Haltlos
preschte sie vor, zu verlieren hatte sie nichts. Es waren ihre Träume. Sie betrachtete seinen sinnlich geschwungenen Mund. „Du bist meine Schöpfung Cillian, du existierst nur für mich und in meinen Träumen. Deshalb kann ich dich rufen, wie du es sagst, deshalb musst du kommen, wenn ich es will. Du gehörst quasi nur mir!“ Etwas in seinem Blick veränderte sich, Tessa versteifte sich ein wenig, doch als er zu sprechen begann, lag in seiner Stimme der gleiche liebevolle Tonfall, der schon den ganzen Tag durch seine Worte klang. „Ich gehöre Niemandem, Engelchen. Du kannst deshalb frei über mich verfügen, weil du anders bist, weil ich dich genauso begehre wie du mich und weil ich bei dir auf unerklärliche Weise anders bin. Ich existiere, nur glaube mir treffen willst du mich unter keinen Umständen.“ Tessa glaubte nicht, was sie hörte, warum sollte sie so einen Mann nicht treffen wollen. Doch bevor sie weiter nachhaken konnte, hob er seinen Kopf und küsste sie sanft aber bestimmt.
Es klopfte. Und klopfte. Und klopfte immer drängender. „Nein, nein, nein, nicht jetzt, nicht aufwachen!“ nuschelte Tessa, als sie ihre Augen aufschlug und sich in ihrer Kammer wiederfand. „Tess, mach schon endlich auf, ich bin es Amber! Der Mönch von der Rezeption hat mir gesagt, dass du noch nicht aus deinem Zimmer raus bist, also starte mal ganz fix und mach mir sofort die Tür auf!“ Schlaftrunkend rollte sich Tessa aus ihrem Bett und taperte zur Tür. Vorsichtig schob sie den Riegel beiseite und ließ Amber in ihre Kammer. Die schlug ein wie ein Wirbelwind. Amber rauschte beladen mit Taschen, Tüten und einem Karton an Tessa vorbei auf den kleinen Tisch zu. Sie verschob den Tisch, deckte ihn ein und Tessa stellte mit Erstaunen fest, dass Amber ihr gerade ein 4-Sterne Frühstück aus den Taschen hervorgezaubert hatte. „Dir auch einen schönen guten Morgen T.. Man, du siehst echt schlecht aus. Ich dachte immer, die Leute machen ‘nen Trip ins Kloster, um sich hier zu erholen, aber für dich müssen wir uns da anscheinend etwas anderes überlegen. Das hier ist wohl nicht das Richtige für dich.“ „Morgen“, brummte Tessa, immer noch sichtlich davon genervt, dass Amber sie aus ihrem Traumdate mit Cillian gerissen hatte. Auch die Erlebnisse der letzten Nacht steckten ihr noch immer ziemlich in den Gliedern. „Hast Du nicht gut geschlafen?“ „Soll das ‘nen Scherz sein Amber, wie sollte ich denn gut schlafen, wenn du mich mitten in der Nacht wegen eines Albtraumes anrufst und mir den Schlaf raubst!“ Tessa ließ sich auf einem der zwei Stühle nieder und wartete, dass Amber es ihr nachtat, damit beide mit dem Frühstück beginnen konnten. Amber jedoch warf Tessa einen prüfenden Blick zu und verharrte einen Moment mit ihren Augen auf ihr. Tessa wurde schon ein wenig unruhig. Amber sagte nichts weiter zu Tessas mieser Laune und versuchte die Stimmung durch ein anderes Gesprächsthema etwas aufzulockern. Sie setzte sich Tessa gegenüber und griff nach einem Brötchen. „Sag‘ mal, du hast gar nicht erwähnt, wie schnuckelig die Mönche hier aussehen. Ist nicht nett von dir, sich die Jungs alle allein unter den Nagel zu reißen. War wohl auch der Grund dafür, dass ich nicht her kommen sollte? Aber ist ja auch egal. Leider haben die doch alle so was wie einen Schwur der ewigen Enthaltsamkeit abgelegt, oder? Aber so etwas weißt du besser als ich.“ In Tessa verkrampfte sich jeder Muskel, als sie an die vergangene Nacht dachte. Beiläufig fragte sie Amber „Welcher der vielen Kuttenträger ist dir denn als so schnuckelig aufgefallen?“ Amber ließ ihr Brötchen auf den Teller herabsinken und blickte Tessa entsetzt an „T., jetzt reicht es aber. Du musst echt mal zum Augenarzt. Ist dir gar nicht aufgefallen, dass hier nicht ein Mönch so typisch übergewichtig ist, wie man das im Allgemeinen so kennt. Klar, die tragen alle Kutten, aber man müsste schon echt blind sein, um nicht zu erahnen, dass die meisten hier äußerst gut gebaut sind. Und der nette Mönch von der Rezeption … “, „Connor?“ fragte Tessa ein wenig zu hoch und zu gereizt. Amber schaute sie wieder mit einem leicht verständnislosem Blick an „Ihr zwei kennt euch anscheinend bereits!“ War alles, was sie dazu sagte. Tessa sah ein, dass sie wohl eben ein wenig über das Ziel hinaus geschossen war und das Amber nicht das Geringste von dem wusste, was Tessa heute Nacht erfahren hatte. „Tut mir leid, Amber. Ich habe nur vollkommen
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