Haltlos
Wenn dir jemand vorher hätte erklären wollen, wie du das machst, hättest du ihn verstanden?“
„Wohl eher nicht.“
Er zog sie zärtlich näher zu sich heran. „Siehst du? Und genauso ist es mit der Luftmagie. Wenn du erst mal weißt, wie es grundsätzlich funktioniert, dann wirst du auch erkennen, wie ich den Schild errichte. Bis dahin werden wahrscheinlich noch Wochen vergehen, in denen wir uns mit ganz einfachen Luftzaubern beschäftigen. Aber irgendwann wird es dir wie Schuppen von den Augen fallen und dann wirst du wissen, was du tun musst.“
Dann sog er genüsslich den Duft ihrer Haare ein und murmelte: „Und bis dahin musst du einfach nur üben und geduldig sein…“
Sie drehte sich zu ihm und lachte ironisch. „Und das, wo Geduld doch so meine Stärke ist…“
Jetzt lachte auch er leise und meinte aufmunternd: „Wir müssen ja auch nicht den ganzen Tag an der Luftmagie arbeiten…“ In ihm stiegen Bilder vom Nachmittag auf und in seinen Augen brannte wieder die flüssige Bronze.
Es kribbelte in ihrem Bauch, aber sie grinste frech, rückte ein Stück von ihm ab und sagte mit erhobenem Zeigefinger: „Richtig! Ich muss endlich mal Schach mit dir üben, damit Felix mich nicht mehr einfach fertig machen kann und dann habe ich ja auch noch meine Mathesachen mitgebracht…“
Er spürte genau, dass sie ihn necken wollte und das reizte ihn nur noch mehr. Mittlerweile war es spät geworden und dämmerte. Kurzerhand entzündete er die Kerzen in den Windlichtern, sah ihr verliebt in die Augen und schickte ein paar Bilder von den Küssen am Nachmittag.
Der Blick ging durch und durch und in ihr breitete sich aufregendes Prickeln aus. Die Schmetterlinge wirbelten durch ihren Bauch und Victoria konnte ihren Widerstand kaum noch aufrecht halten. Trotzdem sagte sie tapfer: „Und Feuermagie… Was ist denn damit? Davon habe ich ja erst recht noch keinen Plan! Das musst du mir auch unbedingt noch beibringen.“
Er lächelte sie an und antwortete mit rauer Stimme: „Ja, da hast du recht, Kleines.“ Dann loderte die Bronze in seinen Augen hell auf und sie spürte, dass es ihn große Mühe kostete, sie nicht zu berühren. „In einer ganz speziellen Form der Feuermagie werde ich dich am besten jetzt gleich unterrichten.“
Die Bilder, die er ihr nun schickte, machten die Schmetterlinge wahnsinnig. Dann bewegte er sich, ohne sie aus den Augen zu lassen, geschmeidig auf sie zu.
Sie hielt den Atem an. Als er sie dann endlich küsste, wurde ihr schwindelig und sie gab jeden Widerstand bereitwillig auf.
Die Luft war warm und es duftete nach Sommer.
17. Sommerwind
Am Samstag und am Sonntag beschäftigten sich Jaromir und Victoria immer wieder mit der Luftmagie, doch leider blieben greifbare Erfolge erst mal aus. Wie schon zuvor hatte sie zwar manchmal ganz kurz den Eindruck, sie würde verstehen, worauf es ankam, aber diese Gedanken waren so verdammt flüchtig, dass Victoria sie einfach nicht festhalten konnte, egal wie sehr sie sich bemühte.
Immerhin ließ ihre anfängliche Ungeduld irgendwann nach und so konnte sie sich tatsächlich auf die Grundübungen zur Luftmagie konzentrieren. Jaromir versicherte ihr, dass sie sich ganz prima schlug. Es sei ganz normal, dass das Beherrschen eines neuen Elementes schwierig sei und einfach Zeit brauche.
Da Victoria neben der neuen Magie auch noch ein paar Dinge für ihr Studium zu tun hatte und wirklich dringend Schach lernen wollte, ließ sie sich endlich darauf ein, sich auch in diesem Bereich von Jaromir unterrichten zu lassen. Über die geistige Verbindung erschlossen sich ihr so in wenigen Minuten ganz neue Welten.
Und auch wenn die Professoren in den Vorlesungen der letzten Wochen nicht an die Lösungen für die Übungen gedacht hatten, konnte sie die nun einfach so runter schreiben und hatte die Inhalte in aller Tiefe durchdrungen. Auch Randbereiche, die gar nicht Gegenstand der Vorlesungen sein sollten, lernte sie auf diese Weise. Langsam fragte sie sich, wie sie im Studium noch weiter den Eindruck erwecken sollte, sie sei eine ganz normale Studentin. Wenn Jaromir ihr noch ein paar Dinge zeigen würde, könnte sie in wenigen Tagen ihre Diplomprüfung ablegen und würde ohne Mühe bestehen. Die Vorlesungen wurden jetzt noch langweiliger werden als ohnehin schon, aber der zusätzliche Zeitgewinn war das Opfer wert. Schließlich wollte sie nicht nur Zeit für die Luftmagie haben, sondern auch für Jaromir.
Seit Abrexar sie als Gefährten erkannt
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