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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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nicht anmerken. Ich hoffte, dass ich das Gespräch abgebogen hatte, indem ich ihm den Rücken zugedreht hatte, auch wenn das noch so unhöflich war. Er hatte mich in einem unbeobachteten Moment ertappt, und irgendwas an ihm brachte mich ganz durcheinander. Ich wusste nicht, wo ich hinschauen oder was ich mit meinen Händen tun sollte. Aber er schien nicht in Eile zu sein.
    «Weißt du, eigentlich ist es üblich, im Klassenzimmer zu lernen», fuhr er fort.
    Ich war gezwungen, mich wieder umzudrehen, ich konnte ihn nicht länger ignorieren. Ich versuchte meine Unlust auf das Gespräch mit einem coolen Gesichtsausdruck zu verdeutlichen, aber als mein Blick seinem begegnete, geschah etwas vollkommen anderes. Mein Körper spielte plötzlich verrückt, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich versuchte das Gleichgewicht wiederzufinden, um nicht umzufallen.
    Offensichtlich dachte er, ich würde gleich ohnmächtig werden, denn er streckte unwillkürlich den Arm aus, um mich aufzufangen. Ich bemerkte die schmale Lederkordel, die er am Handgelenk trug, das einzige Utensil, das so gar nicht zu seinem ansonsten konventionellen Äußeren passte.
    Meine Erinnerung an ihn war ihm nicht gerecht geworden. Er hatte zwar das strahlend gute Aussehen eines Schauspielers, aber wirkte keineswegs eingebildet. Seine Lippen waren halb zu einem Lächeln verzogen, und seine Augen hatten eine Tiefe, die ich beim ersten Mal nicht bemerkt hatte. Er war groß und schlank, doch unter seiner Uniform konnte ich die Schultern eines Schwimmers ausmachen. Er sah mich an, als wollte er mir helfen, wusste aber offensichtlich nicht, wie, und während ich ihn ebenfalls anstarrte, erkannte ich, dass seine Anziehungskraft sowohl von der Gelassenheit herrührte, die er ausstrahlte, als auch von seinen regelmäßigen Zügen und seiner glatten Haut. Ich suchte nach einer geistreichen Antwort, um ähnlich selbstbewusst zu wirken wie er, aber mir fiel keine ein.
    «Mir ist nur ein bisschen schwindelig, das ist alles», murmelte ich. Mit noch immer besorgtem Blick machte er einen Schritt auf mich zu.
    «Möchtest du dich hinsetzen?»
    «Nein, es geht mir wieder gut.» Ich schüttelte entschieden den Kopf.
    Beruhigt, dass ich nicht vorhatte, ohnmächtig zu werden, streckte er mir die Hand entgegen und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.
    «Als wir und das letzte Mal begegnet sind, kam ich nicht dazu, mich vorzustellen. Ich heiße Xavier.»
    Er hatte es also nicht vergessen.
    Seine Hand war groß und warm. Er hielt meine einen Moment zu lange fest. Ich erinnerte mich, was Gabriel über das Vermeiden von menschlichen Begegnungen gesagt hatte. In meinem Kopf läuteten die Alarmglocken, und ich zog stirnrunzelnd meine Hand weg. Es wäre sicher nicht wirklich schlau, sich mit diesem wahnsinnig gut aussehenden Jungen mit dem Tausend-Watt-Lächeln anzufreunden, vor allem, weil mir das Flattern in meiner Brust sagte, dass ich bereits in Schwierigkeiten steckte. Ich lernte gerade, die Signale zu deuten, die mein Körper aussendete und wusste, dass mich dieser Junge nervös machte. Aber da war auch noch ein zartes anderes Gefühl, eins das ich nicht einordnen konnte. Ich wendete mich von ihm ab und machte einen Schritt in Richtung Klassenzimmer. Durch die Tür sah ich, dass das Licht gerade wieder angegangen war. Ich wusste, dass ich unhöflich war, aber ich war zu verunsichert, ich konnte es nicht ändern. Xavier wirkte nicht beleidigt, mein Verhalten schien ihn vielmehr zu amüsieren.
    «Ich bin Bethany», brachte ich gerade noch heraus, schon halb in der Tür.
    «Bis bald, Bethany», sagte er.
    Ich hatte das Gefühl, dass mein Gesicht so rot war wie eine Tomate, als ich in den Chemieraum zurückkam. Mr. Velt warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, weil ich so lange auf der Toilette gewesen war.
     
    Bis zum Mittag war mir klar, dass die Bryce Hamilton das reinste Minenfeld von Halogenlampen und anderen Fallen darstellte, mit denen man Undercoverengel wie mich aufspüren konnte. Im Sportunterricht bekam ich eine leichte Panikattacke, weil ich mich vor all den anderen Mädchen ausziehen sollte. Sie streiften ohne zu zögern ihre Kleidung ab und warfen sie in Schränke oder auf den Boden. Molly hatte sich mit ihrem BH verheddert und bat mich, ihr zu helfen, was mich völlig nervös machte. Ich hoffte, dass sie nicht bemerkte, wie unnatürlich weich meine Hände waren.
    «Wow, du musst dich ja wie verrückt eincremen», sagte sie.
    «Jeden Abend»,

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