Hamam - Kolats Zaubertrank
kannst Du schon mal in die Kräutersauna gehen und Dich ein wenig aufwärmen, während ich Luisa behandle. Ist nicht sehr heiß – vielleicht 50°, Du kannst Dir also Zeit lassen. Okay?“
„Alles klar, dann viel Spaß euch Beiden!“, meinte Marla gönnerisch“
„Werden wir haben“, antwortete Merlin. „Ach so, was ich Dir noch sagen wollte: Ein Freund von mir ist noch in der Sauna. Wenn Du lieber allein sein willst, dann sag es ihm. Er wird dann sofort hinausgehen. Aber schau einfach mal, vielleicht findest Du ihn ja ganz nett.“
„Mhm“. Marla konnte mittlerweile nichts mehr überraschen. Nach dem sinnlichen Erlebnis mit Luisa unter der Dusche war sie ohnehin scharf wie eine Peperoni und sie hatte längst beschlossen, alles auf sich zukommen zu lassen und dieses Abenteuer zu genießen. Nein sagen konnte sie immer noch.
Als sie ihre Badesandalen abstreifte und von außen einen Blick in die Saunakabine warf, ging ihr ein anerkennender Pfiff über die Lippen. „Hui!“
Sie öffnete die Tür und wurde von einer wohlig-feuchten Wärme empfangen. Ein frischer, blumiger Duft wie in einem exotischen Garten verwöhnte ihre Nase und was ihren Augen geboten wurde, war nicht minder anregend:
Ausgestreckt auf der oberen Bank lag ein muskulöser dunkelhäutiger Mann mit kurz geschnittenem, gekräuseltem Haar. Sie schätzte ihn cirka 35 Jahre alt. Seine schwarze, mit glitzernden Wassertröpfchen bedeckte Haut phosphoreszierte in den wechselnden Farben des Lichtspiels an der Kabinendecke. Er hatte ein blütenweißes Laken untergelegt, die Augen hielt er geschlossen und ein sanftes Lächeln umspielte seine Gesichtszüge. Ebony and Ivory, ging es Marla durch den Kopf.
„Hallo“, murmelte Marla, breitete ihr Saunalaken auf der gegenüberliegenden Seite aus und legte sich ebenfalls auf die oberste Stufe.
„Hi, my name is Bailey“, antwortete der Adonis mit unverkennbarem amerikanischem Slang und wandte ihr sein Gesicht zu. „Ich hoffe, ich störe Sie nicht?“
„Nein, nein, ist schon okay. Merlin hat mir bereits gesagt, dass noch jemand in der Sauna ist“.
Bailey , dachte Marla, innerlich lächelnd, und sofort gingen ihr die Bilder durch den Kopf, wie sie sich vor ein paar Jahren mit ihrem Freund in Irland einmal sinnlos mit dem Zeug betrunken hatte. Sie waren mit Rucksäcken unterwegs zu einem Campingplatz, als sie in Naydin von einem Platzregen überrascht wurden. Sie flüchteten sich in ein Pub, und da es ziemlich frisch geworden war, begannen sie mit einem Irish Coffee. Danach – gegen den Durst – natürlich ein Guiness. Guiness makes you strong, so die irreführende Werbung. Das Gebräu macht nicht stark, sondern besoffen und kraftlos. Naja. Als sie ihr Guiness ausgetrunken hatten, regnete es noch immer und so gingen sie zu Baileys über, diesem teuflisch gut schmeckenden irischen Kaffeelikör. Es regnete ziemlich lange und es sollte nicht bei einem Baileys bleiben. Als sie ihre Rucksäcke wieder umgeschnallt hatten und grölend und lachend das Pub verließen, knallte ihnen wieder strahlend hell die Sonne auf die Birne und gab ihnen den Rest. Noch vier Meilen bis zum Camp, behauptete der Wegweiser. Fatalerweise verwechselten sie Meilen mit Kilometern, sonst hätten sie vielleicht spätestens jetzt ein Taxi gerufen. Die vier Meilen wurden zum Horrortrip. Mehrfach landeten sie im Straßengraben; anfangs noch lachend und gut gelaunt. Zum Schluss hin ächzend, stöhnend und völlig ausgelaugt. Irgendwie gelang es ihnen, den Zeltplatz zu erreichen. Wie sie es allerdings schafften, ihr Zelt aufzubauen, war am nächsten Morgen völlig aus ihrer Erinnerung gelöscht.
„Sind Sie zum ersten Mal hier?“, riss Bailey sie aus ihren Gedanken.
„Ja – und Sie?“
„Ich bin öfters hier - am Wochenende; just for fun. Ich bin mit Merlin befreundet“, antwortete er und richtete sich zum Sitzen auf. „Ich fliege die F 16 bei der Airforce in Bitburg, da braucht man ab und zu etwas Entspannung.“
„F 16?“, entgegnete Marla und richtete sich aus paritätischen Gründen ebenfalls auf, so dass die Zwei sich jetzt gegenüber saßen.
„Kennen Sie nicht? Das ist unser Kampfjet, quite good machine! Und Sie, wo arbeiten Sie?“
„In der Nähe von Heidelberg, bei einem Software-Unternehmen. Ich bin mit einer Freundin hier“.
„Ah, Heidelberg, das kenn ich. Pretty nice place“. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „You look really beautiful, may I ask your name?“
„Marla“. Sie räusperte
Weitere Kostenlose Bücher