Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hamburg - Dänemark

Hamburg - Dänemark

Titel: Hamburg - Dänemark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
Vom Netzwerk:
die Haare aus dem Gesicht. Die Zeit, sie wieder zusammenzubinden, nahm ich mir nicht. Plötzlich war ich begierig darauf, einen Menschen zu sehen, egal wen. Schnell schritt ich zur Tür und riss sie auf. Der Kerl, den ich im Küchenfenster gesehen hatte, machte erschrocken einen Schritt zurück. Einen Moment musterten wir uns, fast lauernd, dann lächelte mein Besucher.
    „Hey, ich komme von drüben, aber das weißt du ja.“ Das süße Lächeln des Kerls entwaffnete mich vollständig. Ich wollte Gesellschaft und er kam gerade recht. Wahrscheinlich hätte ich auch den Vermieter eingeladen, so einsam fühlte ich mich im Moment. Mit einer einladenden Geste öffnete ich die Tür ganz und forderte meinen Gast auf, einzutreten.
    „Ich bin Angus“, sagte Milchkaffee und ging an mir vorbei.
    Ich witterte seinen Duft, wie ein Tier, das einen Gefährten suchte. Er roch gut, nach Sandelholz und Erde. Langsam schloss ich die Tür und folgte Angus, der scheinbar unbefangen in das Wohnzimmer ging. Erst jetzt bemerkte ich die Flasche Wein, die er in der Hand hielt. Okay, der Abend schien gerettet.
    „Ich bin da drüben das fünfte Rad am Wagen.“ Angus drehte sich zu mir um und schwenkte die Weinflasche. „Deshalb dachte ich, ich komm mal rüber und wir quatschen ein bisschen.“
    „Okay, klingt gut.“ Ich wies zum Tisch und beobachtete, wie er sich auf einen Stuhl fallen ließ. Die Flasche stellte er vor sich ab und sah mich auffordernd an.
    Schweigend besorgte ich einen Korkenzieher aus der Küche und brachte auch gleich zwei Weingläser mit. Angus sah zu, wie ich die Flasche öffnete. Das leise Gluckern, als ich die Gläser füllte, wirkte laut in der Stille. Ein Glas schob ich zu ihm hinüber, dann setzte ich mich ihm gegenüber.
    „Ich bin Chris.“ Wir stießen miteinander an und beobachteten uns, während wir tranken.
    Dieser Angus hatte tatsächlich sehr dunkle und große Augen. Neben mir flackerte der Bildschirm des Notebooks, ich hatte neue Nachrichten erhalten, stellte ich aus dem Augenwinkel fest.
    „Was machst du denn so, Chris?“ Angus sah neugierig zum Monitor, den er von seiner Seite des Tisches nicht gut sehen konnte.
    Ich zögerte kurz, waren doch die Geschichten, die ich schrieb, ausschließlich schwul, aber was hatte ich zu verlieren? „Ich schreibe Geschichten. Allerdings bin ich noch ganz am Anfang, denn ich mache das noch nicht lange.“
    „Oh.“ Die Augen meines Gegenübers wurden noch größer, als er von mir zum Notebook sah. „Darf ich mal gucken? Ich studiere Germanistik. Würde mich schon interessieren, was du so schreibst.“
    Ich musterte Angus und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, was er mit einer Grimmasse zur Kenntnis nahm.
    „Ja, ich bin ein Halbschwarzer, aber ich bin hier geboren. Mein Deutsch ist akzentfrei, falls es dir aufgefallen ist.“
    Oh Mann, da hatte ich aber einen wunden Punkt getroffen. Angus wirkte jedoch nicht böse, eher amüsiert. Ich winkte ihm zu, damit er sich neben mich setzte, und rückte das Notebook zurecht. Mich mit ihm über meine Geschichten auszutauschen war vielleicht keine schlechte Idee. Frische Ideen waren gut und würden mir bestimmt weiterhelfen. Angus schob den Stuhl neben meinen und sah neugierig auf den Bildschirm. Er war so nah, dass ich erneut seinen Duft wahrnahm.
     
    Angus
     
    Dieser Chris wirkte irgendwie einsam, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Mein Gott, wie konnte man nur allein in einem Ferienhaus Urlaub machen? Da wäre ich doch eher in einer Pension oder einem Hotel abgestiegen. Allein sein war schön und gut, aber manchmal war mir auch nach Gesellschaft. Zwar war ich gerade wegen der Menschenmasse,  die nebenan Kindergeburtstag feierte, zu Chris geflohen, aber das war ja nur, weil ich mich unwohl zwischen den ganzen Paaren gefühlt hatte. Ich warf einen kurzen Blick auf meinen Nachbarn, dessen blonde Haare wirr um seinen Kopf hingen. Das sah sehr sexy aus, stellte ich fest. Überhaupt war dieser Chris genau mein Typ, auch wenn ich bisher mit meinem Beuteschema immer auf die Schnauze gefallen war.
    „Was ist denn das für eine Seite?“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Monitor und betrachtete neugierig das Foto, das auf Chris Profilseite war. Dort sah er ganz anders aus, viel – hm, vergeistigter. Mit Brille und glatt zurückgekämmtem Haar wirkte er nachdenklich – aber auch sehr sexy. Himmel, ich rief mich innerlich zur Ordnung. Sex stand hier nicht zur Debatte, nur Reden.
    „Das ist eine

Weitere Kostenlose Bücher