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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Ausgang
ihres kindischen Spaßes hat Nevin allerdings nicht besonders beeindruckt. Gut,
dann war sie eben zu weit gegangen, aber das Ergebnis für Dalga war das
gleiche, ja, sogar noch deutlich besser weil schlimmer! Sie war sich nach wie
vor sicher, dass niemand ihr auf die Schliche kommen würde, und so konnte sie
in Ruhe abwarten und zusehen, wie wir alle, aber vor allem Dalga, im Dunkeln
tappten. Dann aber wurde Schmalfuß verhaftet, und sie sah sich erneut gezwungen
zu handeln, denn was, wenn er abgeurteilt wurde? Schon wurde Refik Dalga als
Held gefeiert!«
    »Mitleid
mit dem alten Mann? Fehlanzeige? Oder spielte die Tatsache, dass er mein Freund
war, wenigstens eine klitzekleine Rolle?«
    »Kein
Mitleid, no, Sir! Dalga musste weg. Punkt. Und mit kindischen Späßen, die nur
ein bisschen Touristen verschrecken sollten, war es seit Bernadette Fischbachs
Tod nicht mehr getan. Vorhang auf für die Perückennummer.«
    Kadir
schüttelte den Kopf.
    »Was
ich nicht verstehe ist: Ich wäre als Polizeichef doch auch nicht erfolgreich
gewesen! Nie hätte ich ihre Spur gefunden beziehungsweise hätte es wohl kaum in
Nevins Interesse liegen können, dass ich in diesem Fall erfolgreich bin, oder?«
    »Und
wenn schon? Sie kennen das doch zu Genüge! Es ist nie dasselbe, wenn zwei
Männer das Gleiche tun, es kommt nur darauf an, wie die Umgebung die Dinge
interpretiert! Sie säßen warm und sicher auf Ihrem neuen Posten, irgendwann
wäre Gras über die Sache gewachsen, und Papa Arslan hätte Sie beide heim nach Istanbul
geholt.«
    Schweigend
gingen sie weiter.
    »Wissen
Sie, worüber ich die ganze Zeit im Krankenhaus nachgegrübelt habe? Zwei Dinge.
Erstens, und das habe ich ja schon erwähnt, wieso ich so dumm war zu glauben,
dass mich Nevin einfach gehen lassen würde, nachdem sie mir das alles erzählt
hatte. Ich bin einfach aufgestanden und habe mich umgedreht, sie in meinen
Rücken kommen lassen. Himmel, war das ein Wumms, als ich gegen diesen Schrank
krachte, und dann knüppelte sie noch mit so einem schweren Schüsseldings auf
mich ein, bis ich nichts mehr mitkriegte.«
    »Ein
Porzellanmörser, in dem normalerweise Pillen oder Kräuter zerdrückt werden. Sie
haben Glück, dass es bei ein paar Platzwunden und einer Gehirnerschütterung
geblieben ist.«
    »Eben.
Das ist Punkt Zwei. Wieso hat sie sich die Mühe gemacht, mir ein Handtuch um
den Kopf zu binden, um die Blutung zu stoppen, nachdem sie mich so böse
niedergeknüppelt hat? Hätte sie mich nicht klugerweise sofort an Ort und Stelle
töten sollen?«
    »Naja,
wie gesagt: Sie wollte die Nacht abwarten, bevor sie Sie fortschaffte. Der
Boden war schon voller Blut, und Sie bluteten immer weiter. Was, wenn die
Sprechstundenhilfe doch noch einmal wiederkäme? Oder ein Patient? Oder ein
Nachbar? Meine Mutter Latife? Da hat sie Sie lieber ordentlich verschnürt,
damit Sie keine weiteren Flecke hinterließen und nach draußen in den Garten
geschleift. Ob Sie in dem Moment tot waren oder nicht, konnte ihr egal sein,
Sie waren bewusstlos und das Handtuch saß fest auf Mund und Nase. Die Besinnung
hätten Sie so nie wiedererlangt und bis zu Ihrer geplanten Autofahrt zum
Stausee wäre mit Sicherheit alles vorbei gewesen.«
    »Aber
dann kam mein Retter, oh, Held, mein Vampir!«
    Seda
krallte sich in Kadirs Arm und blinzelte ihn mit ihrem geschwollenen Auge schmachtend
von unten an.
    Kadir
grinste und warf seine Zigarette weg.
    »Und
da hinten kommt Ihr anderer Held!«
    Am
Ende der Straße sahen sie Herbert Schmalfuß auf seinem Hollandrad schwankend
auf den Promenadenweg einbiegen.
    »Was
geschieht jetzt mit Nevin?«
    »Sie
bleibt erst mal in dieser Psychiatrie in Istanbul. Eine andere Frau wäre
sicherlich im Hochsicherheitstrakt in Untersuchungshaft gelandet. Aber wie Sie
schon sagten. Es ist nie dasselbe, wenn zwei Menschen das Gleiche tun, es kommt
nur darauf an, wie die Umgebung die Dinge interpretiert! Und ihr Vater möchte
sie in seinem Sinne interpretiert wissen. Unseres Herzens andere Hälfte sind
die Söhne, doch die Töchter sind der größre Teil des Herzens, da der Vater gibt
sein Blut, ihretwegen. Das ist von Miguel Cervantes.«
    Seda
winkte Schmalfuß, der erfreut seinen Lenker losließ und mit beiden Armen
wedelte. Sein Vorderrad schlingerte gefährlich.
    »Den
Cervantes kontere ich mit einem Nietzsche, denn darauf hat mich Schmalfüßchens
Antlitz gerade gebracht. Er sagte: Allzulange war im Weib ein Sklave und ein
Tyrann versteckt. Deshalb ist das Weib noch

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