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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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worden.
    »Dr. Brennan.« Eine Männerstimme, die mir nicht bekannt vorkam.
    »Wer spricht dort?«
    »Dr. Lester Marshall. Ich muss Sie sehen.«
    »Es gibt absolut nichts –«
    »Ganz im Gegenteil. Und vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt.« Marshall machte eine Pause. »Sie sind es, die mich sehen muss.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Zweifeln wäre unklug, Dr. Brennan. Kommen Sie morgen. Sie wissen, wo ich zu finden bin.«

34
    Marshall saß im Untersuchungsgefängnis an der Leeds Avenue in North Charleston. Am nächsten Morgen fuhren Ryan und ich dorthin. Vor dem Einschlafen hatten wir noch über die Pros und Kontras gesprochen. Ryan war Kontra. Ich war Pro. Gullet und der Bezirksanwalt unterstützten mich mit der Begründung, es gebe schließlich nichts zu verlieren.
    Um ehrlich zu sein, ich war neugierig. Marshalls Ego war gigantisch. Warum sollte er sich dazu herablassen, mich anzurufen? Wollte er einen Deal aushandeln? Zwecklos. So etwas ging nur mit dem Bezirksstaatsanwalt.
    Neben meiner Neugier hatte ich noch einen anderen Grund. Ich hatte Ryan schon des Öfteren Verdächtige verhören sehen. Ausgehend von Marshalls Arroganz, sah ich eine Chance, dass der Mistkerl sich vielleicht selbst belastete.
    In der Haftanstalt passierten Ryan und ich die Kontrollen und wurden dann in ein Verhörzimmer im ersten Stock geführt. Marshall und sein Anwalt waren bereits da, sie saßen an einem grauen Metalltisch. Marshall verkrampfte sich sichtlich, als er Ryan sah. Keiner der beiden stand auf.
    »Wer ist das?«, fragte der Anwalt.
    »Leibwächter«, antwortete ich.
    »Nein«, sagte der Anwalt.
    Mit einem gleichgültigen Achselzucken wandte ich mich zum Gehen.
    Marshall hob die Hand. Der Anwalt wandte sich ihm zu. Maishall nickte knapp. Der Anwalt deutete auf zwei Stühle.
    Wir setzten uns den beiden Männern gegenüber. Der Anwalt stellte sich als Walter Tuckerman vor. Er war klein und hatte schüttere Haare und rot geäderte Augen unter schweren Lidern.
    Tuckerman ergriff zuerst das Wort und richtete es direkt an mich. »Dr. Marshall will eine Erklärung abgeben. Sie, und ausschließlich Sie, dürfen Fragen bezüglich dieser Erklärung stellen. Sollte irgendeine Frage die von dieser Erklärung gesteckten Grenzen überschreiten, werde ich das Gespräch sofort beenden. Haben Sie das verstanden, Miss Brennan?«
    » Doktor Brennan.« Eisig.
    Tuckerman schenkte mir ein öliges Lächeln. »Dr. Brennan.«
    Wer zum Teufel war dieser Kerl? Marshall nahm meine Zeit in Anspruch. Obwohl mein erster Gedanke war, adios zu sagen, blieb ich doch sitzen.
    Tuckerman legte seinem Klienten die Hand auf den Ärmel. »Sie haben das Wort, Lester.«
    Marshall faltete die manikürten Hände auf dem Tisch. In der ausgewaschenen, hellblauen Gefängniskluft sah er an diesem Tag deutlich weniger schick aus.
    »Man hat mich reingelegt.«
    »Wirklich.«
    »Es gibt nichts Konkretes, was mich mit diesen Morden in Verbindung bringt.« Marshall schaute mir direkt in die Augen.
    »Der Bezirksstaatsanwalt ist anderer Ansicht.«
    »Was da zusammengestöpselt wurde, sind nichts als vage Indizien.«
    »Unique Montague, Willie Helms und Noble Cruikshank wurden alle mit einer Drahtschlinge erdrosselt. In Ihrer Ambulanz fand die Polizei eine solche Schlinge. Bei der Entnahme der Organe von Helms und Montague haben Sie Skalpellschnitte auf ihren Knochen hinterlassen.«
    »Ein Skalpell kann sich jeder kaufen.«
    »Ihre Ambulanz ist mit einem behelfsmäßigen Operationsraum ausgestattet. Etwas merkwürdig für eine Einrichtung, die vorwiegend mit Aspirin und Pflaster behandelt.«
    »Als Operationsraum kann man das wohl kaum bezeichnen. Hin und wieder muss ich ein Furunkel öffnen oder eine Platzwunde nähen. Dazu brauche ich eine gute Beleuchtung.«
    Als Gullet, der Bezirkstaatsanwalt und ich über die Ratsamkeit meines Besuchs bei Marshall debattiert und dabei entschieden hatten, dass ich tatsächlich mit ihm reden sollte, hatten wir uns auch überlegt, wie ich es anpacken sollte. Der Staatsanwalt hatte vorgeschlagen, ich sollte offen wirken, den Eindruck vermitteln, ich würde aus dem Nähkästchen plaudern, ohne dabei allerdings etwas zu verraten, das der Angeklagte nicht schon wusste. Auch Ryan hatte diese Taktik für vielversprechend gehalten.
    »Die Polizei von Puerto Vallarta hat die ›Kurklinik‹ Ihres Kumpels durchsucht.« Ich zeichnete die Anführungsstriche mit den Fingern in die Luft. »Wir wissen, dass Rodriguez als Chirurg ausgebildet ist, und

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