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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Victoria und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Oh Mann Vici, es ist wirklich kein Wunder, dass ich gegen Lenni so leicht gewinnen konnte. Er hatte nicht den Hauch einer Chance!“
    Dann bemerkte er, dass sie sich noch immer mit den Auren beschäftigte und zog erstaunt eine Augenbraue hoch. „Das hast du dir jetzt aber nicht in den letzten Minuten selbst beigebracht, oder?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nö. Du hast den Zauber angewandt, als du gegen Lenir gekämpft hast, erinnerst du dich? Ich habe das nur nachgeahmt und die schillernden Konturen mit meiner normalen Sicht zur Deckung gebracht. Schließlich wollte ich doch sehen, was ihr da mit euren Schilden veranstaltet.“
    Abrexar verstand nicht so recht, worüber die beiden redeten und fragte neugierig: „Sie hat was gemacht?“
    Jaromir seufzte: „Victoria hat unsere magischen Auren sichtbar gemacht und zwar gestochen scharf, wenn ich das richtig sehe. Und das obwohl ich den Zauber nur ein einziges Mal benutzt habe, als sie mit mir verbunden war.“ Er schickte seinem Meister ein Bild vom Kräftemessen aus Victorias Erinnerung.
    Sie zuckte mit den Schultern und musste wieder grinsen, als sie die schwarzen Drachen mit dem glitzernden Perlmuttschimmer sah. „Ihr seht echt niedlich aus – eben so richtig was für uns Mädchen.“
    Abrexar war sprachlos und sah sie erstaunt an. Dann fing er sich wieder, schüttelte ungläubig den Kopf und sagte leise und ernst: „Das ist wirklich ungewöhnlich! Selbst für Gefährten ist das tatsächlich äußerst bemerkenswert.“
    Victoria mochte es gar nicht, wenn so ein Aufriss wegen ihr gemacht wurde und meinte nur: „So wild ist das nun auch wieder nicht. Ich habe doch schon bei Jaromir gesehen, wie das geht und auf Anhieb geklappt hat es auch nicht. Ich musste schon ein bisschen rumprobieren. Ich bin nichts Besonderes… Außerdem, was hätte ich denn machen sollen? Wer konnte denn ahnen, dass die Schilde farbig werden würden. Schließlich wollte ich sehen, was ihr da macht. Zwei Drachen, die sich angestrengt gegenüberstehen und irgendwann anfangen zu keuchen, sind echt nicht so spannend!“
    Abrexar schüttelte noch einmal den Kopf und sah ihr dann freundlich lächelnd in die Augen: „Liebe Victoria, du BIST etwas Besonderes. Ganz abgesehen davon, dass du eine Gefährtin bist, kann ich dir gern noch weitere Gründe dafür nennen:
    Erstens hast du den Zauber auf Anhieb perfekt hinbekommen. Anfänger sehen in der Regel nur einen verwaschenen Schimmer in Regenbogenfarben aber mit Sicherheit keine gestochen scharfen Konturen!
    Zweitens ist es einem Laien in der Regel unmöglich, die Auren und das Bild der Augen so übereinander zu legen, dass diese deckungsgleich sind. Das erfordert ebenfalls eine Menge Übung und großes abstraktes Denkvermögen. Du bist Mathematikstudentin und laut Jaromir sehr begabt, also gestehe ich dir letzteres gern zu, aber tagelange Übung hättest du trotzdem benötigt.
    Und drittens: nur weil du etwas bei Jaromir im Geist gesehen hast, heißt das noch lange nicht, dass du es auch beherrscht. Über den Geist eines anderen kannst du immer nur das lernen, was dein eigener Horizont zulässt. Alles, was darüber hinausgeht, verstehst du zwar in dem Moment, in dem es dir gezeigt wird, aber wenn du es später allein noch einmal nachvollziehen willst, wird dir das nicht gelingen. Und DAS, liebe Victoria, bedeutet, dass dein Horizont erheblich weiter ist, als mir bislang klar war! Du bist in der Lage, intuitiv mit Magie umzugehen. Du brauchst eigentlich nur eine Idee und findest dann spontan einen Weg, sie mit astraler Kraft umzusetzen.
    Und viertens“, Abrexar zwinkerte ihr zu, „und das ist fast das Erstaunlichste – bist du bescheiden. Diese Eigenschaft ist bei menschlichen Magiern nur in äußerst seltenen Fällen anzutreffen und fast immer mit minderer Begabung gepaart.“
    Abrexar und Jaromir lachten und auch Victoria musste gegen ihren Willen grinsen.
    Jaromir wurde wieder ernst und pflichtete seinem Mentor bei: „Vici, erinnere dich an den Ortungszauber oder an den Angreifer, dem du das Gefühl von Schmerzen direkt in seinen Geist gesetzt hast. Oder an Lenni. Du hast Umgebungsmagie umgewandelt und ihm als eigene astrale Kraft zurückgegeben.“
    Victoria sah stumm von einem zum anderen. Sie fühlte sich, als hätte sie etwas falsch gemacht.
    „Nein“, sagte Jaromir sanft, „du hast bestimmt nichts falsch gemacht. Du bist einfach nur außergewöhnlich.“
    Abrexar nickte.

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