Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
nicht der Freundschaft fähig. Sauber abgekanzelt, die Damenwelt, nicht? Gilt das nun für Nevin oder für mich
oder für uns beide oder für niemanden?«
Kadirs
Handy klingelte.
»Entschuldigen
Sie, Seda, die Frage werde ich Ihnen gleich mit Freude beantworten, aber diesen
Anruf muss ich annehmen, sonst wird umgehend ein Suchtrupp nach mir
ausgeschickt. Efendim ? Oh, anne , was gibt es? Was ist so
dringend, dass … nein, ich bin gerade nicht im Dienst … heute keine
vierundzwanzig Stunden Einsatz, nein … heute Abend? … ist in Ordnung … WAAAS?
Nein, anne , ein für alle Mal: Bitte für die nächsten zehn Jahre keine
Heiratskandidatinnen mehr zum Essen … was? Kenn ich nicht, wer ist das überhaupt?
Schon wieder eine Verwandte von Onkel Yusuf? Nein und noch mal nein … dann
komme ich nicht … nein, nein, ich will schon einmal heiraten, eines Tages …
aber …«
Schmalfuß
kam näher und Seda lief ihm entgegen. Kadir sah ihr nachdenklich hinterher und
vergaß seiner Mutter zuzuhören, deren Redeschwall unaufhörlich
weiterplätscherte. Herbert Schmalfuß und Seda umarmten sich wieder und wieder, und
Schmalfuß bestaunte ausgiebig Sedas Riesenpflaster auf der Stirn.
»Weißt
du was, anne ? Vorschlag zur Güte.«, unterbrach Kadir seine Mutter. »Du
sagst bei Yusuf und der unbekannten Schönheit ab und ich bringe stattdessen zwei
liebe Freunde mit. Nein, ein älterer Herr, ein Ex-Kommissar aus Hamburg, da
wird baba seine Freude haben, und dann noch eine Kollegin von mir. Ja,
ja, sie ist nur eine Kollegin, eine gute Freundin, sie heißt Seda Güven … doch,
sie ist sehr schön … und intelligent … nein, ihr fehlt nichts, wirklich
nichts! Sie hat auch keine ansteckende Krankheit, nein. Wie bitte? Du fragst,
wieso sie dann nur eine Freundin ist, wenn alles bei ihr stimmt? Weil …
weil … nun …«
Seda
deutete stolz auf ihr geschwollenes Auge und Schmalfuß schlug die Hand vor den
Mund. Kadir hörte nicht, was sie sprachen aber es musste ungemein unterhaltsam
sein. Seda lachte schallend auf und wollte sich gar nicht mehr beruhigen,
Schmalfuß fiel meckernd ein. Dann kletterte sie auf die Lenkstange und
Schmalfuß schob sie langsam zurück zu der Stelle, an der Kadir wartete.
»Offen
gestanden, anne , weiß ich das auch nicht! Aber bitte, anne , tu
mir heute Abend zwei Gefallen: Seda hatte einen kleinen Unfall, hörst du? Nein,
nichts schlimmes … wirklich … wie bitte? Ja, ich bin sicher, sie kann noch
Kinder kriegen! Stell dir ihr Gesicht einfach ohne Pflaster und Blessuren vor
und tue so als wäre nichts. Und zweitens, und das ist noch viel wichtiger: Nenn
mich heute Abend auf keinen Fall, unter gar keinen Umständen vor Seda bebegim !
Dieses Mal ist es mir ernst! Wenn sie von dem Kosenamen erfährt, würde das,
fürchte ich, in meiner lieben Freundin eine Tyrannin wecken, die ich lieber
versteckt und verborgen wissen möchte…«
Glossar
Türkisch - Deutsch
Abi: großer Bruder
Aman tanrim: oh mein Gott
Amca: Onkel (Anm.: im Türkischen unterscheidet man den Bruder des Vaters, amca ,
vom Bruder der Mutter, dayi. Beide Ausdrücke entsprechen dem deutschen
"Onkel")
Anne: Mutter
Aptal: Dummkopf
Ayran: Buttermilch
Baba: Vater
Bebegim: mein Baby
Börek: Teigröllchen (Gebäck mit zumeist Schafskäse)
Budala: Schwachkopf, Trottel, Dummkopf
Büyükbaba: Großvater
Canim: Liebling, mein Schatz, mein Leben
Dede: Opa
Dolma: gefüllte Paprikaschoten oder auch gefüllte Auberginen
Efendim: Wie bitte? (Begrüßung am Telefon)
Gelin: Schwiegertochter
Hadi masaya, masaya!: Zu Tisch!
Hürriyet: türkische
Tageszeitung
Komiser: Kommissar
Lokanta: Gasthaus, Lokal
Nene: Oma
Poca: Hefeteilchen, Gebäck
Pogaca: Hefeteilchen, Gebäck
Salvar: Pumphose
Sarma: gefüllte Weinblätter
Sisko: Trottel
Tas kebabi: Fleischtopf
Teyze: Tante ( teyze ist die Schwester der Mutter, die Schwester des Vaters
heißt hala. Siehe hierzu auch die Anmerkung zum Begriff des Onkels)
Tülbent: leichtes Kopftuch
Yenge: Frau des Onkels, Frau des Bruders (Bezeichnung für angeheiratete Tante
bzw. Schwägerin)
Weitere Kostenlose Bücher