Haltlos
Imbiss Ausschau hielt: „Worauf hast du Lust? Wir hätten hier kalten Rinderbraten, Remouladensauce und bestimmt sind auch noch ein paar Brötchen da. Ansonsten könnte ich dir noch Crème Brûlée anbieten – allerdings ohne karamellisierten Zucker, dafür aber mit frischen Erdbeeren. Das gab es nämlich heute Abend… Warte und wir haben hier noch ganz frische Pastete – ach nein, die ist bestimmt für morgen – Albert bringt mich um, wenn wir die jetzt essen!“
Victoria lachte. „Der Rinderbraten hört sich prima an und ich glaube, ich hätte auch gern noch ein wenig Crème Brûlée ohne Brûlée, aber mit Erdbeeren.“
Er drehte sich um und strahlte sie an. „Kommt sofort junge Frau!“ Dann begann er damit, den Kühlschrank auszuräumen.
Während Victoria genussvoll aß – wiedermal bemerkte sie erst jetzt, wie viel Hunger sie hatte – schrieb Jaromir einen Zettel für Albert.
Da sie noch immer in seinem Geist war, konnte sie regelrecht lesen, was er schrieb: «Lieber Albert, Victoria hatte mal wieder nichts gegessen und so haben wir den Kühlschrank geplündert. (Jetzt isst sie in aller Ruhe und hat wieder diesen seligen Ausdruck in ihrem hübschen Gesicht.) Es wäre klasse, wenn du morgen Frühstück für zwei machen könntest – braucht aber wirklich nichts Großartiges zu sein… Danke Dir! Jaromir»
Als sie mit dem Essen fertig war – der Braten mit der Remouladensauce im Brötchen war sehr lecker gewesen und die Crème mit den Erdbeeren einfach nur ein Gedicht – bestand Victoria darauf, das Geschirr wieder abzuspülen.
Jaromir meinte, dass er das nie täte, woraufhin sie nur sagte: „Ich bin so erzogen worden. Meine Mutter hat immer gesagt: «Du kannst gern alles mit meiner Küche anstellen – solange sie in ihrem tadellosen Urzustand ist, wenn ich sie wieder betrete.» Es war eindeutig besser, dass ich mich immer daran gehalten habe.“
Er runzelte die Stirn, half ihr aber. Als sie alles weggeräumt hatten, war es schon halb eins und Victoria war hundemüde.
11. Der Wettkampf
Als sie am nächsten Morgen die Augen aufschlug, fühlte sie sich so erholt wie schon seit Wochen nicht mehr. Sie waren direkt nach dem Essen ins Bett gefallen und aneinander gekuschelt eingeschlafen. Das Sonnenlicht flutete Jaromirs Schlafzimmer und tauchte die weißen Vorhänge des Himmelbettes in goldenes Licht.
Genüsslich gähnte sie und streckte sich in den weichen Kissen. Verwundert stellte sie fest, dass sie noch immer im Geist des Drachen war und dass dieser die letzten Stunden damit verbracht hatte, sie im Schlaf zu beobachten.
Er sah sie lächelnd an. „Guten Morgen, Kleines. Wie schön, dass du so gut geschlafen hast.“
Sie lächelte zurück. „Hast du gar nicht geschlafen?“
Seine Antwort klang amüsiert. „Oh doch, ich habe geschlafen – sehr gut sogar, aber ich brauche nicht mehr als fünf Stunden. Erst hatte ich überlegt aufzustehen, aber du bist so schön, wenn du schläfst und ich hatte dich so lange nicht in meiner Nähe.“
Er gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
Victorias Schmetterlinge reckten verschlafen ihre Flügel. Sie gähnte noch einmal und fragte dann: „Wie spät haben wir es denn?“
Er sah auf seine Uhr. „Es ist jetzt neun... Was hältst du davon, wenn wir nach dem Frühstück deine Mathesachen holen?“
Sie reckte sich genüsslich. „Gute Idee. Hmmmmmmm. Macht es dir was aus, wenn ich jetzt erst mal eine Runde duschen gehe?“ Ihr Blick wurde neugierig. „Hast du überhaupt eine Dusche?“
Er lächelte. „Dusche würde ich das nicht gerade nennen.“
Sie sah in seinen Gedanken ein riesiges Badezimmer, gehalten in den Grün- und Türkistönen des Meeres. In der Mitte war ein großes Becken, in das Jaromir bequem auch in Drachengestalt passte.
Allein die Vorstellung, dass sie hier ein Bad nehmen würde, brachte ihn auf andere Gedanken und seine Augen begannen zu leuchten.
Damit war auch der letzte Schmetterling hellwach, sie wurde rot und kicherte. „Na gut, das Bad kann auch noch etwas warten.“
Eine halbe Stunde später ging sie dann baden – allein. Jaromir meinte, dass seine Selbstbeherrschung dafür noch nicht stark genug wäre. Das Wasser war herrlich warm und duftete nach Rosmarin und Lavendel. Victoria ließ sich mit geschlossenen Augen treiben. Sie hätte nie gedacht, dass «nur Küssen» so erotisch sein könnte und konnte gar nicht genug davon bekommen. Es klappte mittlerweile immer besser. Aber durch ihre gedankliche
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