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Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Titel: Hamburg Horror Noir - Halloween Special Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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Gesicht. Ihr Sohn tanzte auf der Tischplatte, während er mit seinen Füßen eine Schüssel, die Fernbedienung, Zeitungen und anderes herunter trat. In demselben Tonfall schrie er dann:
    „Ihr werdet sterben, Mutter und Vater! Habt ihr gehört?! Ihr werdet beide sterben, Jan und Susanne Meyer. Denn wir sind viele und wir scheißen auf euch!“
    Dann zog er weitere Rotze hoch, lehnte sich zurück und spuckte im hohen Bogen auf seine Mutter. Er grinste, als er sah, dass er sie voll getroffen hatte. Es klebte in Susannes Gesicht und angewidert wischte sie es mit ihren Ärmeln weg. In diesem Moment musste sie daran denken, wie sie Luka jeden Abend einen Kuss zur Nacht gab und dass es derselbe Speichel war, den sie mit ihm dann austauschte. Als Luka im Begriff war, seine Pyjama-Hose herunterzuziehen, schrie Jan auf:
    „Jetzt reicht es aber!“
    Er sprang vom Sofa und wollte seinen Sohn packen. Mit einer spinnenhaften Beweglichkeit sprang dieser vom Tisch, lief aus dem Wohnzimmer und rief dabei immer wieder nur ein Wort, das Susanne durch den kichernden Singsang in den Körper fuhr und sie frösteln ließ. Sterben, sang er, sterbensterbensterben... Tränen traten ihr in die Augen und sie roch das Säuerliche der Spucke.
    Als sie sich endlich erhob, Vater und Sohn waren schon aus dem Zimmer, hörte sie aus dem Flur eine Tür knallen, dann erschien Jan an der Türschwelle, außer Atem und gehetzt. Auch er hatte Tränen in den Augen, als er den Kopf schüttelte und sagte: „Luka hat abgeschlossen. Aber er sagt nichts mehr.“
    „Oh Gott“, war das Einzige, was Susanne sagen konnte und lehnte sich gegen ihren Mann, der sie in die Arme schloss.
    In dieser Nacht fanden sie keinen Schlaf und als sie am nächsten Morgen in Lukas Zimmer gingen, stellten sie fest, das von innen gar kein Schlüssel steckte.

    Dienstag Morgen – Arztzimmer
    „Weißt du, warum du heute hier bist, Luka?“
    Der Junge blickte dem älteren Mann direkt in die Augen, was sonst nicht seine Art war. Aber er wollte so gerne ergründen, warum ihn seine Eltern heute hierher gebracht hatten. Sie waren so anders gewesen am Morgen. Nicht einmal eine Umarmung oder ein Küsschen hatte es gegeben. Und Luka schien, als ob sie strenger zu ihm waren. So, wie sie mit ihm redeten. Er wusste nur, als er heute Morgen aufgewacht war, hatte sich seine Welt verändert gehabt. Und ein Kloß saß in seinem Hals, weil er sich alleine fühlte. Alleine und verlassen.
    „Nein“, sagte er schließlich und unterbrach damit den Arzt, der gerade angehoben hatte, etwas Weiteres zu sagen.
    „Und du weißt auch nicht, warum ich dich alleine befragen möchte? Warum deine Eltern draußen warten sollen?“
    „War ich böse?“, fragte Luka. Der Mann lächelte, warmherzig und vertrauenswürdig. Luka fühlte sich wohl beim ihm, obwohl es in dem Zimmer nach Desinfektionsmitteln und Plastik roch. Der Arzt bedachte ihn mit einer Aufmerksamkeit und Fürsorge, die er sich jetzt von seinen Eltern wünschte.
    „Glaubst du denn, dass du böse warst, Luka?“
    „Mein Freund war böse“, antwortete der Junge und wusste im gleichen Augenblick, dass es dumm war, von ihm zu sprechen. Er konnte sich an nichts erinnern, was seit Sonntag Nacht geschehen war. Als wollte ihn sein kleines Hirn vor bestimmten Dingen schützen. Aber er erinnerte, letztens schon einmal über ihn gesprochen und nichts weiter als verständnislose Blicke geerntet zu haben. Und er fühlte, dass sein Freund ihn in Schwierigkeiten gebracht hatte.
    „Erzähle mir von deinem Freund, Luka“, sagte der Mann plötzlich, dass Luka zusammen zuckte, „Wer ist er?“
    Der Junge rutschte auf dem Stuhl umher. Seine Blase drückte und er wollte nicht mehr hier sein. Etwas hielt ihn davon ab zu antworten. Er wollte etwas sagen, aber er fühlte, dass sein Freund das überhaupt nicht gut finden würde. Wenn er denn noch sein Freund war. Wollte er das denn noch?
    Auch bei diesem Gedanken regte sich etwas in seinen Erinnerungen, aber es schien zu tief vergraben, lauernd hinter einem dicken Nebel. Und dann dachte Luka an die Reisen durch die brennenden Städte und über die Wiesen. Die anderen Orte, die er doch so gerne gesehen hatte. Hier würde er vielleicht etwas finden.
    Als er wieder zum Arzt blickte, war alles um ihn in rötliches Licht getaucht. Die Wände in einem helleren Ton als der Tisch oder das Gesicht des Mannes. Aber alles war rot, wie Blut. Und damit kamen all die Erinnerungen wieder und er wollte weinen, weil er seine

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