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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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und ihn zu berühren. Wir waren wie zwei Magnete, die sich gegenseitig anzogen: zu widerstehen war schmerzhafter, als der Versuchung nachzugeben. Die Minuten schlichen dahin, und es war, als würde die Zeit absichtlich langsamer vergehen, um mich zu ärgern.
    Xavier spürte meine Anspannung und blieb nach dem Klingeln sitzen, während er alle anderen vorbeigehen ließ. Während ich so tat, als packte ich meine Bücher und Stifte ein, saß er ganz ruhig da. Ein paar neugierige Schaulustige warfen Blicke in unsere Richtung und hofften wohl, ein paar Worte von unserem Gespräch aufzuschnappen, die sie dann ihren Freunden als pikanten Tratsch präsentieren konnten.
    «Ich habe gestern Abend versucht, dich anzurufen, aber es ging keiner dran», sagte er, als er bemerkte, dass ich mit dem Anfang kämpfte. «Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.»
    Ich zerrte nervös am Reißverschluss meines Etuis herum, der klemmte. Xavier spürte offensichtlich, wie unbehaglich ich mich fühlte, denn er stand auf und legte mir seine Hände auf die Schultern.
    «Was ist los, Beth?» Zwischen seinen Augenbrauen stand die vertraute Falte, die immer auftauchte, wenn er sich Sorgen machte.
    «Ich glaube, der Unfall gestern hat mich ziemlich mitgenommen», sagte ich. «Aber es geht mir schon besser.»
    «Das ist gut. Aber irgendetwas sagt mir, dass da noch mehr ist.»
    Schon nach der kurzen Zeit, in der ich ihn kannte, war Xavier in der Lage, meine Stimmungen zu erspüren, auch wenn seine Augen nichts von seinen eigenen Gefühlen verrieten. Er schaute nicht weg, sein türkisfarbener Blick bohrte sich wie ein Laser in mich hinein.
    «Mein Leben ist ziemlich kompliziert», begann ich vorsichtig.
    «Warum versuchst du nicht, es mir zu erklären? Vielleicht würde ich dich verblüffen.»
    «Die ganze Situation», sagte ich, «Du und ich, die so viel Zeit miteinander verbringen … es ist alles schwieriger, als ich dachte …» Ich machte eine Pause. «Es ist schöner, als ich es mir je vorgestellt hätte, aber ich habe andere Pflichten, andere Verantwortlichkeiten, die ich nicht ignorieren kann.»
    Meine Stimme wurde lauter und kippte, als ich die Welle von Emotionen spürte, die meine Brust durchfluteten. Ich stoppte und holte tief Luft.
    «Es ist in Ordnung, Beth», sagte Xavier. «Ich weiß, dass du ein Geheimnis hast.»
    Ich spürte, wie mich eine eiskalte Angst ergriff, aber gleichzeitig durchströmte mich auch Erleichterung. Wenn Xavier schon jetzt wusste, dass ich eine Betrügerin und Lügnerin war, bedeutete es, dass ich in unserer Mission komplett versagt hatte. Regel Nummer eins für alle Boten des Lichts war es, unsere Identität niemals preiszugeben. Denn wir arbeiteten daran, die Welt wieder zusammenzufügen – und Enttarnung konnte zu allen Arten von Chaos führen. Aber andererseits konnte es auch bedeuten, dass Xavier sich entschieden hatte, mich so oder so zu akzeptieren, und dass die Wahrheit ihn nicht aus der Fassung bringen würde.
    «Das weißt du?», flüsterte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. «Es ist offensichtlich, dass du irgendetwas verheimlichst. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich weiß, dass es dich traurig macht.»
    Ich antwortete nicht sofort. Ich sehnte mich mehr als je zuvor danach, ihm alles zu erzählen, all meine Geheimnisse und Ängste aus mir herausströmen zu lassen wie aus einer umgekippten Flasche, die alles überspülte, was vor ihr lag.
    «Ich verstehe, dass du aus irgendeinem Grund nicht darüber sprechen kannst oder willst», sagte Xavier. «Aber das musst du auch nicht. Ich kann deine Privatsphäre respektieren.»
    «Das ist dir gegenüber nicht fair», sagte ich und fühlte mich zerrissener als je zuvor. Die Vorstellung, von ihm fortzugehen, verursachte mir körperlichen Schmerz in der Brust, als ob mein Herz langsam in zwei Teile zerbrach.
    «Sollte das nicht besser ich entscheiden?»
    «Mach es bitte nicht noch schwerer. Ich versuche, dich zu schützen.»
    «Mich zu schützen?» Xavier lachte. «Wovor?»
    «Vor mir», sagte ich ruhig und erkannte sofort, wie lächerlich das klingen musste.
    «Du wirkst nicht besonders gefährlich auf mich. Es sei denn, du verwandelst dich nachts in einen Werwolf …»
    «Ich bin einfach nicht die, die ich zu sein scheine.» Ich wich vor ihm zurück, als ob ich mich selbst vor der Wahrheit verstecken wollte. Mein ganzer Körper fühlte sich schwach an, als wäre alle Energie aus ihm gewichen. Ich lehnte mich an eine Wand, unfähig, seinen Blick zu

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