Hamburg Horror Noir - Halloween Special
Luka ließ seine Augen weiterhin geschlossen. Schlafen, dachte er, ich will einschlafen. Dann war er in ihm. Das dritte Mal in den letzten zwei Tagen und Luka erinnerte sich wieder. An alles. Aber er dachte, alle guten Dinge sind drei, alle guten Dinge...
„Es ist Zeit“, sprach der Freund in seinem Kopf, „glaubst du eigentlich an Gott, Luka? Nein? Das habe ich mir gedacht. Deine Eltern wirken so, dass sie dich über seine Existenz gar nicht in Kenntnis gesetzt haben. Weil sie nicht an Ihn glauben. Aber jeder sollte das. An Ihn glauben. Weißt du nämlich, dass es einen Himmel gibt? Dort bist du bei Gott. Erinnerst du dich an die Wiesen, Luka? Und an die Tiere? Da möchtest du doch wieder hin. Aber dafür musst du rein sein vor Ihm. Du musst wahrhaftig sein.“
Lukas Körper warf die Bettdecke zurück, dann stand er auf. Luka dachte an das Rot, aber er sah nur Dunkelheit. Sein Freund führte ihn in die Küche. Dort öffnete er eine Schublade. Sein Blick geisterte über die schwachen Umrisse von Besteck. Luka streckte seine Hand aus und griff vorsichtig hinein. Nur keinen Laut, Luka, nur keinen Laut. Er hoffte, dass seine Eltern ihn hörten. Aber das war vergeblich.
„Du musst rein sein“, wiederholte sein Freund und zog die Schere hervor, „sonst kommst du in die Hölle. Hast du schon von der Hölle gehört, Luka? Nein? Auch nicht? Ich helfe dir gerne auf die Sprünge.“
Die brennenden Straßenschluchten, die fallenden Menschen. Hitze. Rennen. Luka schrie, denn er war zum ersten Mal alleine hier. Sein Freund hatte ihn verlassen. Er begriff die Hölle als einen Ort der Furcht und Qualen. Hier wollte er nicht sein. Seine Kinderseele fing Feuer und er schrie lauter. Nein, er musste rein sein, vor Gott. Dann vernahm er das heisere Lachen seines Freundes.
Helligkeit blendete ihn. Dann saß er wieder in seinem Zimmer auf dem Bett, die Tür verschlossen, das Licht angeschaltet. Die Welt um ihn in rot getaucht. In seinen Augen war das Blut.
„Bist du beschnitten, Luka?“
Er wusste nicht, was das hieß, aber es musste mit der Reinheit zu tun haben. Und das wollte er sein. Dann sah er die Schere in seiner Hand.
„Du musst beschnitten sein, wenn du rein sein willst vor Gott. Das ist eine ganz alte Tradition.“
Luka bemerkte, dass er sich die Pyjama-Hose ausgezogen hatte und mit seinem nackten Hintern auf der nun kalten Bettdecke saß. Dann senkte sein Freund seinen Kopf und er schaute auf das schlaffe Glied zwischen seinen Beinen, mit dem er noch nicht mehr anzufangen wusste als zu pinkeln. Lukas Arm senkte die Schere hinab, tiefer und tiefer. Seine linke Hand nahm die Vorhaut zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Gleich wirst du rein sein, Luka“, sagte sein Freund und Luka glaubte ihm. Die Melodie der Verführung war lauter als seine Gedanken.
Susanne erwachte aus einem Albtraum, den sie augenblicklich vergaß, weil sie ihren Sohn schreien hörte. Auch Jan war hoch geschreckt und hektisch sprangen sie gleichzeitig vom Bett. Keine Zeit mehr für Socken oder Pantoffeln. Barfuß rannten sie in Lukas Zimmer. Die Tür stand weit offen und es war hell erleuchtet.
Zunächst erkannte Susanne nicht, was sich vor ihren Augen zeigte, nur ihren Sohn im Schneidersitz auf dem Bett, rote Flecken vor ihm auf der Decke. Er schaute abwesend vor sich hin, in seine Welt, und er hatte aufgehört zu schreien, kaum waren sie bei ihm. Dann erblickte Susanne die Schere in seiner Hand, blutig die Klingen, und dass er keine Hose trug. Sein kleiner Penis war dunkelrot und tropfte. Sie hielt sich ihre Hand an den Mund und flüsterte von Gott.
„Was hast du getan?!“, rief Jan erschrocken und ging zu seinem Sohn. Er hockte sich vor das Bett und verharrte dort. Es schien, als war er unsicher, ob er Luka berühren durfte. Er hielt seine Hände zu ihm hin, aber es war noch zu viel Distanz zwischen ihnen.
Dann wendete Luka seinen Kopf, die Augen fokussierten seinen Vater und er sprach in dieser unseligen, tiefen Tonlage, die Susanne einen Schauer über den Rücken jagte:
„Jetzt ist der kleine Luka rein, Vater.“
„Gib mir die Schere, Luka“, befahl Jan und bemühte sich, ruhig zu sprechen, aber Susanne vernahm die unterdrückte Angst. „Gib mir die Schere und dann rufen wir den Notarzt. Du blutest.“
„Das ist schon okay, Vater“, sagte Luka, „es hört bald auf.“
Nach dem letzten Wort sprang er plötzlich auf. Sein Glied wackelte zwischen den Beinen und tropfte weiter Blut auf das Bett. Susanne wurde schlecht, aber
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