Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
Eine Welle von Übelkeit durchflutete mich, und ich bekam einen Tunnelblick, sodass ich nur noch zwei Gesichter auf dem Bildschirm erkannte: meines und Jake Thorns während eines Kusses. Ich ließ mich in den Stuhl fallen und starrte das Bild an. Jakes Hände lagen um meinen Rücken und meine Hände an seinen Schultern, weil ich versuchte, ihn von mir wegzustoßen. Ich hatte die Augen vor Schreck geschlossen, aber für jeden, der die Szene nicht miterlebt hatte, musste es so aussehen, als würde ich mich diesem Kuss leidenschaftlich hingeben.
    «Wir müssen das löschen!», rief ich und griff nach der Maus. «Es muss sofort weg!»
    «Das können wir nicht», sagte Molly leise.
    «Was heißt das?», würgte ich hervor. «Wieso können wir es nicht löschen?»
    «Nur Kristy kann es auf ihrer Facebook-Seite löschen», sagte Molly. «Du kannst sie blocken, aber die Leute können auf Kristys Seite weiterhin das Foto sehen.»
    «Aber es muss weg», bettelte ich. «Schnell, bevor Xavier es sieht.»
    Molly sah mich mitleidig an.
    «Beth, Herzchen, ich fürchte, das hat er längst.»
     
    Ich rannte aus dem Computerraum und aus dem Schulgebäude. Ich wusste nicht, wo Gabriel war, aber ich konnte es mir nicht leisten, auf ihn zu warten. Xavier musste die ganze Geschichte erfahren, und zwar sofort.
    Sein Haus war nicht weit von der Schule entfernt, und ich lief den ganzen Weg, geleitet von meinem unfehlbaren Orientierungssinn. Es war mitten am Tag, also mussten Bernie und Peter bei der Arbeit sein; Claire war mit ihren Brautjungfern bei einer Anprobe und die anderen in der Schule.
    Als ich an der Tür klingelte, machte mir Xavier auf. Er trug ein ausgeleiertes graues Sweatshirt und Jogginghosen und hatte sich nicht rasiert. Der Gips um seinen Knöchel war ab, aber er stützte sich immer noch an seiner Krücke ab. Seine glatten Haare waren leicht zerzaust, und sein Gesicht sah so schön aus wie immer, doch in seinen Augen lag ein anderer Ausdruck. Diese vertrauten türkisen Seen, die immer für mich geglitzert hatten, sahen mich nun feindselig an.
    Xavier sagte kein Wort, als er mich vor der Tür stehen sah. Er drehte sich bloß um und ließ die Tür offen stehen. Ich war nicht sicher, ob er wollte, dass ich ihm ins Haus folgte, aber das war mir auch egal. Er war offenbar in der Küche gewesen und hatte eine Schüssel Müsli gegessen, obwohl es schon beinahe Mittag war. Er sah mich nicht an.
    «Ich kann alles erklären», sagte ich sanft. «Es ist nicht so, wie es aussieht.»
    «Ist es nicht?», fragte er mit leiser Stimme. «Ich glaube, es ist genau so, wie es aussieht. Was soll es denn sonst sein?»
    «Xavier, bitte», sagte ich und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. «Ich kann das erklären, bitte hör mich an.»
    «Du wolltest ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung geben!», höhnte Xavier. «Oder du hast zu Forschungszwecken Speichelproben genommen? Oder er hat eine seltene Krankheit, und das war sein Letzter Wille? Hör auf, mit mir zu spielen, Beth, ich bin nicht in Stimmung.»
    Ich lief zu ihm hin und nahm seine Hand, aber er zog sie weg. Mir wurde übel; das lief alles ganz und gar nicht so, wie es laufen sollte. Was war nur los? Ich konnte die Distanz, die zwischen uns entstanden war, nicht ertragen. Xavier schien eine unsichtbare Mauer aufgebaut zu haben, eine Barriere. Diese kalte, abweisende Person war nicht der Xavier, den ich kannte.
    «Jake hat mich geküsst», sagte ich nachdrücklich. «Und dieses Foto wurde geschossen, kurz bevor ich ihn von mir wegschieben konnte.»
    «Sehr überzeugend», murmelte Xavier. «Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Ich bin vielleicht kein Engel, aber deswegen bin ich noch lange kein Idiot.»
    «Du kannst Molly fragen!», rief ich. «Oder Gabriel oder Ivy – sie werden es dir sagen.»
    «Ich habe dir vertraut», sagte Xavier. «Und du betrügst mich bei der ersten Gelegenheit.»
    «Das ist nicht wahr!»
    «Du hättest zumindest den Anstand haben können, erst mit mir Schluss zu machen, dann hätte ich es nicht von allen anderen erfahren müssen.»
    «Es ist nicht vorbei», würgte ich heraus. «Sag das doch nicht! Bitte …»
    «Begreifst du denn nicht, wie entwürdigend das alles für mich ist?», sagte er. «Da steht ein Foto von meiner Freundin im Netz, die einen anderen Typen abknutscht, während ich mit einer bescheuerten Verletzung zu Hause sitze. Alle meine Freunde haben mich angerufen und mich gefragt, ob du per Telefon mit mir Schluss gemacht hättest.»
    «Ich

Weitere Kostenlose Bücher