Halte meine Seele
auftauchen. So war das nun mal. In meinen Augen drehten sich die Wirbel, und ich hatte einen Schrei, der Fensterscheiben zum Zerbersten brachte. Todd konnte sich unsichtbar machen und sich an jeden beliebigen Ort beamen.
Die übernatürliche Welt war verdammt unfair.
Todd fuhr sich durchs Haar. Nicht einmal der Tod hatte seine wilden blonden Locken bändigen können. „Ich bin sowieso nicht hier, um euch zu beobachten.“
Na toll. Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. „Du sollst dich doch von ihr fernhalten!“ Es ging um Emma. Sie hatte Todd einmal kurz gesehen, und wir hatten ihr dummerweise verraten, wer oder was er wirklich war. Denn Todd hatte sie früher schon heimlich beobachtet, aber ich war davon ausgegangen, dass er das nach Addisons Tod, der ihm schwer zugesetzt hatte, abgestellt hatte.
Todd ahmte die Haltung seines Bruders nach und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du willst also, dass ich mich von ihr fernhalte, lässt sie aber mit irgendeinem besoffenen Idioten ins Auto steigen? Das ist ja wohl mehr als unlogisch.“
„Verdammt!“ Wie von der Tarantel gestochen sprang Nash auf und rannte hinaus, ich hinterher. Im Vorbeilaufen flüsterte ich Todd ein „Danke“ zu, doch da hatte er sich schon in Luft aufgelöst.
Ich rannte Nash hinterher, durchs Wohnzimmer Richtung Haustür, wobei ich im Gedränge aus Versehen einem Cheerleader das Bier aus der Hand stieß. Draußen angekommen, bereute ich sofort, keine Jacke angezogen zu haben. Es war verdammt kalt, und ich bekam eine Gänsehaut.
Am Ende der Auffahrt blieben wir stehen und blickten uns suchend um, als ich Emmas wilde blonde Locken am Ende der Sackgasse erkannte. „Da hinten!“ Wir rannten los und stießen zu den beiden, als Doug gerade mit einer Hand die Beifahrertür seines Autos öffnete, während die andere Hand unter Emmas T-Shirt steckte und seine Zunge in ihrem Mund.
Emma schien das durchaus zu gefallen. Und auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass sie nüchtern hier in aller Öffentlichkeit nicht so weit gegangen wäre, war das ihre Entscheidung. Aber zu einem Betrunkenen ins Auto zu steigen, war nicht nur dumm, sondern gefährlich.
„Em“, sagte ich warnend, und Nash zerrte Doug von ihr weg.
„He, Mann, was zum Teufel …“, lallte Doug. Emmas BH-Träger schnalzte lautstark, als er seine Hand unter ihrem T-Shirt hervorzog.
„Kaylee!“ Lächelnd schwankte Emma auf mich zu, und ich konnte nicht umhin, Doug einen wütenden Blick zuzuwerfen. Sie war so betrunken, dass sie gar nicht mehr mitbekam, was los war, und er nutzte das schamlos aus.
„Em, du weißt doch, wie es läuft.“ Als sie strauchelte, legte ich ihr einen Arm um die Taille, um sie zu stützen. „Wir kommen zusammen, bleiben zusammen und …“
„… gehen zusammen wieder“, beendete Em den Satz und blickte mich aus großen Augen unschuldig an. „Aber wir sind doch gar nicht zusammen gekommen, Kay.“
„Ich weiß, aber der letzte Teil der Regel gilt trotzdem.“
„Fuller, Mann, sie ist total betrunken.“ Nash schubste Doug auf den Beifahrersitz. „Genauso wie du.“
„Nee …“, erwiderte Emma kichernd, und der Geruch von Bier schlug mir ins Gesicht. „Er hat nichts getrunken, deswegen kann er ja noch fahren.“
„Em, er ist total dicht.“ Nash deutete aufs Haus. „Bring sie wieder rein.“
Ich bemühte mich, Emma so unauffällig wie möglich zurück ins Haus zu bugsieren, während sie unentwegt von Doug schwärmte. Sie war nicht nur betrunken, sie war hackedicht. Ich hätte sie besser im Auge behalten sollen.
Als ich Emma gerade vor dem Haus auf der Veranda absetzte, stieß Nash zu uns. „Hast du ihm die Schlüssel abgenommen?“, fragte ich. Im selben Moment hörten wir schon den Motor aufheulen, und mir wurde ganz schlecht vor Angst. Nash spurtete sofort los, und ich lehnte Emma gegen die Treppenstufen und rief nach Todd. Gott sei Dank war hier draußen niemand, der mich für verrückt halten könnte, weil ich mit mir selbst redete.
„Was gibt’s?“ Ich wirbelte herum. Warum musste Todd immer hinter mir auftauchen?
„Kannst du kurz auf Emma aufpassen?“
Missmutig blickte Todd zu Emma hinüber, die aus großen, glasigen Augen unschuldig zurückblinzelte. „Du hast doch gesagt, ich soll mich von ihr fernhalten.“
„He, dich kenne ich doch“, lallte Emma so laut, dass ich zusammenzuckte. „Du bist tot.“
Wir ignorierten sie einfach. „Ich weiß. Pass einfach kurz auf sie auf, sie darf auf keinen Fall in
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