Halte meine Seele
ein Auto steigen. Bitte!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte ich los. Todd würde auf Emma aufpassen, das wusste ich. Wahrscheinlich hatte er das sowieso schon die ganze Nacht getan, trotz des Ärgers, den er sich in der Arbeit dafür einfing.
Während ich noch rannte, sah ich Dougs Auto auf uns zukommen. Im nächsten Moment kippte Doug zur Seite, und das Auto schlingerte nach rechts.
Ich hörte einen lauten Knall, gefolgt von metallenem Knirschen. Dann ein zweiter, noch heftigerer Aufprall.
„Scheiße!“ Nash rannte los, ich hinterher, mit dem Schlimmsten rechnend. „Oh nein, Kaylee …“
Ich ahnte es, bevor ich es sah. Die komplette Straße war mit teuren, hoch versicherten Autos zugeparkt, deren Besitzer sich problemlos ein neues leisten konnten. Aber dieser besoffene Idiot hatte sich ausgerechnet meins ausgesucht. Und er hatte es nicht dabei belassen, mein Auto einfach nur zu streifen, sondern es den Gehsteig hinauf in die Mauer des Nachbarn gerammt.
Mein Auto war Schrott. Die Fahrertür war völlig eingedrückt. Überall lagen Steine und Mörtelreste herum.
Die Haustür schwang auf, und aufgeregtes Stimmengewirr drang herüber. Ich sah, wie Todd – jetzt voll sichtbar – Emma von der Menschenmenge wegzog, die aus dem Haus strömte. Mit ihr schien alles okay zu sein, aber mein armes Auto war völlig hinüber.
Und Doug war immer noch nicht ausgestiegen.
Scheiße!
„Hilf mir!“ Nash riss die völlig unversehrte Fahrertür von Dougs Mustang auf. Dougs Kopf rollte ein wenig zur Seite, und er stammelte wirres Zeug. „… neben mir. Da war jemand im Auto, Alter …“
Nash beugte sich in den Wagen, um den Gurt zu öffnen – seit wann schnallten sich Betrunkene vor dem Losfahren an? –, aber er kam nicht zwischen Doug und dem Lenkrad vorbei, das beim Aufprall in den Innenraum gedrückt worden war. „Kay, kommst du an den Gurt ran?“
Seufzend kletterte ich auf Dougs Schoß und quetschte mich so gut es ging zwischen ihn und das Lenkrad, während ich mit der Hand nach dem Gurtschloss tastete. „Hat mich zu Tode erschreckt …“, murmelte Doug. „Tauchte einfach auf, aus dem Nichts!“
„Halt die Klappe, Doug“, erwiderte ich gereizt. Zu gern hätte ich ihn einfach im Auto gelassen, bis die Polizei kam, doch dann schaffte ich es, den Gurt zu öffnen. „Du bist besoffen.“ Als ich mich gerade aufrichtete, um auszusteigen, streifte mich Dougs Atem im Gesicht.
Ich erstarrte, die eine Hand noch auf seinem Oberschenkel, und das flaue Gefühl im Magen verwandelte sich in handfesten Brechreiz. Mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Emma hatte recht gehabt. Doug war nicht betrunken.
Irgendwie hatte dieser dämliche, durch und durch menschliche Linebacker der East Lake Highschool es geschafft, an die gefährlichste Droge der Unterwelt ranzukommen.
Doug Fuller stank aus allen Poren nach Dämonenatem!
2. KAPITEL
„Bist du sicher?“, flüsterte Nash zum mittlerweile vierten Mal, während der Typ vom Abschleppdienst in seiner ölverschmierten Jacke mein völlig ramponiertes Auto an den Haken nahm.
„Ja, ganz sicher!“ Vor einem Monat war mir zweimal der Geruch von Dämonenatem in die Nase gestiegen. Zwar nur ein Hauch, aber dieser bitterscharfe Geruch hatte sich, zusammen mit ein paar anderen hübschen Erinnerungen wie dem Gefühl, an Händen und Füßen gefesselt in einem Krankenhausbett zu liegen, für immer in mein Gehirn eingebrannt.
„Wie ist er da rangekommen?“, murmelte ich und zog den Reißverschluss meiner Jacke hoch, die Nash mir gebracht hatte. Mit einem Klirren spannte sich die Kette, die mein Auto auf den Abschleppwagen hievte.
„Keine Ahnung.“ Nash legte die Arme um mich, und schon spürte ich, wie sich ein wohliges Gefühl von Wärme in mir ausbreitete.
„Menschen können nicht in die Unterwelt und Hellions nicht in die Menschenwelt.“ Da niemand in der Nähe war, erlaubte ich mir, laut zu denken. „Es muss also eine Möglichkeit geben, Dämonenatem in die Menschenwelt zu schmuggeln, und zwar ohne den Hellion, von dem er stammt.“ Der Begriff „Dämonenatem“ war tatsächlich wörtlich zu nehmen: Er bezeichnete die giftige Atemluft eines Hellion, eines Dämonen also, und galt in der Unterwelt als äußerst starke Droge. Scheinbar hatte Demon’s H, wie sie unter Insidern bezeichnet wurde, auch hier bei uns eine ähnlich berauschende Wirkung.
Behielt ein Reaper die Substanz aber zu lange in den Lungen, konnte seine Seele Schaden nehmen. War es bei
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