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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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seitliche Schlaufe sah, wusste ich sofort, welch tödlichem Zweck das Ding diente.
    Ich stellte mir vor, wie Unique Montague auf diese Behandlungspritsche stieg, allein, krank und voller Vertrauen darauf, dass der freundliche Arzt ihr helfen würde. Ich stellte mir Unique Montague in dem rostigen Fass vor, wie sie im Salzwasser verweste. Und ich stellte mir Meeresgetier vor, das das Metall durchdrang, um an ihr verfaulendes Fleisch zu kommen. Ich spürte Wut in mir aufsteigen.
    »Wo war das Ding?«, fragte Ryan.
    »In einer Schublade unter der Arbeitsfläche.«
    »Fingerabdrücke?«, fragte ich, weil ich Puderspuren auf dem Draht sah.
    Gullet schüttelte den Kopf.
    »Trug wahrscheinlich Gummihandschuhe. Aber mit Sicherheit nicht, um den Patienten zu schützen.« Gegen die Verachtung in meiner Stimme konnte ich nichts tun.
    »Folgen Sie mir«, sagte Gullet.
    Die beiden restlichen Türen im ersten Stock führten in einen großen Raum, den man wahrscheinlich geschaffen hatte, indem man die Wände zwischen zwei kleinen Schlafzimmern und einem Bad herausgerissen hatte. Der Raum war ausgestattet mit einem Kühlschrank, einem Doppelwaschbecken aus Edelstahl und Arbeitsflächen und Schränken wie im Untersuchungszimmer. In einer Ecke stand ein Infusionsgalgen. Und genau in der Mitte ein Operationstisch.
    An einer Wand waren vier hellblaue Kühlboxen aufgereiht, wie man sie in jedem Supermarkt kaufen kann, um das Picknick an den Strand zu transportieren. Jede war mit einem rot-gelben Beweismittelaufkleber versehen.
    »Ein OP Marke Eigenbau«, sagte Ryan.
    »Samt lichtdichten Vorhängen und modernster OP-Beleuchtung.« Gullet deutete mit ausholender Geste durch den Raum.
    Auf dem Tisch lagen Beweismitteltüten. Ich trat näher.
    Chirurgische Klammern. Mindestens zwanzig Scheren verschiedenster Art. Blutstillende, Moskito- und Gewebeklemmen. Skalpellgriffe und Schachteln mit Wegwerfklingen. Transportetiketten mit der Aufschrift »Biologisches Präparat«. Sterile Beutel. Aufgestapelte Instrumentenschalen.
    In meiner Brust kochte flüssiges Quecksilber.
    »Was ist mit Patientenakten?«, fragte ich, und es fiel mir schwer, meine Stimme neutral zu halten.
    »Berry wird sämtliche Unterlagen herausrücken müssen«, sagte Gullet. »Der Computer ist bereits konfisziert.«
    »Werden Patienteninformationen an die GMC-Zentrale weitergeleitet?«
    Gullet schüttelte den Kopf. »Die Ambulanz ist ein autonomes Projekt, Unterlagen gehen nicht nach draußen. Nach sechs Jahren werden sie vernichtet.«
    »Was erzählt Berry?«, fragte Ryan.
    »Hat nie irgendwas Ungewöhnliches bemerkt. Dr. Marshall ist ein Heiliger.«
    »Was ist mit Daniels?«
    »Hat nie irgendwas Ungewöhnliches bemerkt. Dr. Marshall ist ein Heiliger.«
    »Der Putzmann?«
    »O’Dell Towery. Kommt immer erst abends. Leicht zurückgeblieben. Ein Deputy redet gerade mit ihm. Glaube nicht, dass das viel bringt.«
    »Was läuft in Mexiko?«, fragte ich.
    »Sobald ich was höre, gebe ich Ihnen Bescheid.«
    »Was ist mit Marshalls Büro?«
    »Die Spurensicherung hat was eingetütet, das Ihnen gefallen wird.« Gullet schob beide Hände in die Hosentaschen, zog sie leer wieder heraus, klopfte sich auf die Hemdtasche. »Moment mal.«
    Ich hörte den Sheriff den Gang hinunter und dann wieder hoch laufen. Als er wieder in den OP kam, hielt er eine kleine Beweismitteltüte in der Hand. »Aus einem Hohlraum unter der Bleistiftschale in der Schreibtischschublade. Die Jungs haben das mit so einer Art Staubsauger herausgeholt.«
    Ein gewisser Jubel mischte sich in meinen Abscheu.
    Die Tüte enthielt ein kleines, braunes Schneckenhaus. Wie das kleine, braune Schneckenhaus, das ich in Willie Helms’ Grab gefunden hatte.
    »Wenn Sie mich jetzt einen Augenblick entschuldigen wollen«, sagte Gullet. »Ich muss den guten Arzt informieren, dass er wegen des Verdachts des Mordes an Unique Montague verhaftet ist, und ich muss mich um seinen Abtransport und seine Verwahrung kümmern.«
     
    Nach einem schnellen Mittagessen fuhren Ryan und ich zum Krankenhaus. Weitere gute Nachrichten. Pete redete völlig normal und hatte sogar schon wieder ein wenig Farbe im Gesicht. Nach Angaben des Chirurgen hatte der lettische Weise Muskelverletzungen und arterielle Blutungen erlitten und würde für einige Wochen in die Reha müssen, aber er hatte keine bleibenden Schäden davontragen.
    Ich war überrascht, wie eng mir die Kehle wurde.
    Ich hatte gewusst, dass ich erleichtert und dankbar sein würde, aber die

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