Halo
erwidern.
«Das ist niemand. Glaubst du, ich habe noch nicht bemerkt, dass irgendwas an dir anders ist? Ich brauche dich doch nur anzuschauen.»
«Was ist es denn?», fragte ich neugierig.
«Ich bin mir nicht sicher», sagte er. «Aber ich weiß, dass ich genau das an dir mag.»
«Was ich zu sagen versuche, ist, dass ich nie die werden kann, die du willst oder brauchst, sosehr du mich auch magst.»
«Was glaubst du denn, was ich brauche?»
«Jemanden, der eine ernsthafte Beziehung mit dir führt. Was soll das Ganze sonst?»
«Versuchst du mir zu sagen, dass du dieser Jemand nicht sein kannst?» Xaviers Gesichtsausdruck war unergründlich. Sein Gesicht wirkte absolut leer – als wären alle Gefühle ausgelöscht. Vielleicht trug er nach allem, was er durchgemacht hatte, sein Herz nicht gerade auf der Zunge.
Ich wusste, dass er versuchte, es mir einfacher zu machen, aber seine ungeschminkte Frage hatte den gegenteiligen Effekt. Jetzt, wo der Gedanke ausgesprochen war, klang es mir viel zu endgültig. Ich kämpfte immer noch mit den richtigen Worten, und ich fürchtete, dass meine Unsicherheit als Gleichgültigkeit interpretiert werden konnte.
«Es ist in Ordnung», fuhr Xavier fort. «Ich weiß, dass es für dich nicht leicht ist, und ich möchte es dir nicht noch schwerer machen. Würde es dir helfen, wenn ich eine Weile auf Distanz ginge?»
Wie schwankend und widersprüchlich doch menschliche Gefühle waren! Ich hatte in den letzten Minuten versucht, genau das vorzuschlagen, aber jetzt, wo er selbst gehen wollte, war ich am Boden zerstört, auch wenn der Grund für sein Angebot mein Wohlergehen war. Ich wusste nicht genau, welche Reaktion ich erwartet hatte, aber diese war es jedenfalls nicht. Hatte ich mir gewünscht, dass er auf die Knie sinken und seine unsterbliche Liebe erklären würde? Das würde er natürlich nicht tun, aber ich konnte ihn einfach nicht gehen lassen. Ich glaubte nicht, dass ich das aushalten konnte.
«Das war es also?», fragte ich mit erstickter Stimme. «Ich werde dich einfach nicht mehr wiedersehen?»
Xavier wirkte verwirrt. «Moment – war das nicht das, was du wolltest?»
«Ist das alles, was du zu sagen hast?», fragte ich. «Du versuchst nicht einmal, mich umzustimmen?»
«Möchtest du, dass ich versuche, dich umzustimmen?» Sein fragendes, anziehendes Lächeln war zurück.
Ich machte eine Pause, um nachzudenken. Ich wusste, was ich sagen musste. Ein einfaches Nein würde alles beenden und die Dinge auf den Punkt zurückbringen, an dem sie waren, bevor wir uns im Flur vor dem Chemiesaal getroffen hatten, als ich davor geflüchtet war, im Dunkeln zu leuchten. Aber ich schaffte es nicht. Es wäre eine Lüge gewesen.
«Vielleicht wünsche ich mir tatsächlich genau das von dir», sagte ich langsam.
«Beth, für mich klingt das, als ob du nicht weißt, was du willst», sagte Xavier leise. Er hob die Hand und wischte mit seinem Daumen eine Träne fort, die sich den Weg zu meinem Kinn bahnte.
«Ich möchte dein Leben nicht noch komplizierter machen», schniefte ich und erkannte, wie unlogisch ich klingen musste. «Du bist derjenige, der gesagt hat, dass er klare Linien bevorzugt.»
«Da habe ich über Unterrichtsfächer gesprochen, nicht über Menschen. Vielleicht fände ich ein bisschen Durcheinander gar nicht schlecht», sagte er. «Einfache Beziehungen werden überbewertet.»
Ich stöhnte frustriert auf. «Du hast wirklich auf alles eine Antwort.»
«Was soll ich sagen? Was das betrifft, habe ich Talent.» Er nahm meine Hand zwischen seine. «Ich habe eine Idee. Soll ich dir etwas geben, das dir die Entscheidung erleichtert?»
«Okay», stimmte ich zu. «Wenn du meinst, dass es hilft.»
Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte Xavier seine Hände an mein Gesicht gelegt und mein Kinn angehoben. Seine Lippen berührten meine so sanft wie eine Feder, aber es reichte, um mich zum Zittern zu bringen. Ich mochte die Art, mit der er mich hielt, als wäre ich zerbrechlich und könnte kaputtgehen, wenn er zu fest zupacken würde. Er lehnte seine Stirn an meine, als hätten wir alle Zeit der Welt. Eine angenehme Hitze breitete sich in meinem Körper aus, und ich reckte mich zu ihm hoch, suchte wieder nach seinen Lippen. Ich erwiderte seinen Kuss mit leidenschaftlichem Drängen und klammerte mich an ihn. Ich gestattete mir, in seiner Umarmung zu zerschmelzen, und drückte meinen Körper an seinen. Seine Wärme ging durch mein dünnes Shirt hindurch auf mich über, und ich
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