Haltlos
und viel verändere. Und gerade in der Zeit, in der die Bindung geknüpft wurde, reagierten die Partner oft extrem. „Dann gehört Jaromirs neues Verhalten wohl dazu. Und auch unser Wunsch, jede freie Minute miteinander zu verbringen, uns zu küssen und…“
Die Bilder, die Jaromir eben geschickt hatte, stiegen verführerisch in ihr auf. „Nein!“, schimpfte sie mit sich selbst, „jetzt fang nicht schon wieder damit an, sonst wirst du gleich rot!“
Sie versuchte sich auf die Geometrie zu konzentrieren und das gelang ihr dann irgendwann auch halbwegs.
Nach einer Zeit, die Victoria endlos erschien, beendete Professor Custos Portae endlich die Übung und entließ seine Studenten.
Beim Einpacken fragte er kurz: „Wir sehen und doch heute Nachmittag, oder?“
Sie tat, als sei sie mit ihrem Ordner beschäftig, lächelte aber, als sie dachte: „Ja, na klar. Ich fahre nur nach Hause, packe meine Sachen fürs Wochenende und komme dann gleich zu dir.“
Victoria ließ sich Zeit beim Einpacken und Kerstin ebenfalls. Ihre Freunde verabschiedeten sich schon und wünschten ein schönes Wochenende.
Als alle weg waren, konnte sich Kerstin das Grinsen nicht mehr verkneifen und sagte kopfschüttelnd: „Und du willst mir erzählen, dass da zwischen euch noch nichts Ernsthaftes gelaufen ist. Ich glaube dir kein Wort, Vici!“ Sie hatte die Blicke am Anfang der Übung und besonders auch Victorias Reaktion sehr wohl bemerkt.
Victoria holte tief Luft und schnaufte unglücklich. „Ach, es ist komisch. Er will mich auf keinen Fall bedrängen und lässt mir Zeit. Gerade weil er mein Professor ist und dann auch noch einiges älter als ich, will er es langsam angehen lassen und deshalb haben wir in den letzten Wochen gewartet.“
Kerstin runzelte die Stirn und fragte trocken: „Ich wundere mich, worauf DU noch wartest?“
Victoria seufzte tief und dachte an Jaromirs Vorschlag. Dann gab sie sich einen Ruck und antwortete leise: „Das frage ich mich auch … und ich glaube, an diesem Wochenende ist Schluss mit Warten. Ich bin heute noch mit ihm verabredet…ich werde es einfach darauf ankommen lassen – mal sehen, was passiert…“
Das Grinsen ihrer Freundin wurde breiter, als sie kicherte: „Na, dann wünsche ich euch beiden Turteltäubchen viel Spaß! Aber du musst mir am Montag berichten.“ Kerstin zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
Victoria lachte: „Das werde ich tun!“
Als sie in ihrer Wohnung ankam, war J nicht da. Also ging Victoria in ihr Zimmer und schmiss ganz fix Klamotten und Unterlagen fürs Wochenende in eine große Sporttasche. Sie hatte sich gerade einen Zettel gegriffen und wollte J eine kurze Nachricht hinterlassen, da kam ihr Mitbewohner auch schon durch die Tür. Und er sah nicht sehr glücklich aus.
Victoria stellte ihre schwere Tasche im Flur ab und fragte mitfühlend: „He J, was ist denn mit dir los? Geht es dir nicht gut?“
Da grinste er schon wieder. „Ach, eigentlich ist gar nichts Schlimmes passiert. Aber es ist das erste richtig tolle Sommerwochenende und wir wollten heute Abend ganz gemütlich in Falkenstein am Strand grillen, aber jetzt ist Thomas olle Karre endgültig verreckt und wir anderen haben alle kein Auto und den ganzen Krempel mit dem Bus oder dem Rad dahin zu schaffen ist echt uncool… Ich will heute auf keinen Fall in irgendeiner Kneipe oder gar in einem stickigen WG-Zimmer rumsitzen! Mann, draußen sind bald dreißig Grad. Das muss doch gefeiert werden!“
Victoria grinste jetzt ebenfalls. „Und wo ich das Problem? Wenn du mich eben zu Jaromir bringst, kannst du den Polo fürs Wochenende haben.“
„Ist das dein Ernst?“ J sah sie zweifelnd an.
„Klar! Der Wagen würde eh nur die ganze Zeit in der Garage stehen. glaubst du wirklich Jaro fährt mit mir Polo, wenn daneben der Aston Martin wartet?“
J kicherte. „Wohl eher nicht… und hast du schon alles zusammen?“
Sie deutete auf die Reisetasche. „Alles da drin…“
J schnappte sich fröhlich und ganz gentlemanlike die Tasche, beschwerte sich aber sofort übers Gewicht: „Mann Vici, was schleppst du bloß alles mit?“
Er linste in die noch offene Tasche und stöhnte fassungslos: „Ordner… jede Menge Ordner... Ich dachte, du besuchst deinen Lover und nicht deinen Professor!“
Sie zuckte nur lächelnd mit den Schultern. „Viel Wissen hat eben viel Gewicht und wie du weißt, ist mein Freund zufällig mein Professor.“ Sie blickte ihn auffordernd an. „Also was ist nun, alter Mann? Soll ich
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