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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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neckte ich sie.
    «Ja, aber wir sind noch nicht lange genug hier, um alte zu haben», antwortete Ivy. «Und irgendetwas muss ich geben, sonst würde ich mich ganz schrecklich fühlen. Davon abgesehen, habe ich sie sehr schnell fertig.»
    Ich saß mit einer Mohairdecke um die Schultern in der Hängematte und versuchte nachzuvollziehen, was heute Nachmittag geschehen war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, den Sinn unserer Mission besser zu verstehen als je zuvor, aber gleichzeitig war ich noch nie so durcheinander gewesen. Der heutige Tag hatte mir zum ersten Mal gezeigt, was ich eigentlich tun sollte – Leben schützen. Stattdessen verbrachte ich meine Zeit mit einer Teenagerschwärmerei für einen Jungen, der absolut nichts von mir wusste. Armer Xavier, dachte ich. Er würde mich nie wirklich verstehen, wie sehr er es auch versuchte. Das lag nicht an ihm. Er würde immer nur so viel wissen, wie ich ihm erlaubte. Ich war so sehr damit beschäftigt gewesen, die Fassade zu wahren. Der Gedanke, dass sich früher oder später alles auflösen würde, war mir nicht gekommen. Xavier war an das menschliche Leben und ein Dasein gefesselt, an dem ich nie wirklich teilhaben konnte.
    Die Freude, die ich über meinen Erfolg von heute Nachmittag verspürt hatte, schwand, und ich fühlte mich stattdessen wie seltsam betäubt.

[zur Inhaltsübersicht]
    13 Der Kuss
    Die Sonntagsmesse war die einzige Zeit, während deren ich das Gefühl hatte, wirklich mit meiner Heimat verbunden zu sein. Wenn ich in den Bankreihen kniete und der Musik von «Agnus Dei» lauschte, kam ich meinem früheren Ich sehr nahe. In der Kirche herrschte eine friedliche Ruhe, die sonst nirgendwo zu finden war. Es war kühl und still, wie am Boden des Ozeans, und jedes Mal, wenn ich durch die Tür trat, hatte ich das Gefühl, an einem sicheren Ort zu sein. Ivy und ich waren am Sonntag Messdiener, und Gabriel half Pater Mel, die heilige Kommunion auszuteilen. Nach dem Gottesdienst standen wir immer noch mit ihm zusammen und unterhielten uns.
    «Die Gemeinde wächst», sagte er uns eines Tages. «Ich sehe jede Woche neue Gesichter.»
    «Vielleicht beginnen die Leute zu erkennen, was im Leben wichtig ist», sagte Ivy.
    «Oder vielleicht folgen sie eurem Beispiel», sagte Pater Mel lächelnd.
    «Die Kirche sollte keinen Fürsprecher brauchen», sagte Gabriel. «Sie sollte für sich selbst sprechen.»
    «Es spielt keine Rolle, was die Menschen herführt», sagte Pater Mel. «Es ist nur wichtig, was sie hier finden.»
    «Alles, was wir tun können, ist, sie auf den richtigen Weg zu bringen», stimmte Ivy zu.
    «In der Tat, wir können sie nicht zwingen zu glauben», sagte Pater Mel. «Aber wir können die große Kraft des Glaubens aufzeigen.»
    «Und wir können für sie beten», sagte ich.
    «Natürlich.» Pater Mel zwinkerte mir zu. «Und irgendetwas sagt mir, dass der Herr zuhören wird, wenn ihr ruft.»
    «Er hört uns nicht mehr zu als allen anderen», sagte Gabriel. Ich wusste, dass er befürchtete, zu viel preiszugeben. Obwohl wir Pater Mel nie auch nur den kleinsten Hinweis gegeben hatten, woher wir kamen, gab es ein stillschweigendes Einverständnis zwischen uns. Ich fand, dass das nur natürlich war. Er war Priester, er verbrachte seine ganze Zeit damit, Kontakt zu den Mächten oben zu halten. «Wir können nur hoffen, dass der Herr diese Stadt segnen wird», fügte Gabriel hinzu.
    Pater Mels blaue Augen bedachten uns alle mit einem Blick. «Ich glaube, das hat er schon.»
     
    Am nächsten Tag hatte Xavier in der ersten Pause eine Sportveranstaltung, daher verbrachte ich die Zeit mit Molly und Taylah. Sie unterhielten sich angeregt über einen Kleider-Outlet am Stadtrand. Dort konnte man gefälschte Designerklamotten kaufen, die so echt aussahen wie «die wahre Ware». Als sie fragten, ob ich mitkommen würde, war ich so in Gedanken, dass ich zustimmte. Selbst als sie mich zu einem Lagerfeuer am Strand einluden, nickte ich, ohne wirklich die Einzelheiten der Einladung zu registrieren.
    Ich freute mich, als endlich die fünfte Stunde kam und Xavier und ich zusammen Französisch hatten. Ich fühlte große Erleichterung, mit ihm in einem Raum zu sein, auch wenn ich mich kaum noch konzentrieren konnte. Ich musste dringend mit ihm reden, auch wenn ich noch nicht wusste, was ich ihm sagen wollte. Ich wusste nur, dass ich keine Zeit verlieren durfte.
    Er war weniger als eine Handbreit entfernt, und ich musste mich auf meine Finger setzen, um sie nicht auszustrecken

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