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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Wolken zu fallen: „Aber… aber du… du hast Lenir und mir doch immer von ihrer Weisheit und Güte erzählt! DU warst es, der uns gelehrt hat, dass die Goldenen das Wohl aller Drachen…“
    „Das war eine Lüge!“, unterbrach der Mentor ihn schroff.
    „Was?“ fragte Jaromir ungläubig.
    Sein Mentor wirkte plötzlich unendlich alt und müde, als er fortfuhr: „Oft ist Unwissenheit der beste Schutz und fürwahr: ich wollte dich und Lenir schützen! Hätte ich euch die Wahrheit über die Goldenen erzählt – sie lag mir schon so oft auf der Zunge – und wärt ihr besonders in jungen Jahren einem ihrer loyalen Anhänger über den Weg gelaufen, dann hätte dieser eure Einstellung sehr schnell bemerkt, wegen Hochverrats kurzen Prozess mit euch gemacht und das Ganze wie einen Unfall aussehen lassen.“
    Die Worte des alten Drachen waren eindeutig und nun murmelte er gedankenverloren vor sich hin: „Aber, dass ihr beiden Gefährten seid, das ändert alles… Ich werde mich umgehend mit meinen alten Freunden unterhalten müssen. Endlich haben wir eine Möglichkeit! … Es gibt viel zu tun, aber wir können es schaffen.“
    Victoria blickte Jaromir fragend an, aber der zuckte mit den Schultern und wollte wissen: „Wovon redest du überhaupt, Abrexar? Wenn die Goldenen wirklich so schlecht sind, wie du sagt, was haben sie denn bitteschön konkret verbrochen? Was kann so schrecklich sein, dass sie unser oberstes Gesetz verletzen und andere Drachen ermorden würden? Ich meine, wir leben zwar im Verborgenen, aber es geht doch allen gut.“
    Victoria sah den alten Drachen an. Er hatte äußerlich noch immer die Erscheinung des jungen Manns, aber er wirkte jetzt kein Stück mehr wie ein Mensch.
    Ihr lag eine Frage auf der Zunge und das schon seit Abrexar ihnen eröffnet hatte, dass sie Gefährten waren. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Antwort darauf ein Teil dieses großen Geheimnissens war. Leise fragte sie: „Warum gab es früher Gefährten und heute nicht mehr? Und vor allem, warum wissen Jaromir und Lenir nichts über diese Verbindung?“
    Sie konnte in den Augen des Meisters sehen, dass sie damit ins Schwarze getroffen hatte. Er straffte sich. „Früher gab es Gefährten und sie wurden sowohl in unserer als auch in eurer Gesellschaft anerkannt und respektiert. Es waren nie besonders viele, jedoch gab es sie zu jeder Zeit. Den Goldenen waren sie schon immer ein Dorn im Auge, denn sie sind die einzige Rasse, der es nie gelang, selbst Gefährten an sich zu binden.
    Irgendwann kam es zu den Torkriegen. Die Gefährten waren maßgeblich am Versiegeln der Tore beteiligt. Ich glaube sogar, dass wir es ohne sie nur mit großer Mühe geschafft hätten. Und dann plötzlich waren sie von einem Tag auf den anderen verschwunden. Wirklich alle Gefährten – sowohl die Menschen als auch die Drachen – keiner von ihnen ist jemals wieder aufgetaucht.
    Ich habe Informationen, die darauf hindeuteten, dass die Goldenen etwas über ihr Verschwinden wissen. Aber anstatt dieses Wissen mit uns anderen Drachen zu teilen, verboten die Goldenen nach ein paar Jahren, über ihren Verbleib zu spekulieren und wenig später untersagte der Große Rat der Goldenen überhaupt von ihnen zu sprechen. Schließlich wurde den Menschen auch noch die Magie verboten und alle Drachen bis auf die Torwächter zogen sich aus der menschlichen Gesellschaft zurück.
    Diese beiden Faktoren sorgten sehr wirksam dafür, dass sich nie wieder Gefährten fanden – bis heute… Die Goldenen waren schon immer Meisterinnen darin, die Geschicke der Welt so zu lenken, dass sie ihre Ziele erreichen. Ich wüsste zwar nicht, wie sie es geschafft haben könnten, alle Gefährten mit einem Schlag verschwinden zu lassen, aber ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie ihnen keine einzige Träne nachweinen und alles dafür tun, dass es nie wieder Gefährten gibt.“
    Jaromir runzelte die Stirn. „Aber wenn die Geschichte tatsächlich so verlaufen ist, wie du sagst, warum erinnert sich denn heute niemand mehr an diese Wahrheit?“
    Abrexar lachte freudlos. „Es werden nur wenige Drachen so alt wie ich. Bedenke, dass ich erst dreihundert war, als die Tore in die Nebelsphäre gerissen wurden. Die meisten Schwarzen werden sogar nur achthundert und nicht tausend Jahre alt und sind somit in der Mehrzahl erst nach den Torkriegen geschlüpft. Die Roten werden in der Regel kaum älter als vierhundert Umläufe, von denen hat also keiner die Torkriege selbst

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