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Hamburg - Dänemark

Hamburg - Dänemark

Titel: Hamburg - Dänemark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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ein ehemaliger Chef über mich gesagt? Beharrlicher Erfolgswille zeichnet Herrn Balzak aus. Tja, das traf den Nagel wohl auf den Kopf. Ich kannte seit Monaten nur noch Buchstaben, schrieb in jeder freien Minute. Das hatte auch meiner Beziehung mit Ulf geschadet, der für mein Hobby nichts weiter übrig hatte, als ein spöttisches Grinsen.
     
    Ich inspizierte die Küche und holte aus dem Wagen den Karton mit Lebensmitteln, die ich vorrausschauend bereits in Hamburg besorgt hatte. Ich wollte möglichst wenig aus dem Haus gehen, außer zu Spaziergängen. Während ich die Vorräte in den Schränken verstaute, warf ich gelegentlich einen Blick aus dem Fenster. Das gegenüberliegende Haus glich dem meinen, nur war es genau spiegelverkehrt gebaut. Die Küchenfenster lagen sich gegenüber, stellte ich fest, als ich einen Typen beobachtete, der das Gleiche wie ich tat. Da nur wenige Meter die Häuser trennte konnte ich sehen, wie er Kartons auspackte.
    Ich hielt inne und starrte hinüber, als der Kerl auch ans Fenster trat und zu mir rüber sah. Er hob eine Hand und lächelte, ich grinste zurück. In dieser Einöde war es gut, Nachbarn zu haben. Ich winkte dem Mann zu und verließ die Küche, um die Tasche auszupacken.
     
    Noch während ich die Kleidung in dem schmalen Spind, der im Schlafzimmer stand, verstaute, hörte ich weitere Wagen ankommen. Den Geräuschen nach waren es mindestens drei. Neugierig ging ich in die Küche und sah aus dem Fenster. Ein Bus und zwei weitere Wagen standen vor dem Nachbarshaus. Eine Menge Leute schleppten Koffer und Taschen hinein. Automatisch zählte ich die Personen, die zwischen der Haustür und den Autos herumwieselten. Ich kam auf zwei Frauen und sechs Männer. Außerdem noch der Typ aus der Küche. Mein Gott, schliefen die alle in einem Bett?
    Fasziniert sah ich zu, wie aus den Wagen immer noch Kartons und Taschen geholt wurden, dann kehrte endlich wieder Ruhe ein. Lieber Himmel, was taten die da mit so vielen Leuten? So einen Auflauf konnte und wollte ich mir gar nicht vorstellen. Lieber blieb ich für mich allein und versank in meiner Gedankenwelt. Na ja, ein Partner wäre schon schön gewesen, aber Ulf war es definitiv nicht.
    Ich ging ins Wohnzimmer, schloss das Notebook an das Internet an und prüfte, ob die Verbindung klappte. Innerhalb weniger Minuten war ich online. Juhu. Ich vollführte ein paar komische Verrenkungen, die entfernt an eine La-Ola-Welle erinnerten. Es war egal, niemand sah mich dabei. Entspannt plumpste ich auf einen Stuhl und starrte auf den Bildschirm, loggte mich auf der ‚bookrix‘-Seite ein und starrte auf mein Profil. Lieber Himmel! Fast zweitausend Herzchen. Mein Herz klopfte schneller, als ich die Nachrichten durchklickte. Meine letzte Story hatte die Marke geknackt, war so oft beherzt worden, dass mir fast schwindlig wurde.
    Während ich noch auf den Monitor starrte, wurde es nebenan laut. Musik und Stimmengewirr drang zu mir. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass die da drüben wohl den Abend eingeläutet hatten. Es war bereits sieben und Zeit, dass ich mir etwas zum Abendessen zubereitete. Lustlos ging ich in die Küche und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Typ von vorhin stand am Herd, während ein anderer ihn umschlungen hielt. Sie küssten sich. Dieser Anblick trieb mir Tränen in die Augen, so innig sah er aus. Plötzlich fühlte ich mich allein und einsam.
    Um mich abzulenken untersuchte ich den Inhalt des Kühlschranks. Ich entschied mich für ein Fertiggericht mit Nudeln, das ich in einer Pfanne erhitzte. Dann saß ich mit dem Teller im Wohnraum und aß abwesend das Zeug, während ich auf den Bildschirm des Notebooks starrte. Trotz der Internetverbindung blieb das Gefühl der Einsamkeit zurück, bekräftigt von dem gedämpften Partylärm, der aus dem Nebenhaus drang. Nachdenklich brachte ich den leeren Teller zurück in die Küche und stellte ihn in die Spüle. Wie magisch angezogen glitten meine Augen zum Fenster, und sahen hinüber in das gegenüberliegende. Dort stand jetzt ein anderer Mann und schaute hinaus. Unsere Blicke trafen sich, seine Mundwinkel gingen nach oben. Dann winkte er mir zu, was ich automatisch erwiderte. Der Typ war einer der Männer, die heute Nachmittag angekommen waren, stellte ich fest. Er sah ganz nett aus mit den dunklen Locken. Die Augenfarbe konnte ich nicht erkennen, sie wirkte aber fast schwarz. Bei seiner milchkaffeefarbenen Haut war es sicher ein sehr dunkles Braun.
     
    Angus
     
    Ich

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