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Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Titel: Hamburg Horror Noir - Halloween Special Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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windig und Regen lag in der Luft. Schließlich war Herbst und wir hatten unsere Jacken im Haus gelassen. Nun, mein Overall schützte mich vielleicht vor der Kälte, aber Mortisha Adams' Kleid war aus einem dünneren Stoff.
    „Ich hatte Stress mit Martin“, fuhr sie fort, „er wollte es unbedingt in Madlens Bett tun. Du weißt schon. Und tu nicht so, als ob du nicht wüsstest, wovon ich rede, Jakob. Es ist aber etwas ganz anderes, wenn man es mit Madlen selbst in ihrem Bett tut. Außerdem hatte ich Lust zu tanzen und nach dem Sex hätte ich mich zu müde dafür gefühlt. Also ging ich wieder hinunter – er hatte mich nämlich unter einem Vorwand nach oben gelockt. Doch anstatt dass er gute Miene zum bösen Spiel machte, keifte er mich an, was für eine verkrampfte Tusse ich wäre. Okay, in letzter Zeit lief nicht viel zwischen uns. Aber ich sehe nicht ein, warum er deswegen so ein Arschloch sein musste.
    Jedenfalls hat er die Party verlassen. Erst wollte ich mich betrinken, aber schon beim ersten Schluck Cola Rum wurde mir schlecht. Ich hatte keine Lust, mit Madlen darüber zu sprechen und schon gar nicht mit Sarah. Die hätte mir womöglich noch vorgeworfen, dass ich ihren Bruder nicht richtig befriedige. Also suchte ich dich. Konnte ja nicht ahnen, dass du mit den beiden warst.“
    Sie hörte auf zu reden, hob ihren Kopf und starrte in den dunklen, bewölkten Himmel. Ein Seufzen entfuhr ihr und ich drückte kurz an ihrer Schulter, dann legte sie ihren Kopf an mich. Eine Geste, die ich noch heute vermisse, weil sie die Nähe und Vertrautheit widerspiegelte. Wenn ich mich entscheiden muss, an was ich mich am liebsten erinnere, dann ist es das. Ihren Kopf an meiner Schulter, das Haar kitzelt sanft meine Nase und ihr Atmen passt sich dem meinen an. In diesen Momenten waren wir eins.
    „Aber jetzt hast du mich ja gefunden“, sagte ich, „und du hast mir das Ganze erzählt. Ich finde, Martin ist es nicht wert, dass du dir den Abend...“
    Sie hob ihren Kopf, dass ich abrupt verstummte. In ihren Augen lag wieder dieses Entsetzen, das mich schon vorhin irritiert hatte.
    „Du verstehst nicht, Jakob. Ich dachte, ich hätte dich schon gefunden, bevor ich es tatsächlich tat.“
    „Das musst du mir erklären“, sagte ich und trank einen Schluck Bier. Larissa nickte und nahm ebenfalls einen Schluck, einen tiefen, ausgiebigen. Als musste sie sich Mut antrinken.
    „Eigentlich ist es leicht, dich auf so einer Party zu finden, Jakob. Ich halte einfach Ausschau nach Michael Myers. Als ich ihn im Wohnzimmer nicht fand und auch nicht im Garten, ging ich zur Haustür hinaus. Ich sprach Florian an. Weißt du, mit dem ich arbeite. Aber er zuckte nur mit den Schultern, bis seine Freundin bemerkte: Geht Jakob nicht als Michael Myers? Da hinten steht er. Und wirklich, da warst du. Oder ich glaubte, dass du das warst. Auf der anderen Straßenseite unter einem Baum stand Michael Myers. Im Dunkeln sah er genauso aus wie du in deinem Kostüm. Die weiße Maske, die nach William Shatners Gesicht geformt ist, der graue Overall, die schweren, dunklen Stiefel. Er stand einfach da, unter dem Baum im Schatten, wie im Film, wenn er Laurie die ersten Male auflauert. Ich verließ die Gruppe vor dem Haus und rief dir schon von Weitem zu. Was machst du da? Warum bist du nicht drinnen? Willst du hier den Stalker spielen? Ich lachte sogar, als ich die Straßenseite wechselte, weil mich der starre Anblick kurz von Martin ablenkte. Als ich dich endlich erreicht hatte, rührtest du dich immer noch nicht. Da schlug ich sachte gegen deine Schulter.
    Hör zu, Jakob , sagte ich, ich muss mit dir reden .
    Als du dich immer noch nicht bewegtest, wurde ich langsam sauer. Ich dachte, du musst doch wissen, wenn etwas Wichtiges los ist. So, wie du es immer weißt.“
    „Aber ich war es nicht“, stellte ich fest.
    „Nein, Jakob“, bestätigte meine Schwester und trank wieder, „das warst du ganz bestimmt nicht. Als ich schließlich ungeduldig wurde, bat ich dich, die Maske abzunehmen. Wenn du hier so einen Scheiß abziehst, will ich dir dabei wenigstens in die Augen sehen. Und du bewegtest dich noch immer nicht, ich meine, er... Er blieb einfach stoisch stehen.
    Dann reichte es mir und ich packte die Maske am Hals.
    Schon als ich sie hoch schob – er wehrte sich nämlich nicht – war irgendetwas ganz falsch. Die Haut war so bleich und rosa wie von frischem Fleisch. Aber ganz schrumpelig, viel zu viele Falten. Das konntest du nicht sein, dachte ich, aber

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