Halo
mich allen Ernstes ab?», fragte er.
«Allen Ernstes», bestätigte ich. «Ich bin mit Xavier zusammen. Das habe ich dir gesagt. Es ist nicht meine Schuld, dass du es mir nicht glauben wolltest.»
Jake machte wieder einen Schritt auf mich zu, sein Gesicht dunkel vor Wut. «Bist du ganz sicher, dass du weißt, was du da tust?»
«Ich war mir einer Sache niemals sicherer», entgegnete ich kalt. «Jake, du und ich können niemals mehr als Freunde sein.»
Er stieß ein kehliges Lachen aus. «Nein danke», erklärte er. «Nicht interessiert.»
«Kannst du dich nicht wenigstens ein bisschen reifer verhalten?», sagte ich.
«Ich glaube, du verstehst das nicht, Beth. Wir sind füreinander bestimmt. Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet.»
«Was meinst du damit?»
«Ich habe jahrhundertelang nach dir gesucht. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.»
Ich fühlte, wie sich eine seltsame Kälte in meiner Brust ausbreitete. Wovon redete er? «Nie, nicht in meinen wildesten Träumen, hätte ich gedacht, dass du … eine von ihnen sein könntest. Zuerst habe ich mich dagegen gewehrt, aber es hat nichts genützt – unser Schicksal steht in den Sternen.»
«Da hast du etwas falsch verstanden», unterbrach ich. «Wir haben kein gemeinsames Schicksal.»
«Weißt du eigentlich, wie es ist, wenn man ziellos durch die Welt streift, immer auf der Suche nach einem speziellen Menschen, der sonst wo sein könnte? Ich werde jetzt auf keinen Fall aufgeben.»
«Na ja, vielleicht hast du keine Wahl.»
«Ich werde dir noch eine einzige Chance geben», zischte er gefährlich leise. «Ich glaube nicht, dass du das verstehst, aber du machst einen schrecklichen Fehler – einen, der dich alles kosten wird, was du gernhast.»
«Auf Drohungen reagiere ich grundsätzlich nicht», sagte ich hochmütig.
«Also gut.» Jakes Gesicht verdüsterte sich, und er trat einen Schritt zur Seite. Sein ganzer Körper wurde von einem heftigen Schauder geschüttelt, so als ob ihn mein Anblick in grenzenlose Wut versetzte. «Ich habe es satt, für die Engel den netten Kerl zu spielen.»
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27 Spiel mit dem Feuer
Im nächsten Augenblick wirbelte Jake herum und verschwand auf dem Weg, den wir gekommen waren. Regungslos stand ich da, und ein Schauder durchlief meinen Körper. Ich überlegte, ob ich die Drohung in seinen Abschiedsworten vielleicht missverstanden hatte. Aber ich wusste es besser. Plötzlich hatte ich das Gefühl, von der Nacht erdrückt zu werden, daran zu ersticken. Zweier Dinge war ich mir sicher: Jake Thorn wusste von uns, und er war gefährlich. Wie blind war ich gewesen, dass ich das vorher nicht bemerkt hatte! Ich hatte unbedingt das Gute in ihm sehen wollen und dabei die Warnzeichen ignoriert. Und jetzt blinkten diese Zeichen so hell wie Neonlampen.
Jemand packte mich am Ellenbogen, und ich keuchte vor Schreck auf. Zu meiner Erleichterung war es Molly.
«Was ist los?», fragte sie. «Wir haben dich durchs Fenster gesehen. Bist du jetzt mit Jake zusammen? Hast du dich mit Xavier gestritten oder so?»
«Nein!», platzte ich heraus. «Natürlich bin ich nicht mit Jake zusammen! Er ist einfach … Ich weiß nicht, was passiert ist … ich muss nach Hause.»
«Was? Warum? Du kannst jetzt nicht einfach gehen. Was ist mit der Party?», sagte Molly, aber ich war bereits losgelaufen.
Ich fand Gabriel und Ivy am Lehrertisch. «Wir müssen gehen!», drängte ich und zerrte Gabriel am Ärmel.
Ich war nicht sicher, ob er bereits wusste, was geschehen war, oder ob er einfach die Dringlichkeit in meiner Stimme wahrnahm, auf jeden Fall stellte er keine Fragen. Er und Ivy sammelten schweigend ihre Sachen zusammen und führten mich aus dem Pavillon und zu unserem Jeep. Auf dem Heimweg hörten sie ebenso schweigend meinen Bericht an. Ich erzählte ihnen, was mit Jake passiert war, und wiederholte seine letzten Worte.
«Ich kann nicht glauben, dass ich so dumm gewesen bin», jammerte ich und ließ den Kopf in meine Hände sinken. «Ich hätte es merken müssen … ich hätte ihn erkennen müssen.»
«Es ist nicht deine Schuld, Bethany», sagte Ivy.
«Was ist bloß los mit mir?», antwortete ich. «Warum habe ich es nicht gespürt? Ihr habt doch gespürt, dass irgendwas nicht in Ordnung war, oder? Ihr wusstet es schon, als er den Fuß in unser Haus gesetzt hat.»
«Wir haben eine dunkle Energie gespürt», gab Gabriel zu.
«Warum habt ihr nichts gesagt?», fragte ich. «Warum habt ihr mich nicht daran
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