Haltlos
dir tragen helfen?“
J schüttelte energisch den Kopf und warf die Tasche theatralisch über seine Schulter. „Nein, das schaffe ich schon – ist ein prima Training: Ich gehe dann gleich auf der Rücktour das Bier kaufen. Mann, die Jungs werden sich echt freuen!“
Fröhlich pfeifend lief er leichtfüßig die Treppen hinunter.
Victoria brauchte sich nicht zu konzentrieren, um seine Gedanken zu lesen: „Jipphhiiee, das Wochenende ist gerettet! Gleich geht es in den Supermarkt und dann wird jede Menge Bier gekauft… und Kohle… und ein Grill… und Fleisch… und Würstchen… cool, die Jungs werden echt Augen machen!“ Er schmeckte sein Steak schon auf der Zunge und sah den Kasten kühles Flens am Strand in der Förde dümpeln.
Victoria konnte über so viel Begeisterung nur lachen und übergab J feierlich die Autoschlüssel.
Als J den Wagen vor Jaromirs Anwesen zum Stehen gebracht hatte, umarmte er Victoria spontan und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. „Mann Vici, du bist echt die Beste! Ich liebe Dich!“ Er grinste von einem Ohr zum anderen und war in Gedanken schon dabei, Thomas zum Einkaufen zu verhaften.
Victoria lachte nur, stieg aus dem Auto und sagte fröhlich: „Viel Spaß am Strand und treibt es nicht zu doll!“
J zwinkerte ihr noch einmal zu, drehte das Radio voll auf und fuhr dann glücklich pfeifend davon.
Als Victoria sich zur Tür umdrehte, bemerkte sie sofort, dass Jaromir sich tierisch aufregte und kurz davor war, sich zu verwandeln. Er versuchte zwar, das vor ihr zu verheimlichen, aber das gelang ihm nur sehr kläglich. Sie wusste sofort, dass er eifersüchtig war … und zwar auf… J?! Er wollte das gar nicht. Er wusste, dass es Blödsinn war, aber konnte irgendwie nicht anders. Es hatte ihm ganz offensichtlich überhaupt nicht gefallen, dass J sie umarmt und geküsst hatte.
Sie schüttelte den Kopf, schickte ihm beruhigende Gedanken und versicherte ihm, das sie IHN liebte und nicht ihren Mitbewohner.
Dann öffnete sich auch schon vor ihr die Haustür und Albert begrüßte sie wie immer formvollendet.
Victoria lächelte den Butler an. „Ich weiß, Jaromir wartet im Salon auf mich…“ Und obwohl sie genau wusste, dass Albert informiert war, flüsterte sie verschwörerisch: „Und hat er heute auch gepetzt, dass ich mal wieder nicht zu Mittag gegessen habe?“
Albert nickte lächelnd und fragte: „Was halten Sie von einem kleinen Salat mit Putenbrust und frischem Brot?“
Sie konnte die Köstlichkeit schon in seinen Gedanken sehen. „Ist da auch wieder dieses traumhafte Kräuterdressing dabei?“
Der Butler nickte strahlend und Victoria sagte: „Oh, davon halte ich sehr viel! Danke Albert!“
Der verbeugte sich. „Sehr gern, Frau Abendrot. Ich bringe es ihnen gleich rauf.“
Als sie sich auf den Weg nach oben machte, spürte sie Jaromirs schlechte Laune überdeutlich. Er war immer noch eifersüchtig. Sie betrat den Salon und sah schon beim Reinkommen, dass in seinen Augen ein Feuer brannte – allerdings waren die sonst so warmen, braunen Augen jetzt schwarz.
Sie ging auf ihn zu und fragte bestürzt: „Mensch Jaro, was ist denn los?“
Er schloss sie besitzergreifend in die Arme und seufzte tief: „Ich glaube, ich werde verrückt! Es hat mir noch nie gefallen, wenn sich jemand für dich interessiert, aber jetzt wird das unerträglich. Besonders wenn du das auch noch magst.“
Dann zeigte er Victoria, was in ihm vorging: Als sie Kerstin heute erzählt hatte, dass Mark der letzte Mann war, mit dem sie geschlafen hatte, waren die Erinnerungen an diese Stunden in ihr hochgekommen und auch Jaromir hatte diese Gedanken geteilt. Es hatte ihm gar nicht gefallen, zu sehen, wie jemand anderes mit seiner Victoria Zärtlichkeiten austauschte. Es hatte ihn große Mühe gekostet, sich zu beherrschen. Dabei hatte er sich vorgestellt, wie es wäre, wenn ER mit ihr schlafen würde und das wiederum hatte sie dann auch gesehen.
Als sie diese Bilder jetzt erneut sah, wurden die Schmetterlinge in ihrem Bauch wach. Victoria seufzte, gab dem Drängen der Flattertierchen zu gern nach und küsste Jaromir leidenschaftlich.
Jaromir küsste sie wie ein Ertrinkender und hielt sie fest im Arm. Doch nach einem kurzen Moment nahm er ihren Kopf vorsichtig in seine Hände und blickte sie zärtlich an. Er lächelte und sie sah, dass seine Augen nicht mehr schwarz waren, sondern deutlich heller.
Dann sagte er: „Warte noch, ich will dir alles zeigen, damit du wirklich verstehst,
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