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Halsknacker

Halsknacker

Titel: Halsknacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Slupetzky
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immer«, gab Mittler zurück. »Der Kunde ist sogar bereit, die zweite Rate zu verdoppeln, wenn du gute Arbeit leistest.«
    »Was soll das heißen: gute Arbeit? Ich werde es machen wie immer: rasch und schmerzlos, ohne Schnörkel.«
    Mittler sah mir lange in die Augen. »Eben nicht«, meinte er dann. »Der Kunde wünscht in diesem Fall etwas Besonderes. Eine Art Inszenierung. Er will einen hässlichen Tod.«
    »Einen … hässlichen Tod?«
    »Exakt mit diesen Worten, ja. Die … Patientin soll kein schönes Bild abgeben, wenn man sie findet.«
    »Eifersucht«, konstatierte ich prompt.
    Mittler bedachte mich mit einem rügenden Blick. »Es ist nicht an uns, Vermutungen anzustellen.«
    »Und noch dazu eine ›von‹«, fuhr ich unbeirrt fort. »Da hat sich die Frau Baronesse wohl vom Schlossgärtner umpflügen lassen.«
    »Schluss jetzt!«, zischte Mittler. Er nestelte ein weißes Röhrchen aus der Tasche, schüttelte eine Tablette heraus und schob sie in den Mund. Gastritis, unsere Berufskrankheit.
    »Hast du irgendeinen Tipp für mich?«, fragte ich, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. »Eine Adresse zum Beispiel, an der ich die Dame finden kann?«
    Er seufzte. »Au.«
    »Wie bitte?«
    »Au«, wiederholte er leise.
    »Hör mal, deine Jammerei bringt mich nicht weiter.«
    »Au, verdammt! Au!«, brüllte Mittler, um sich gleich darauf erschrocken umzusehen und mit mühsam unterdrücktem Zorn hinzuzufügen: »Au, das ist die Adresse, verstehst du? Entenbachstraße in Au. Da findest du einen Frisiersalon, den unsere … Patientin jeden Mittwochnachmittag besucht. Sie ist nur eine Stunde dort, von drei bis vier. In dieser Zeit musst du dich um sie kümmern.«
    »Warum nicht bei ihr daheim?«
    »Weil der Kunde keine Schweinerei will.«
    »Wusste ich’s doch. Ihr Ehemann.«
    »Was du weißt oder ahnst oder glaubst, ist mir herzlich egal.«
    »Geschenkt. Und wo ist dieses Au?«
    »Im Westen.« Mittler räusperte sich. »Also westlich von Wien.«
    »Na wunderbar, so werd ich’s finden. Wo genau?«
    Mittler murmelte etwas Unverständliches.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe dich gefragt, ob du den Auftrag annimmst.«
    »Sicher«, meinte ich, »natürlich.«
    »Also abgemacht?«
    »Ich geb’s dir schriftlich, wenn du drauf bestehst! Warum auch nicht?«
    »Weil«, gluckste Mittler hämisch grinsend, »weil dieses Au in München liegt.« Mit diesen Worten schob er mir seine Magentabletten über den Tisch.
    Ich parkte einige Blocks von der Entenbachstraße entfernt im Schatten eines gigantischen Kirschbaums, der selbstgefällig seine Blütenpracht zum Himmel reckte. Sicher, es war Frühling. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass sich selbst die Münchner Bäume eitler gaben als an irgendeinem anderen Ort der Welt, ja, dass sie förmlich Pfauenräder schlugen.
    Trotz des noch recht jungen Jahres schlug mir sommerliche Hitze ins Gesicht, als ich die Wagentür öffnete. Kurzerhand verstaute ich die Pistole und das Schnappmesser in meiner Hosentasche, zog das Jackett aus und hängte es über den Beifahrersitz. Vierzehn Uhr vierzig. Ich schlenderte gemächlich meinem Einsatzort entgegen.
    Das Schild war bereits aus der Ferne zu sehen: »Coiffeur Fifi« stand in goldenen Lettern über dem verspiegelten Glasportal. Ich muss gestehen, beim Anblick dieser Schrift ging mir zunächst nur eine Überlegung durch den Sinn, nämlich dass dieser Name – Fifi – vermutlich auf der zweiten Silbe zu betonen war. Französisches Raffinement, vom bayerischen Haarkunstgewerbe zur höchsten Vollendung getrieben. Den Ursprung und Hintersinn, das tiefere Wesen dieses Fifi, hinterfragte ich nicht.
    Die bittere Erkenntnis ließ sogar noch auf sich warten, als ich – fünf Minuten vor drei – eine Frau die Straße entlangkommen sah. Den üppigen Wanst in ein rosafarbenes Trachtenkleid gezwängt, so keuchte sie an mir vorbei und auf das Portal des Friseurs zu. Neben ihren aufgeschwemmten Beinen aber stelzte eine Kreatur, deren Abnormität mir fast die Tränen in die Augen trieb – nicht so sehr Tränen der Rührung als vielmehr solche der Heiterkeit. Die Kreatur trug ebenfalls ein rosa Dirndlkleid, aus dem an beiden Enden flauschig weiße Wülste quollen. Auch an ihren nackten Fesseln klebten diese schneeballartigen Geschwüre, und ein letztes weißes Wölkchen wippte eine Handbreit hinterher: Es saß an der Spitze des knochigen Schwanzes, der das Bild der erbärmlichen Deformation, dieses exzentrischen Fehltritts der Natur komplettierte.
    Eine

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