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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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dass die Erscheinung verschwunden wäre, wenn er der
bösen Fee versprach, drei Sekunden nicht zu blinzeln, die Lider überhaupt nicht
zu bewegen!
    »Ahhh, herrlich, was
für ein Morgen! Früh aufstehen und erst mal eine Runde schwimmen, sagte ich mir
vorhin, Bernie, das machst du jetzt, sag ich. Da wird der ganze Körper
durchgespült und jede Bewegung, die man vor acht Uhr morgens macht, verbrennt
doppelt so viele Kalorien wie zu einer späteren Tageszeit, wusstest du das,
Gregor? Gori?«
    Als Matuschke die
Augen wieder aufschlug, stand die Gestalt an der Rutsche und hatte einen Fuß
bereits auf der ersten Sprosse. Doppelt so viele Kalorien. Aha. Noch gestern in
der Disco hatte sie ihm ins Ohr geschrien, dass die Sonne nur dann Hautkrebs
verursachen würde, wenn man flach auf einem Handtuch am Strand liegen würde,
nicht aber, wenn man am Strand entlang spazierte und den aufkeimenden Krebs mit
Bewegung unterdrückte. Hilfesuchend und verzweifelt hatte er sich auf der
Tanzfläche gewunden, hatte versucht, sich mit ruckartigen, plötzlichen
Bewegungen hinter andere Tanzpaare oder Säulen zu schieben, doch wie ein
Springteufelchen war sie immer wieder an seiner Seite aufgetaucht und hatte ihn
mit ihren hässlichen, ausdruckslosen Reptilienaugen fixiert, während sie ohne
Unterlass plapperte und plapperte.
    Matuschke atmete
flach, spürte eine helle, gleißende Woge des Hasses durch seinen mächtigen
Bauch schwappen, und er wäre am liebsten mit zwei, drei großen Sprüngen zu ihr
gerannt, hätte sie an ihren dicken, fleischigen Oberarmen gepackt und zum Pool
geschleift und ihren runden, von albernen Mädchenzöpfen geschmückten Kopf unter
Wasser gedrückt, bis ihre Reptilienaugen, die ihn schon seit Tagen verfolgten,
aus den Höhlen traten.
    Bernadette Fischbach,
wie sie ihm auf die Nerven ging, er konnte es nicht in Worte fassen, aber es
brannte und rumorte in seinen Eingeweiden! Eines Morgens war sie neben ihm am
Buffet aufgetaucht, aus dem Nichts, als er sich gerade fünf Würstchen auf den
Teller neben die Spiegeleier und die pogaca häufte,
hatte ihre wabbelige Hüfte gegen sein Bein gedrückt und ihm ein Stück Kuchen
vor den Mund gehalten, von dem sie gerade abgebissen hatte Ein Speichelfaden
hing noch daran und zitterte leicht.
    »Hey, du! Du bist
aber ein großer, stattlicher Mann! Dann musst du auch immer schön essen, damit
du so bleibst, nicht wahr? Probier mal, das ist was total Leckeres, was
Einheimisches, sogar. Bist du alleine hier? Wie heißt du denn? Ich bin die Bernadette,
Bernie für dich, merk's dir nur gleich. Bernie aus Hamburg. Hamburch sagen wir
Hamburger, aber ich kann alle Dialekte nachmachen, wo gibt. Willst du mal
hören?«
    In
dem Moment hatte Chantal ihren Teller, auf dem sich Unmengen von süßen und
salzigen Gebäckstücken türmten, in die zu Pyramiden gestapelten Gläser an der
Saftbar fallen lassen, als sie versuchte, drei Gläser gleichzeitig zu befüllen
ohne den Teller abzustellen. Erleichtert war er seiner Tochter zur Hilfe geeilt
und konnte so Bernadette Fischbach gleichzeitig ohne ein Wort der Erwiderung
seinen Status als Ehemann und treu sorgender Familienvater demonstrieren. Damit
hatte er sie, wie er hoffte, in die Schranken gewiesen, doch die folgenden Tage
bewiesen ihm das Gegenteil.
    Und
nun kletterte sie hinauf, wollte vor ihm die Wunderschöne hinabrutschen,
auf ihrem runden, zerklüfteten Hintern, den sie in einem Stringhöschen
präsentierte, war auf dem Wege das jüngferliche Plastik der Rutsche zu
entweihen, und sich von dem sanften Wasserstrahl, der noch nicht von tobenden
Menschen in Aufruhr versetzt war, hinunter tragen zu lassen und die
ungebrochene, glatte Wasseroberfläche des Pools zu zerschlagen.
    Gregor
Matuschke stand mit offenem Mund und mutlos baumelnden Armen am Pool, sein
glatter, kahl geschorener Kopf glänzte in der Morgensonne und wäre seine Frau Mathilde
da gewesen, hätte sie ihre roten Fingernägel in sein Kinn gebohrt und ihm
mitgeteilt, dass er wieder mal aussah wie ein ausgewachsener Gorilla, dem man
die Banane weggenommen hatte.
    »Servus,
Goriii, hier droben! Wia in die Alpen, so hoch da droben! Pass fei Obacht, ich
stell deinen Streckenrekord eini! Hörst fei, wie ich die Bayern nachmochen koa?«
    Bernadette
Fischbach stieß ein hohes meckerndes Kichern aus, das die Betonwände der
Hotelanlage in einem sirrenden Echo wiedergaben, und Gregor Matuschke legte
beide Hände an die Ohren und sah ausdruckslos zu, wie Bernadette winkend in

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