Halo
nicht wahr?», sagte er.
Ich wurde rot. «Nicht wirklich. Ich weiß dann nie, was ich sagen soll.»
«Wie wär’s mit einem schlichten Dankeschön?»
«Danke, Jake.»
«Siehst du, war doch gar nicht so schwierig. Ich könnte ein bisschen frische Luft gebrauchen. Wie ist es mit dir?»
«Wird wohl nicht so leicht, hier herauszukommen», gab ich zu bedenken und machte eine Kopfbewegung zu den Lehrern an der Eingangstür, die dort Wache standen.
«Ich habe einen Fluchtweg gefunden. Komm mit, ich zeig ihn dir.»
Jakes Fluchtweg führte ganz einfach durch eine Hintertür, die man irgendwie übersehen hatte. Sie lag hinter den Toiletten und führte in einen Lagerraum an der Rückseite des Gebäudes. Er half mir über die Eimer und Putzmittel, die an der Wand standen, und plötzlich stand ich ganz allein mit ihm auf dem Balkon, der sich über die gesamte Außenfront des Pavillons zog. Es war eine klare Nacht, der Himmel übersät mit Sternen, und der leichte Wind fühlte sich kühl an auf meiner Haut. Durch die Fenster sahen wir, dass die Paare immer noch tanzten. Die Mädchen wirkten schon ein bisschen welk und ließen sich dankbar von ihren Tanzpartnern stützen. Gabriel und Ivy standen ein wenig abseits. Sie schimmerten im Licht, als hätte man Sternenstaub über sie gestreut.
«So viele Sterne», murmelte Jake so leise, als spräche er zu sich selbst, «aber keiner ist so schön wie du.»
Er war jetzt so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Ich senkte meinen Blick und hoffte, er würde endlich aufhören, mir Komplimente zu machen. Also versuchte ich, die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken.
«Wenn ich doch nur so selbstsicher wäre wie du. Dich scheint rein gar nichts zu erschüttern.»
«Warum sollte es auch?», entgegnete er. «Das Leben ist ein Spiel – und ich kenne zufällig die Regeln.»
«Selbst du musst doch manchmal Fehler machen.»
«Das ist genau die Einstellung, die die Leute am Gewinnen hindert», bemerkte er.
«Jeder verliert mal, aber wir können aus dem Verlust lernen.»
«Wer hat dir das denn erzählt?» Jake schüttelte den Kopf. Der Blick seiner smaragdgrünen Augen bohrte sich in meinen. «Ich hasse es zu verlieren und bekomme immer, was ich will.»
«Hast du denn jetzt auch alles, was du willst?»
«Nicht ganz», antwortete er. «Es gibt noch etwas, was mir fehlt.»
«Und das wäre?», fragte ich beklommen. Irgendetwas warnte mich, dass ich mich auf gefährlichem Terrain bewegte.
«Du», sagte er einfach.
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Die Richtung, die unser Gespräch genommen hatte, gefiel mir gar nicht.
«Ja, also, das ist sehr schmeichelhaft, Jake, aber du weißt ja, dass ich nicht zu haben bin.»
«Das ist völlig egal.»
«Mir nicht!» Ich trat einen Schritt zurück. «Ich liebe Xavier.»
«Ist dir nicht selbst klar, dass du mit dem Falschen zusammen bist?»
«Nein, ist es nicht», erwiderte ich scharf. «Und du bist natürlich der Richtige, nehme ich an?»
«Ich finde vor allem, dass ich eine Chance verdiene.»
«Du hast versprochen, nicht wieder damit anzufangen», sagte ich. «Du und ich sind Freunde, und du solltest das schätzen lernen.»
«Oh, das tue ich, aber es reicht mir nicht.»
«Aber du entscheidest das hier nicht! Ich bin doch kein Spielzeug, auf das man einfach so zeigen kann, und dann bekommt man es.»
«Da bin ich anderer Meinung.»
Er machte einen Schritt auf mich zu, packte mich bei den Schultern und zog mich an sich. Unsere Körper schmiegten sich aneinander, und seine Lippen suchten die meinen. Ich wandte mein Gesicht ab, aber er drehte es mit der Hand zu sich und presste seinen Mund auf meinen. Über den Himmel schien ein Blitz zu zucken, aber es regnete nicht. Sein Kuss war hart und drängend, und er hielt mich in seinem eisernen Griff gefangen. Ich wehrte mich und stieß immer wieder gegen seine Brust, bis ich mich endlich von ihm losmachen konnte.
«Was tust du da?», schrie ich. Ich war jetzt wirklich wütend.
«Ich gebe uns nur, was wir beide wollen», entgegnete er.
«Ich will das aber nicht!», rief ich. «Was habe ich bloß getan, dass du das glaubst?»
«Ich kenne dich, Bethany Church. Du bist kein kleines Mäuschen», knurrte Jake. «Ich habe doch gesehen, wie du mich angeschaut hast, und ich fühle die Anziehung zwischen uns.»
«Da gibt es keine Anziehung», betonte ich. «Nicht zwischen uns beiden. Tut mir leid, dass du dich geirrt hast.»
Seine Augen funkelten gefährlich. «Weist du
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