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Halskette und Kalebasse

Halskette und Kalebasse

Titel: Halskette und Kalebasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert van Gulik
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dem Kellner zu: »Zwei große Krüge vom Besten!«
    Der Richter setzte sich. Über die Schulter sagte er zum Kellner: »Bringen Sie drei.«

NACHWORT
     
     
    Richter Di ist eine historische Person. Er lebte von 630 bis 700 n. Chr. zur Zeit der Tang-Dynastie. Nicht nur als hervorragender Detektiv erwarb er sich Ruhm, sondern er war auch ein glänzender Staatsmann, der in der zweiten Hälfte seiner Laufbahn eine wichtige Rolle in der Innen-und Außenpolitik des Tangreiches spielte. Die hier erzählten Abenteuer sind jedoch frei erfunden.
    Meister Kalebasse verkörpert den Typ des hochherzigen taoistischen Einsiedlers, wie man ihm häufig in der alten chinesischen Literatur begegnet. Taoismus und Konfuzianismus sind die beiden grundlegenden Denkarten, welche die chinesische Religion und Philosophie seit etwa dem 4.Jahrhundert v.Chr. beherrscht haben; der Buddhismus wurde erst später, so um den Beginn unserer Zeitrechnung, eingeführt. Der Konfuzianismus ist realistisch und an der Welt interessiert, während der Taoismus mystisch und gänzlich weitabgewandt ist. Wie die meisten gelehrten Beamten war Richter Di Konfuzianer, mit einem wohlwollenden Interesse für den Taoismus, aber ein Gegner des Buddhismus. Meister Kaiebasses Ausspruch auf Seite 11 ist ein Zitat aus dem berühmten taoistischen Text Tao-te-ching (vgl.
    J.J. L. Duyvendak, Tao Te Ching, The Wisdom of the East Series, London 1954, S. 40). Richter Dis Bemerkung über Konfuzius, der anstelle eines Netzes mit einer Angel fischte (S.8i), ist aus dem konfuzianischen Klassiker Lun-yii zitiert (vgl. Arthur Waley, TheAnalects ofConfucius, London 1949, S. 128).
    Die Kalebasse (auch Flaschenkürbis genannt) hat schon von alters her eine wichtige Rolle in der chinesischen Philosophie und Kunst gespielt. Da sie in getrocknetem Zustand sehr haltbar ist, wird sie als Behälter für Arzneimittel verwendet und ist auch das traditionelle Zeichen der Arzneimittelhändler. Von taoistischen Weisen heißt es, daß sie das Elixier der Langlebigkeit in einer Kalebasse trugen, weshalb diese zum überlieferten Symbol für Unsterblichkeit wurde. Außerdem versinnbildlicht sie die Relativität aller Dinge, wie es in dem alten Spruch >Das ganze Universum ist im Umfang einer Kalebasse enthalten< zum Ausdruck kommt. Selbst heute noch kann man oft alte Chinesen oder Japaner gemächlich mit den Handflächen eine Kalebasse polieren sehen, was ruhiger Meditation förderlich sein soll.
    Der Abakus, im Chinesischen suan-p'an, >Rechenbrett< genannt, ist eine sehr taugliche >Rechentabelle<, die noch heute sowohl in China wie in Japan weite Verwendung findet. Sie basiert auf dem Dezimalsystem und besteht aus einem länglichen, rechteckigen Holzrahmen mit zehn oder zwölf quer verlaufenden, parallelen Drähten (siehe die erste Illustration in diesem Buch; Tai Mins Abakus hatte zwölf Drähte). Auf jedem Draht sind sieben Holzperlen aufgezogen, die durch einen Längsriegel in Gruppen zu fünf und zwei geteilt werden. Jede der fünf Perlen auf dem ersten Draht zählt i, jede der zwei zählt 5; an den Längsriegel geschoben zählen sie 10. Die Perlen auf dem nächsten Draht zählen als Zehner, die auf dem dritten als Hunderter und so weiter. Der Abakus wird zum Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren benutzt. In der Literatur finden sich mannigfaltige Belege, daß sein Gebrauch in China im 15. Jahrhundert weit verbreitet war, doch ist es zweifelhaft, ob er in dieser Form zu Richter Dis Zeit existierte. Eine detaillierte Beschreibung enthält Joseph Needhams bedeutendes Werk Science and Civilization in China, Bd.III (Cambridge, 1959), S. 74.
    Was die Medizin betrifft, die Richter Di auf Seite 51 in diesem Buch verschreibt, so ist besonders zu erwähnen, daß die Heilkräfte der Pflanze Ephedra vulgaris, im Chinesischen mahuang, in China lange bekannt waren, bevor der Westen davon Notiz nahm.
    Die Zeichnungen fertigte ich im Stil chinesischer Holzschnitte des 16.Jahrhunderts an; sie zeigen daher die Trachten und Bräuche der Mingperiode anstelle jener der Tang-Dynastie. Man beachte, daß die Chinesen zu Richter Dis Zeit keine Zöpfe trugen; diese Sitte wurde ihnen erst nach der Eroberung Chinas durch die Mandschu 1644 n.Chr. aufgezwungen. Die Männer steckten ihr Haar in einem Kopfknoten auf (siehe Illustration auf Seite 138) und trugen Kappen innerhalb und außerhalb des Hauses. Sie rauchten nicht, denn Tabak und Opium wurden erst vor wenigen Jahrhunderten in China

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