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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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würde.
    «Dolly.»
    «Entschuldigen Sie, Dolly, aber wir sind ein bisschen in Eile, die beiden müssen in die Schule.»
    «Natürlich. Wie dumm von mir, so viel zu schwatzen. Also, wenn Sie etwas brauchen, dann zögern Sie nicht zu fragen. Sie werden feststellen, dass unser kleiner Ort hier sehr gut zusammenhält.»
     
    Wegen Dollys «kurzem Vorbeischauen» verpasste ich die erste Hälfte der Englischstunde, und Gabriels Siebtklässler vergnügten sich bei seinem Eintreffen gerade damit, Papier und Stifte gegen den Deckenventilator zu werfen. Die zweite Stunde hatte ich frei und passte Molly bei den Spinden ab. Sie berührte zur Begrüßung meine Wange mit ihrer, und während ich meine Bücher auspackte, erzählte sie mir ausführlich, was sich gestern Abend bei Facebook ereignet hatte. Offensichtlich hatte ihr ein Junge namens Chris eine Nachricht mit mehr Grüßen und Küssen als üblich hinterlassen, und Molly überlegte jetzt, ob dies wohl eine neue Phase in ihrer Beziehung einläutete. Die Göttlichen Gesandten hatten unser Haus von sämtlicher «ablenkender» Technik bereinigt, sodass ich nicht viel von dem verstand, was Molly mir erzählte. Aber ich schaffte es, in regelmäßigen Abständen zu nicken, und sie schien meine Gleichgültigkeit nicht zu bemerken.
    «Wie kannst du virtuell wissen, was jemand tatsächlich fühlt?», fragte ich.
    «Dafür gibt es doch die Emoticons, du Dummi», erklärte Molly. «Aber klar, man sollte nicht zu viel in sie hineininterpretieren. Weißt du, welches Datum wir heute haben?» Molly hatte die verwirrende Eigenschaft, ohne Vorwarnung von einem Thema zum nächsten zu springen.
    «Heute ist der sechste März», sagte ich.
    Molly zog einen pinkfarbenen Kalender heraus und hakte mit einem schrillen Aufschrei den Tag mit dem Füller ab.
    «Nur noch 72  Tage», sagte sie und wurde rot vor Aufregung.
    «Bis?», fragte ich.
    Sie sah mich fassungslos an.
    «Bis zum Abschlussball, du Loser! Ich habe mich noch nie in meinem Leben mehr auf etwas gefreut!» Normalerweise wäre ich beleidigt gewesen, weil sie mich «Loser» genannt hatte, aber ich hatte schon festgestellt, dass die Mädchen hier Beleidigungen als eine Art Kosenamen benutzten.
    «Ist es nicht noch ein bisschen früh dafür?», fragte ich. «Es ist noch über zwei Monate hin!»
    «Ja, ich weiß, aber es ist
das
Ereignis des Jahres. Man bereitet sich frühzeitig darauf vor.»
    «Warum?»
    «Ist die Frage ernst gemeint?» Mollys Augen weiteten sich. «Es ist der Schritt ins Erwachsenenleben, das Ereignis, an das du dich dein Leben lang erinnern wirst, vielleicht nur noch zu toppen von deiner Hochzeit. Und das mit allem Drum und Dran: Limousinen, Kleider, sexy Partner, Tanzen … Der eine Abend im Leben, an dem wir uns fühlen dürfen wie eine Prinzessin.» Mir kam der Gedanke, dass einige von den Mädchen sich schon an normalen Tagen so verhielten, aber ich behielt meinen Kommentar für mich.
    «Das hört sich gut an», sagte ich. In Wirklichkeit kam mir das ganze Ereignis ziemlich lächerlich vor, und ich beschloss auf der Stelle, es um jeden Preis zu umgehen. Ich konnte mir denken, wie groß Gabriels Abneigung gegen eine derartige Veranstaltung sein würde, bei der sich alles um Eitelkeit und Oberflächlichkeiten drehte.
    «Hast du schon eine Ahnung, mit wem du hingehen willst?», erkundigte sich Molly.
    «Noch nicht», sagte ich ausweichend, «Und du?»
    «Also.» Molly senkte die Stimme. «Casey hat Taylah erzählt, dass sie gehört hat, wie Josh Crosby zu Aaron Whiteman gesagt hat, dass Ryan Robertson überlegt, ob er mich fragen soll.»
    «Wow», sagte ich und versuchte so zu tun, als hätte ich tatsächlich ein Wort verstanden. «Das klingt toll.»
    «Ich weiß!», quietschte Molly. «Aber erzähl es niemandem. Ich bin ein bisschen abergläubisch.»
    Sie grinste, kreiste einen Tag Mitte Mai in meinem Kalender an und malte ein rotes Herz drum herum, bevor ich sie davon abhalten konnte. Dann gab sie mir meinen Kalender wieder und schmiss ihren eigenen in ihren unaufgeräumten Spind. Bücher waren wahllos aufeinandergeworfen, an den Wänden klebten Poster von berühmten Bands, und der Boden war mit leeren Schachteln, einer halbvollen Flasche Diät-Limonade und einer Ansammlung von Lipgloss-Tuben und Pfefferminzbonbondosen übersät. Im Gegensatz dazu standen meine Bücher ordentlich sortiert, mein Blazer hing in der dafür gedachten Ecke, und mein farbig unterlegter Stundenplan klebte mittig an der Innenseite der Tür.

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