Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
Revolution noch einmal zu schreiben, weil er so ‹liederlich› gewesen sei. Was bedeutet das eigentlich?»
    «Ich glaube, es bedeutet, dass du ihn eine halbe Stunde bevor du ihn abgeben musstest, hingeschmiert hast», sagte Hayley. «Was hast du erwartet – eine Auszeichnung?»
    Megan zuckte die Schultern. «Ich schätze, sie ist nur neidisch, weil sie so behaart ist wie ein Yeti.»
    «Du solltest dich beschweren», sagte ein Mädchen namens Tara mit ernstem Gesichtsausdruck. «Sie diskriminiert dich total.»
    «Ich habe auch das Gefühl, dass sie immer auf dir herumhackt», begann Molly, bevor sie plötzlich schwieg. Ihr Blick blieb an einer Gestalt hängen, die über den Rasen lief.
    Ich drehte mich um, um zu schauen, wer sie so faszinierte, und sah Gabriel ein Stück von uns entfernt zum Musiktrakt gehen. Er wirkte wie ein Einzelgänger mit seinem abwesenden Blick und dem Gitarrenkoffer über der Schulter. Seit neuestem widersetzte er sich in Sachen Kleidung der Schulordnung. Heute trug er seine zerrissene Jeans und ein weißes T-Shirt unter einem Nadelstreifenjackett. Niemand hatte gewagt, ihn darauf anzusprechen. Und wozu auch? Gabriel war so beliebt, dass seine Kündigung unter den Schülern eine Revolte ausgelöst hätte. Ich stellte fest, dass Gabriel so wirkte, als wäre er völlig eins mit seiner Umgebung. Er lief leichtfüßig, und seine Bewegungen waren geschmeidig. Es sah einen Moment so aus, als würde er auf uns zukommen, und Molly setzte sich sofort auf und fuhr sich hektisch durch ihre wilden Locken. Dann schlug er jedoch plötzlich eine andere Richtung ein. Gedankenverloren, wie er war, hatte er nicht einmal zu uns hergeschaut. Molly wirkte enttäuscht.
    «Was erzählt man sich eigentlich über Mr. Church?», wollte Taylah wissen, begierig, sich ihrem üblichen Hobby hinzugeben. Ich war so lange still gewesen, abgetaucht in meinen Phantasien, in denen ich auf einer einsamen Insel irgendwo in der Karibik strandete oder von einem Piratenschiff gekidnappt wurde und darauf wartete, dass Xavier kam und mich rettete, dass die Mädchen vermutlich vergessen hatten, dass ich da war. Sonst hätten sie es sich sicher zweimal überlegt, ob sie in meiner Gegenwart über Gabriel reden sollten.
    «Nichts», sagte Molly abwehrend. «Er ist eine Legende.»
    Ich konnte fast die Rädchen sehen, die sich in ihrem Kopf bewegten. Ich wusste, dass ihre Begeisterung für Gabriel in letzter Zeit noch gewachsen war, nicht zuletzt, weil er so unerreichbar wirkte. Ich wollte gerne verhindern, dass Molly die Abfuhr bekam, die ihre Verliebtheit unvermeidbar mit sich ziehen würde. Gabriel war wie aus Stein, bildlich gesprochen, und unfähig, ihre Gefühle zu erwidern. Er war gefühlt so weit entfernt vom menschlichen Leben wie der Himmel von der Erde. Er sah in den Menschen nichts als gefährdete Seelen, wobei er kaum Männlein von Weiblein unterschied. Ich wusste, dass Molly dem Irrglauben unterlag, dass Gabriel wie die meisten jungen Männer war, die sie kannte: hormongesteuert und unfähig, den weiblichen Reizen zu widerstehen, wenn das entsprechende Mädchen seine Karten richtig ausspielte. Aber Molly hatte keine Ahnung, wer Gabriel war. Er mochte menschliche Gestalt angenommen haben, aber anders als ich war er weit davon entfernt, menschlich zu sein. Im Himmel war er als Engel der Gerechtigkeit bekannt.
    «Er ist ein bisschen verkrampft», sagte Tara.
    «Ist er nicht!», blaffte Molly. «Du kennst ihn doch gar nicht.»
    «Du etwa?»
    «Schön wär’s.»
    «Dann träum mal weiter.»
    «Er ist ein Lehrer», unterbrach Megan sie. «Und mindestens Mitte zwanzig.»
    «Musiklehrer sind anders als die anderen», sagte Molly optimistisch.
    «Ja, anders als die anderen Lehrer», sagte Taylah. «Vergiss es, Molly, er spielt nicht in unserer Liga.»
    Mollys Augen wurden schmal, als hätte man sie herausgefordert. «Da bin ich mir nicht so sicher», sagte sie. «Ich finde eher, dass er in seiner ganz eigenen Liga spielt.»
    Es trat plötzlich eine unangenehme Stille ein, als den anderen wieder einfiel, dass ich auch da war. Das Thema wurde schnell fallengelassen.
    «So», sagte Megan ein bisschen zu fröhlich. «Was den Ball betrifft …»
     
    Als Xavier mich an diesem Nachmittag nach Hause brachte, traf ich Ivy dabei an, wie sie Muffins glasierte. Sie hatte eine Mehlspur auf der Nase, und ihre Augen glitzerten, als ob ihre Tätigkeit sie völlig faszinierte. Sie hatte die Zutaten ordentlich in verschiedenen Messbechern

Weitere Kostenlose Bücher