Halo
denn auch?» Gabriels steinernes Gesicht schien einen winzigen Moment lang weich zu werden, und seine Mundwinkel zuckten leicht. Aber eine Sekunde später hatte er sich wieder im Griff, und der Anflug eines Lächelns war wieder verschwunden.
«Ich fürchte, als Lehrer ist es meine Pflicht, so zu tun, als hätte ich den Ausdruck ‹Afterparty› nicht gehört», sagte Gabriel streng. «Dr. Chester hat es verboten.»
«Na ja, also, der gute alte Doc kann nicht wirklich etwas dagegen tun, oder?», lachte Molly.
«Wer ist denn dein Tanzpartner?», fragte Gabriel, um das Thema zu wechseln. «Ich glaube, ich habe ihn noch nicht getroffen.»
«Er heißt Ryan und sitzt dort drüben.»
Molly deutete mit dem Finger auf Ryan und seinen Freund, die auf dem liebevoll gedeckten Tisch Armdrücken spielten. Gerade warf einer von ihnen aus Versehen ein Glas vom Tisch. Es rollte über den Fußboden. Gabriel sah die beiden Jungen tadelnd an.
Molly war das sichtlich unangenehm. Sie wurde sofort rot und schaute weg. «Er ist manchmal ein bisschen unreif, aber ein netter Junge. Na, ich gehe dann mal lieber wieder zu ihm, bevor er etwas wirklich Wertvolles kaputt macht und wir rausgeworfen werden! Wir sehen uns später. Ich habe Ihnen einen Tanz reserviert.»
Ich musste Molly fast zurück zu unserem Tisch schieben, denn sie starrte Gabriel in schamloser Verzückung über die Schulter hinweg an. Ryan schien es überhaupt nicht zu bemerken.
Es dauerte nicht lange, da musste ich erkennen, dass ich die Veranstaltung trotz der wunderschönen Umgebung auch nicht recht genießen konnte. Die Gespräche waren oberflächlich und langweilig, und ich ertappte mich mehrmals dabei, wie ich nach einer Uhr suchte, um zu sehen, wie spät es war. Ob ich mich wohl kurz entschuldigen konnte, um Xavier anzurufen und ihm zu erzählen, wie der Abend bisher gelaufen war? Aber an der Eingangstür standen Männer, die darauf achteten, dass niemand in den Garten ging, und die Damentoiletten waren sicher voller Mädchen, die ihr Make-up nachbessern wollten.
Die Nacht kam mir irgendwie matt und glanzlos vor nach all der Vorfreude. Es war nicht Jakes Schuld. Ich spürte, dass er sich sehr bemühte. Er war eine aufmerksame Begleitung, und wenn er mich nicht gerade fragte, ob es mir hier auch wirklich gefiel, machte er einen Witz nach dem anderen und tauschte Anekdoten mit seinen Sitznachbarn aus. Aber um mich herum saßen nur Mädchen, die vorsichtig in ihrem Essen herumstocherten und eingebildete Fusseln von ihren Kleidern streiften, und irgendwie kam es mir so vor, als ob der ganze Ball eigentlich keinen anderen Sinn und Zweck hatte, als dass man herumsaß und dabei hinreißend aussah. Nachdem alle sich gegenseitig gemustert hatten, gab es eigentlich nichts mehr zu tun.
Jake behielt mich die ganze Zeit im Auge, auch wenn er mit anderen sprach. Offenbar war er entschlossen, sich keine meiner Bewegungen entgehen zu lassen. Hin und wieder versuchte er mich in ein Gespräch zu ziehen, indem er spitzfindige Fragen stellte, aber ich blieb einsilbig und starrte die meiste Zeit auf meine Hände. Natürlich wollte ich niemandem den Abend verderben oder mürrisch wirken, aber ich musste ständig an Xavier denken. Was er wohl gerade tat? Und wie anders der Abend verliefe, wenn er bei mir wäre! Ich war zwar am richtigen Ort und trug das richtige Kleid, aber leider mit dem falschen Jungen, und ich konnte nichts dagegen tun – das machte mich wirklich traurig.
«Was ist los, Prinzessin?», fragte Jake, der mich dabei erwischte, wie ich sehnsüchtig hinaus auf das Meer starrte.
«Nichts», antwortete ich schnell. «Ich finde es toll hier.»
«Schmierige kleine Lügen», witzelte er. «Wollen wir ein Spiel spielen?»
«Wenn du willst.»
«Okay … wie würdest du mich in nur einem Wort beschreiben?»
«Getrieben?», schlug ich vor.
«Falsch. Getrieben bin ich nun wirklich nicht. Hier eine Tatsache aus meinem Vorrat an unnützem Wissen: Ich mache niemals meine Hausaufgaben. Was macht mich also einzigartig?»
«Dein Haargel? Deine Frohnatur? Deine sechs Zehen?»
«Also, das war nun wirklich unsachlich. Ich habe den sechsten doch schon vor Jahren entfernen lassen.» Er lächelte mich strahlend an. «Jetzt beschreib dich selbst in einem Wort.»
«O …» Ich zögerte. «Ich weiß es wirklich nicht … das ist schwierig.»
«Gut», sagte er. «Ich mag keine Mädchen, die sich in nur einem Wort beschreiben können. Die sind mir einfach zu unkompliziert. Und ohne
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