Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
Vom Netzwerk:
erlebt. Die Grünen sind den Goldenen treu ergeben und die Blauen haben kaum Kontakt zu den anderen Rassen. Die Weißen werden zwar deutlich älter – Hoggi ist wohl schon bald zweitausend Jahre alt – aber sie sind Wissenschaftler und wollen mit Politik nichts zu tun haben, sondern einfach nur in aller Ruhe forschen und Zauber entwickeln.
    Ganz ehrlich, Jaro, viele Drachen waren einfach nur froh, als die Tore endlich wieder verschlossen waren und das dunkle Übel aus unserer Welt getilgt wurde. Kaum einer wusste genau, was damals mit den Gefährten passiert war und selbst ich kann darüber nur spekulieren. Die meisten vertrauten auf die Führung der Goldenen und waren mehr als nur einverstanden, dass etwas unternommen wurde, damit die Tore nie wieder geöffnet werden konnten. Wir zogen uns zurück – dieser Preis war zwar hoch, aber das war egal. Ich gebe zu, dass die meisten von uns in jenen Tagen nur zu gern bereit waren, Abstriche bei der Wahrheit zu machen.
    Und vergiss nicht, Jaromir, dass sich nur die Goldenen seit jeher für unsere Geschichtsschreibung zuständig fühlen. So ist es für sie nicht schwierig, die Sicht auf die Vergangenheit an der einen oder anderen Stelle im Nachhinein zu verändern.
    Dazu kommt, dass viele Drachen an der Pest gestorben oder während der Kriege gefallen sind. Und um die wenigen, die die Wahrheit kannten und außerdem noch bereit waren Widerstand zu leisteten, kümmerten sich die Goldenen ganz persönlich.“
    Abrexar lächelte ironisch, als er fortfuhr: „Und hier, mein lieber Schüler, kommt wieder das Organisationsgeschick und die ach so großartigen Verhandlungsfähigkeiten unserer geliebten Goldenen ins Spiel – man könnte aber auch einfach von Intrigen sprechen. Sie bestachen, bedrohten und manipulierten, bis niemand mehr sein Maul aufmachte.“
    Misstrauisch blickte Jaromir seinen Mentor an und fragte kühl: „Und wie haben sie dich zum Schweigen gebracht?“
    „Oh, du willst wissen, ob ich gekauft wurde?“, fragte Abrexar mit einem freudlosen Grinsen. „Ich kann dir die Frage nicht verübeln, aber ich versichere dir, dass ich weder bestochen noch bedroht oder sonst irgendwie manipuliert wurde.“
    Der Schüler sah seinen Meister fragend an und dieser fuhr fort: „Mein Mentor starb bereits kurz nachdem die Tore in die Nebelsphäre gerissen wurden. Ich war mit meinen dreihundert Jahren nur etwas mehr als erwachsen und begann gerade meinen Ruf zu etablieren. Ich kann dir versichern, dass so etwas ohne Fürsprecher alles andere als einfach ist. Zwar nahm Hoggi mich offiziell als Schüler an, aber der lebte damals wie heute sehr zurückgezogen und wollte von Politik nichts wissen, so dass ich vor dem Großen Rat gar nicht in Erscheinung trat. Als der Krieg endgültig vorbei war, hatte ich gelernt, mich in gesellschaftlichen und politischen Fragen unauffällig im Hintergrund zu halten.“
    Er öffnete seine Gedankenvorhänge erneut und so konnten Victoria und Jaromir selbst sehen, wie es ihm ergangen war. Er hatte sich im Verborgenen mit einer Handvoll Gleichgesinnten zusammengetan. Sie hatten jeder für sich Beweise für die Lügen der Goldenen gesammelt und nach der Wahrheit gesucht. Anfangs waren die Zeiten aber so unruhig und schlecht gewesen, dass sie sich entschieden, vorerst nichts zu unternehmen. Offener Widerstand würde nur wieder viele Leben kosten und das war es nicht wert. Als das Leben wieder in geordneten Bahnen verlief, hatte sich die Herrschaft der Goldenen so weit gefestigt, dass sie keine Chance sahen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Also hatten sie nie etwas unternommen, sondern weiter heimlich Informationen gesammelt. Manche aus ihrer Gruppe waren sogar bei den Goldenen zu Ansehen gekommen, so wie Abrexar selbst, der seit ein paar Jahrhunderten des Öfteren als Ratgeber für den Großen Rat fungierte.
    In Abrexars Gesicht zeigte sich Resignation, als er hinzufügte: „Ihr seid Gefährten. Die Goldenen haben jahrhundertelang ihre Kraft darauf verwendet, alles Wissen über Verbindungen wie die eure aus der Gesellschaft der Drachen zu tilgen. Ihr zwei werdet jetzt mit Sicherheit nicht mit offenen Armen empfangen. Wenn sie können, werden die Goldenen euch eliminieren, bevor eine unbeteiligte Himmelsechse auch nur eine Ahnung von eurer Existenz hat.“
    Victoria war entmutigt: „Dann haben wir anscheinend wirklich keine Chance!“ Sie seufzte und fügte spöttisch hinzu: „Es wird also kein Happy End mit einer großen, fröhlichen

Weitere Kostenlose Bücher