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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Maske des Schreckens erstarrt, Gabriel hingegen schien sich in Stein verwandelt zu haben.
    «Es tut mir leid», fuhr ich fort. «Ich kann nichts gegen meine Gefühle für ihn tun. Er bedeutet mir zu viel.»
    Niemand antwortete.
    «Bitte, sagt etwas», flehte ich. «Was wird jetzt geschehen? Wir werden ins Königreich zurückgerufen, nicht wahr? Ich werde ihn nie wiedersehen.»
    Ich brach in Tränen und heftiges Schluchzen aus und hielt mich an der Arbeitsplatte fest, um mich selbst zu stützen. Meine Geschwister versuchten nicht, mich zu trösten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Schließlich war es Gabriel, der die Stille brach. Er lenkte seinen stahlgrauen Blick auf mich, der Flammen zu werfen schien. Als er zu sprechen begann, klang seine Stimme wuterfüllt.
    «Hast du auch nur die geringste Ahnung, was du getan hast?», fragte er. «Ist dir klar, in welche Gefahr du uns alle gebracht hast?» Seine Wut schwoll an, die Zeichen waren eindeutig: Draußen kam ein rauer Wind auf, er rüttelte an den Fensterläden, und ein Glas auf der Spüle zersprang in kleine Splitter. Ivy legte Gabriel die Hände auf die Schultern. Durch ihre Berührung kam er wieder zu sich und ließ es zu, dass sie ihn zum Tisch führte, wo er sich mit dem Rücken zu mir hinsetzte. Seine Schultern bebten, als er versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Wo war seine endlose Geduld geblieben?
    «Bitte», sagte ich kaum noch hörbar. «Es ist zwar keine Entschuldigung, aber ich glaube …»
    «Sprich es nicht aus!» Ivy drehte sich mit warnendem Blick zu mir um. «Sag nicht, dass du ihn liebst.»
    «Willst du, dass ich euch anlüge?», fragte ich. «Ich habe gegen meine Gefühle angekämpft, wirklich, aber er ist nicht wie andere Menschen. Er ist anders … Er versteht.»
    «Versteht?» Gabriels Stimme zitterte, hatte seine übliche Ruhe verloren. Ich hatte immer gedacht, dass ihn nichts aus der Fassung bringen konnte. «Nur eine Handvoll von Sterblichen sind im Laufe der Geschichte jemals auch nur nahe dran gewesen, das Göttliche zu verstehen. Willst du behaupten, dein Schulfreund ist einer von ihnen?»
    Ich wich zurück. Ich hatte Gabriel noch nie in diesem Ton sprechen hören.
    «Was kann ich tun?», sagte ich leise. Die Tränen liefen mir das Gesicht herunter. «Ich liebe ihn nun einmal.»
    «Das kann schon sein, aber deine Liebe ist flüchtig», sagte Gabriel abweisend. «Es ist deine Pflicht, allen Menschen Verständnis und Mitgefühl entgegenzubringen, und deine besondere Hingabe für diesen Jungen ist falsch. Ihr stammt aus verschiedenen Welten. Es ist nicht möglich. Du hast nicht nur dein Leben gefährdet, sondern auch seins.»
    «Seins?», fragte ich in Panik. «Was meinst du damit?»
    «Beruhige dich, Gabriel», sagte Ivy. Sie packte ihn an der Schulter. «Die Situation ist nun, wie sie ist, und jetzt müssen wir damit umgehen.»
    «Ich muss wissen, was geschehen wird!», rief ich. «Werden sie uns ins Königreich zurückholen? Bitte, ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.»
    Ich hasste es, dass sie mich so verzweifelt sahen, so völlig außer Kontrolle, aber ich wusste, dass ich bei Xavier bleiben musste, wenn ich nicht wollte, dass meine ganze Welt zusammenbrach.
    «Ich glaube, du hast deine sämtlichen Rechte verspielt. Es gibt nur noch eins, was zu tun ist», sagte Gabriel.
    «Was?», fragte ich und versuchte, meine Stimme nicht allzu hysterisch klingen zu lassen.
    «Ich muss mit dem Bund sprechen.»
    Ich wusste, dass er den Kreis der Erzengel meinte, der nur in den heikelsten Situationen zusammengerufen wurde. Sie waren die Stärksten und Mächtigsten unserer Art – gemeinsam konnten sie die Welt in die Knie zwingen. Gabriel sah offensichtlich die Notwendigkeit, sie zur Verstärkung zu rufen.
    «Wirst du ihnen erzählen, wie es passiert ist?», fragte ich.
    «Das wird nicht nötig sein», antwortete Gabriel. «Sie werden es schon wissen.»
    «Was wird geschehen?»
    «Sie werden ihr Urteil verkünden, und wir werden es annehmen.»
    Ohne ein weiteres Wort verließ Gabriel die Küche, und kurz darauf hörten wir, wie sich die Haustür hinter ihm schloss.
     
    Das Warten war qualvoll. Ivy kochte Kräutertee und setzte sich zu mir ins Wohnzimmer, aber es war, als hätte sich eine schwarze Wolke über uns beide gesenkt. Wir waren im selben Raum, aber zwischen uns lag ein ganzer Ozean. Auch Phantom wurde unruhig, er spürte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, und vergrub sein Gesicht in meinem Schoß. Ich versuchte

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