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Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Titel: Hamburg Horror Noir - Halloween Special Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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ließ die Frauen sich gegenseitig berühren und küssen. Ich weiß nur noch, wie nackt wir waren, wie verletzlich wir uns fühlten, als wir die ersten Schreie vernahmen. Plötzlich erstarrt in unseren Handlungen kam ich mir auf einmal lächerlich vor. Alles Dingliche spielte sich vor der Schlafzimmertür ab und wir drei waren bloß im Bett. Ich sprang als erster auf und zog mir meine Shorts über.
    „Was ist da los?“, flüsterte Sarah und kauerte sich ans Kopfende des Bettes, die Beine angewinkelt, dass ich zwischen ihre Oberschenkel schauen konnte. Bis heute kriege ich dieses Bild nicht aus meinem Kopf. Auch jetzt, wenn ich meine Augen schließe, sehe ich diese rosa Feuchte zwischen ihren Beinen, rasiert, die Lippen vom Ficken geweitet, und mir wird schlecht. Seit jener Nacht konnte ich keine Frau mehr mit meiner Zunge befriedigen. Seitdem fasse ich Frauen ungern an.
    Madlen tat es mir gleich, sprang ebenfalls vom Bett und zog sich an.
    „Was ist da los?“, sagte Sarah nun lauter, als das Schreien vor der Tür nicht verstummen wollte, als immer mehr Stimmen in den panischen Chor einstimmten.
    „Was ist da los?!“, schrie Sarah schließlich und ich schrie zurück: „Halt die Fresse!“
    Als sie zu wimmern begann, setzte ich mich zu ihr und versuchte, beruhigend zu klingen: „Was auch immer da draußen vor sich geht, solange wir uns nicht verraten, sind wir in Sicherheit. Also bitte, sei still, Sarah.“
    Aber sie reagierte nicht auf mich, fasste sich nur mit ihren Händen an den Kopf und wimmerte wie ein kleines Kind.
    „Zieh dich an“, sagte ich vergebens.
    Madlen war mittlerweile fertig und ich war ihr dankbar dafür. Ich selbst streifte mir schnell den Overall über, zog den Reißverschluss hoch und ging zur Tür. Das Schreien, dieses Durcheinander von Stimmen, war ergänzt worden mit Stöhnen und Poltern. Erst in diesem Augenblick, als ich mir ausmalte, was dort draußen vor sich gehen mochte, fiel mir Larissa ein.
    „Mach die Tür nicht auf“, bat Madlen. Da bemerkte ich, dass ich den Schlüssel schon gedreht hatte und meine rechte Hand nun auf der Klinke ruhte.
    „Meine Schwester ist da draußen“, sagte ich und öffnete die Tür.
    Eine Frau lief schreiend an mir vorbei, den Flur entlang. Erst glaubte ich, sie trug nur Unterwäsche, aber es war ein dunkles Gothic-Kostüm, das jene Frauen trugen, die ihrer Sensibilität durch das Schwarze eine Selbstsicherheit verleihen wollten und doch nur maskiert blieben. Wahrscheinlich trug sie diese knappen Sachen mit Strapsen und hohen Stiefeln nicht nur zu Halloween.
    Ich blickte ihr hinterher. Sie lief auf eine dunkle Pfütze zu, die sich auf dem Teppich gebildet hatte, rutschte darauf aus und platschte hinein. Sie schrie erst lauter, dann verstummte sie, als sie ihre Hände betrachtete, mit denen sie sich abgestützt hatte.
    „Oh mein Gott“, flüsterte sie, „Oh mein Gott, oh mein Gott.“ Unbeholfen kam sie wieder auf die Beine und verschwand im Zimmer daneben, ins Bad. Laut rammte sie die Tür zu.
    Ich wendete mich nach rechts. Weitere Pfützen hatten sich auf dem Boden gebildet. In einige tropfte es und als ich nach oben schaute, sah ich eine tiefrote, triefende Masse an der Lampe hängen. Undefinierbar, was es war. Weiter vorn am Treppenabsatz lag Florian, Larissas Arbeitskollege. Er hatte sich mit dem Rücken an eine Wand gelehnt und die Beine über den Flur gestreckt. Er hielt sich den Bauch.
    Ich überlegte nicht lange und ging zu ihm. Von unten vernahm ich nur noch vereinzelt Schreie. Erst jetzt wurde mir die Musik bewusst, die die ganze Zeit weiter gespielt hatte. Sie war solch ein Bestandteil der Party gewesen, dass sie nicht weiter aufgefallen war. In wenigen Schritten hatte ich Florian erreicht. Dabei hatte ich darauf geachtet, den Pfützen auszuweichen und keinen Tropfen von der Masse abzukriegen.
    Ich beugte mich zu ihm hinunter. Er war blass und stöhnte leicht. Seine Augen waren halb geschlossen. Aber sein Zustand war mir gleichgültig. Mich interessierte nur eines.
    „Wo ist Larissa?“, fragte ich.
    Als er mir zunächst nicht antwortete, ich meine Frage wiederholen musste, packte ich ihn am Kragen. Florian riss seine Augen weit auf und starrte mich an. Als er mich durch seinen glasigen Blick schließlich erkannte, sagte er: „Mit ihr hat er angefangen, Jakob. Wir alle dachten zuerst, du warst das. Bis ihm jemand die Maske herunter riss.“
    In diesem Moment ertönte ein greller Schrei, der die anderen in sich zu verschlucken

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