Haltlos
miserabel geschlafen und stehe irgendwie unter Strom.“ Beschwichtigend legte sie Amber ihre Hand auf den Arm. „Ich weiß T., ich sehe es dir an. Und Tessa, wenn du so weit bist, mit mir darüber zu reden, ich bin jederzeit für dich da. Vielleicht sagst du mir dann auch wirklich, was wir hier machen. Und ich sage dir gleich, Europatour kaufe ich dir nicht mehr ab, seitdem du dich hier eingenistet hast.“ Tessa sank in sich zusammen. Wie konnte sie nur dem Irrglauben aufgesessen haben, Amber auch nur eine Minute etwas vormachen zu können. Es handelte sich immerhin um Amber, die Person, die Tessa seit dem Sandkasten besser verstand als jeder andere. Die Person, die sie manchmal sogar besser kannte als sie sich selbst kannte. „Es tut mir leid Amber, ich kann nicht. Jetzt noch nicht. Ich brauche hier einfach noch ein paar Tage für mich. Es ist sehr wichtig für mich, verstehst du?“ Tessa blickte mit ihren großen blauen Augen zu Amber hinüber. „Lass das, komm mir jetzt bloß nicht mit diesem Dackelblick. Das zieht nicht bei mir. Ich bin Tessa resistent.“ Amber seufzte, „O.k., wie lange willst du noch hier bleiben?“ „Ein paar Tage vielleicht, länger werde ich wohl nicht brauchen.“ „Ein paar Tage?“ Amber schoss wie ein Blitz vor Schock von ihrem Stuhl hoch, der dabei nach hinten umkippte. „Was zum Teufel kann dich so beschäftigen, dass du noch TAGE hier verbringen musst. Und entschuldige, dass ich das jetzt so drastisch formuliere, aber hey, ICH bin definitiv eine echte Verschwendung für ein klösterliches Dasein.“ Amber fing an zu schmollen, ging sie doch davon aus, dass sie mit Tessa hier bleiben sollte. Tessa, die das sofort begriff, schnappte sich den Strohhalm, den ihre Freundin ihr unbewusst zugeworfen hatte. „Ich Amber, nicht Du. Du ziehst ins Loft, fahr in die Innenstadt und feier so viel und so ausgiebig wie du willst. Wenn ich mir über einige Dinge klar geworden bin, komme ich zu dir nach Berlin. Dann machen wir die Stadt gemeinsam unsicher, o.k.?“ „Josh wird mich umbringen“, „Josh braucht es nicht zu erfahren!“ So saßen die beiden noch eine Weile beisammen, redeten, tratschten, lachten und Amber fragte nicht weiter danach, weswegen Tessa unbedingt noch hier im Kloster bleiben wollte. Gegen Mittag ließ Amber den Chauffeur kommen, der sie wieder in die Stadt bringen sollte. Tessa brachte ihre Freundin noch bis runter in die Empfangshalle und dort lagen sich die beiden in den Armen. „Aber Tess, versprich mir, dass du mich jeden Tag anrufst. Und vor allem, versprich mir, dass du bis zum Wochenende hier wieder raus bist, sonst reite ich hier persönlich mit Pauken und Trompeten ein, um dich an den Haaren in die City zu schleifen.“ „Ich melde mich Amber, versprochen.“ Tessa würde Amber in den nächsten Tagen schrecklich vermissen, aber hey, sie haben doch schließlich Handys. Amber würde ihre Zeit mit Shoppen, Wellness und Partys schon rumbekommen. Auch Tessa musste hier noch einiges aufklären. Und auch Francis würde bestimmt noch einmal auf sie zu kommen, nachdem Connor zu ihm gerannt war. Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer kam sie an der Rezeption vorbei, wo Connor seinen täglichen Dienst versah. Connor hob genau in dem Augenblick seinen Kopf vom Computer, als Tessa versuchte unbemerkt an ihm vorbei zu huschen. „Tessa, bitte warte doch einen Moment“, er umrundete den Rezeptionstresen und eilte direkt auf sie zu. Tessa, nicht willens ihn nach seinem Verrat so einfach davon kommen zu lassen, hatte nicht die geringste Lust mit ihm zu reden. Ihre ichverschrecke-ihn-durch-eine-extrem-heftige-reaktion-um-in-ruhegelassen-zu-werden-haltung, schien ihr die beste Taktik zu sein, ihn für den Moment loszuwerden. Sie wirbelte zu ihm herum und bezog ihre Angriffsstellung „Wozu? Was willst du jetzt noch von mir? Reicht es nicht, dass du mich bereits verpfiffen hast, Mr. sag-mir-die-wahrheit-und-ich-werde-nicht-zu-francis-gehen?“ Connor warf schnell seinen Blick durch die Empfangshalle. Um die Mittagszeit waren zwar meist nicht viele Touristen in der Herberge zugegen, aber dennoch wäre es nicht ratsam, wenn die wenigen, die Tessas Ausbruch mitbekommen würden, sich Fragen darüber stellen würden, was hier gerade passierte, zumal Francis‘ als Abt des Klosters in aller Munde war. Da Tessa nicht den Eindruck machte, als ließe sie sich durch ein paar warme Worte beschwichtigen, schloss er mit zwei Schritten die Lücke zwischen ihnen, packte sie grob am Oberarm
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