen wäre, wäre ich niemals hingegangen. Ich war in meinem menschlichen Leben erst einmal auf einer Party gewesen, und das hatte mir gereicht.
    Nach den Reden wurde das Essen aufgetragen, und danach stellten wir uns alle in einer Reihe auf, um uns für die Schulzeitung fotografieren zu lassen. Die meisten Paare nahmen die Standardhaltung ein: einen Arm um die Taille des anderen geschlungen, die Mädchen mit einem spröden Lächeln auf den Lippen, die Jungen sehr steif. Man konnte ihnen ansehen, wie sehr sie fürchteten, eine falsche Bewegung zu machen und das Foto zu verderben – denn sie wussten, dass würde man ihnen niemals verzeihen.
    Ich hätte wissen müssen, dass Jake etwas anderes im Sinn hatte. Als wir an der Reihe waren, fiel er auf die Knie, pflückte eine Rose vom Tischbukett und nahm sie zwischen die Zähne.
    «Lächeln, Prinzessin», flüsterte er mir zu.
    Der Fotograf, der mechanisch auf den Auslöser seiner Kamera gedrückt hatte, war dankbar für die Abwechslung und strahlte. Wir kletterten vom Podest, und aus dem Augenwinkel sah ich, wie die anderen Mädchen ihre Partner schief ansahen. Ihr Blick sagte: «Warum kannst du nicht auch so romantisch sein wie Jake Thorn?» Der Junge, der versuchte, Jake zu kopieren, stach sich an den Dornen der Rose in die Lippe und musste

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