Haltlos
beobachtest hast, wird er sich wahrscheinlich bereits jetzt schon zweimal überlegen, ob du den gewünschten Zugang zu UNSERER Bibliothek bekommst.“ Dies sollte vorerst reichen befand er. Alles Weitere würde Francis ihr erklären müssen. Es lag weit außer seiner Handlungskompetenz Tessa in die Geheimnisse des Ordens einzuweihen. Francis war derjenige, der sich nicht zuletzt dank seiner Gabe schon immer besonders gut verkaufen konnte. Connor befürchtete, dass es Francis auch so gelingen würde, Tessa für den Orden zu gewinnen, wenn vielleicht auch nicht ganz aus freien Stücken, genauso, wie es damals bei ihm gewesen ist. Connor, der seinen Gedanken nachging, kein Wort mehr sprach, schlenderte für Tessa mehr geistesabwesend als anwesend zum Schreibtisch hinüber und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen dagegen. Ohne es selbst wahrzunehmen starrte er Tessa dabei die ganze Zeit an. Dabei ging es ihm nicht einmal um ihr äußeres Erscheinungsbild, als vielmehr um das, was Tessa für die Zukunft der Menschheit vielleicht beitragen konnte. Was ihm jedoch seit dem ersten Tag ihrer Begegnung und die ihm gegenüber geäußerte Vermutung von Francis keine Ruhe mehr ließ, war die Vorstellung darüber, was diese Prophezeiung für Tessa selbst bedeuten würde. In den Schriften wird mit keinem einzigen Wort erwähnt, wie die Auserwählte in der entscheidenden Schlacht eingreifen konnte und vor allem was genau diese dort in die Waagschale werfen musste, um die Entscheidung zu Gunsten oder zu Ungunsten der Menschheit beeinflussen zu können. Würde Tessa am Ende sogar kämpfen müssen? Das könnte man zu Not vorher trainieren. Würde sie sterben müssen? Damit könnte Connor, so erschreckend diese Erkenntnis für ihn war, nicht leben. Tessa war eine junge Frau, die in den Staaten noch zur Schule ging. Eine junge Frau, die seine Hände feucht werden ließ, wenn sie mit ihm redete, die ihm ein leichtes losgelöstes Gefühl bescherte, wenn er an sie dachte und die ihn nervös werden ließ, was nur bewirkte, dass er sinnlos zu schwafeln begann. Was würde es sein, was sie bewirken könnte, dass so mächtig wäre, dass es einen bereits Jahrtausende alten Krieg beenden konnte. Tessa, die begriff, dass Connor in Bezug auf Francis Recht hatte, fand ihren Wutausbruch von vor wenigen Minuten bereits eindeutig als überzogen. Francis war der Mann mit der Befehlsgewalt. Sie wusste, dass sie nun an der Reihe war nachzugeben. Sie beobachtete Connor eingehend. Sie kannte diesen Blick, warum nur sahen sie alle immer so an? Sie löste diese Reaktion bei ziemlich jeder Person aus, der sie begegnete: Beschützerinstinkt und Fürsorge. In der Hoffnung die Situation zu retten, riss sie Connor mit einem lockeren Spruch aus seinen Gedanken heraus. Sie musste aus einem inneren Zwang heraus die Sorge aus Connors Gedanken vertreiben. Connor schüttelte irritiert den Kopf, als er sich peinlich darüber klar wurde, dass er Tessa angestarrt hatte, ohne es zu bemerken. Er fing an zu Lächeln und fragte Tessa, ob nun wieder alles in Ordnung zwischen ihnen sei, was Tessa mit einem Kopfnicken bestätigte. In diesem Moment betrat Francis das Büro und die entspannte Stimmung wich unweigerlich einer bedrohlichen.
Francis hatte sich weiß Gott auf die ihm bevorstehende Unterhaltung mit Tessa vorbereitet, so gut es eben ging. Da er sein Gegenüber nicht kannte und auch keine brauchbaren Informationen über sie zusammentragen konnte, musste es ausreichen, was er in den letzten beiden Tagen über sie erfahren hatte. Er wusste, dass er behutsam und mit Bedacht vorgehen musste, wollte er Tessa für den Orden gewinnen. Zwar war ihm bewusst, dass ihm seine Gabe helfen würde das Gespräch nach seinem Wohlwollen zu gestalten, dennoch hatte er nicht die hundertprozentige Sicherheit, ob diese Art von Beeinflussung überhaupt bei Tessa Wirkung zeigen würde. Die alten Schriften zu der Auserwählten hielten sich diesbezüglich mehr als nur bedeckt und waren an sich sehr lückenhaft formuliert. Das Einzige, was ohne Zweifel festzustehen schien, war die Tatsache, dass dieses junge Mädchen die lang gepriesene Erlösung von diesen Dämonen zu bringen vermochte oder aber den Pfad zur Hölle eröffnen würde. So stellte er sich der Herausforderung Tessa für seine Zwecke einzuspannen. Den Rücken gestrafft schritt er eilends die Tür öffnend in den Büroraum. Wie immer sorgte sein Erscheinen für den abrupten Abbruch sämtlicher Gespräche und alle Blicke
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