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Hamam - Kolats Zaubertrank

Hamam - Kolats Zaubertrank

Titel: Hamam - Kolats Zaubertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Cantor
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Zugbrücke und der Kutscher brachte die Rösser im Burghof zum Halten. Tannhäuser wurde von einem Bediensteten in Empfang genommen und direkt zu Gräfin von Hohnhorst vorgelassen, die ihn im Empfangsraum, auf einem breiten Lehnsessel thronend, begrüßte.
    „Willkommen, Ritter Tannhäuser. Ich bin erfreut, Euch unversehrt auf meiner Burg begrüßen zu dürfen.“
    Die Gräfin trug ein langes weinrotes Samtkleid mit weit geschnittenen Trompetenärmeln und goldenem Satineinsatz. Das rechteckige Dekollete gewährte einen großzügigen Blick auf ihre hervorquellenden, von einem goldenen Kreuz verzierten Brüste. Ein perlenbestickter Ledergürtel um ihren Bauch betonte die Rundungen ihrer Hüften. Trotz ihrer 40 Jahre war die Gräfin von gewinnendem und liebreizendem Äußeren, dem auch die ersten Fältchen an Gesicht und Hals keinen Abbruch taten.
    „Besten Dank, Gräfin von Hohnhorst“, verbeugte sich Tannhäuser. „Was verschafft mir die Ehre, Euch hier auf der Altenburg meine Aufwartung machen zu dürfen?“
    „Ach, die pure Langeweile. Ihr glaubt ja nicht, wie öde das Leben in dieser Feste sein kann. Aber im Ernst: Ich wollte mich nach Eurem Befinden erkundigen. Ich habe gehört, Euer Gemütszustand sei nicht der Beste? Aber bitte, nehmt doch erst einmal Platz!“
    „Wie kommt Ihr darauf?“, fragte Tannhäuser misstrauisch, während er sich der Gräfin gegenüber auf einem gepolsterten Sessel niederließ.
    „Euer Ruf eilt Euch voraus, edler Tannhäuser. Wie mir zugetan wurde, habt Ihr das Sängerfest auf der Wartburg verlassen, bevor es überhaupt begonnen hatte und seid spurlos in den Wäldern Thüringens verschwunden?“
    „So? Das ist Euch also berichtet worden? Und wer hat Euch diese Kunde überbracht?“, fragte der Sänger gereizt.
    „Das tut nichts zur Sache, Heinrich. Jedenfalls bin ich erfreut, Euch hier in Bamberg zu sehen. Ich hatte schon einmal das Vergnügen, Eurer Kunst im Baderschloss in Nürnberg beiwohnen zu dürfen. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch an mich erinnert?“
    „Zweifelsohne erinnere ich mich an Euch. Eure Schönheit und Euer Geist sind über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Wie also könnte ich Euch vergessen?“, entgegnete Tannhäuser. Eine dezente Spur Zynismus in seiner Stimme war unüberhörbar.
    „Dann bin ich ja erleichtert. Aber … sagt an: Seid Ihr jetzt schon so tief gesunken, dass Ihr gezwungen seid, Eure Minne vor dem Pöbel auf den Marktplätzen zum Besten zu geben?“
    „Was liegt daran, Frau Gräfin? Ob ich meine Lieder vor dem gemeinen Volk zum Vortrage bringe oder vor der adligen Gesellschaft! Niemand interessiert sich mehr für meine Kunst.“
    „Warum so bescheiden, Tannhäuser? Ihr seid ein begnadeter Minnesänger und in guten Zeiten auch ein spaßiger Possenerzähler. Ein wenig Kurzweil könnte auch mir auf dieser Burg nicht schaden. Es sollte Euch nicht zum Nachteil gereichen.“
    „Ich danke Euch für die Ehrerbietung, verehrte Gräfin, aber mir steht beileibe nicht der Sinn nach Possenreißen!“
    „Was ist mit Euch, Tannhäuser? Wollt Ihr mir Euren Kummer nicht anvertrauen? Es schmerzt mich, Euch in dieser düsteren Schwermut zu sehen.“
    „Was wird’s schon sein? Wenn Ihr Kunde von meiner Flucht von der Wartburg erhalten habt, so habt Ihr vermutlich auch in Erfahrung gebracht, dass es mit der Nichte des Landgrafen in Zusammenhang steht. Verspottet hat sie mich. Ich solle meine trübsinnigen Minnelieder in den Klöstern der Betschwestern zum Besten geben. Und wie ich überhaupt dazu käme, ihr meine Liebe zu bekunden. Ich, ein armseliger Minnesänger.“
    „Elisabeth? Die heilige Elisabeth! So liebt Ihr sie also wahrhaftig! Nun ja, ihre Schönheit ist im ganzen Land bekannt, um nicht zu sagen berüchtigt. Ihre Arglist und ihre Scheinheiligkeit sind es jedoch nicht minder. Aber … Tannhäuser, wegen dieser Frau lasst Ihr Euch in eine solche Verzweiflung stürzen? Was könnte Elisabeth Euch denn schon bieten? Ihr, die Ihr die Possen und das Laster liebt!“
    „Das Laster, das Laster! Seit Monaten habe ich keine Frau mehr angerührt, Frau Gräfin. Der Appetit auf fleischliche Gelüste ist mir gründlich vergangen.“
    „Mein Ärmster“, säuselte die Gräfin mitleidsvoll. „Vielleicht ließe sich das ja ändern. Wie wär’s mit einem kleinen Imbiss, um den Appetit ein wenig anzuregen?“
    „Danke, Frau Gräfin, aber ich bin nicht hungrig. Ich habe in der Stadt bereits eine Mahlzeit eingenommen.“
    „Nun, so tut mir wenigstens den

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