Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
Vom Netzwerk:
möchte, dass menschliches Leben unmöglich ist. Der Große Salzsee weist einen Natriumchloridgehalt von bis zu 25 Prozent auf. Links und rechts des Highways, der auf einem Damm schnurstracks über den See führte, blinkte es blutrot. Das waren keine Cage-Fights umgeben von fünf Millionen Tonnen Kochsalz, sondern Bakterien. Ausgerechnet an diesem unwirtlichen Ort hatten die Mormonen auf ihrer Flucht vor den Glaubenshäschern gesagt, jetzt sei Schluss. Bis hier und nicht weiter. Auch sie waren auf ihrem Weg in dieses noch zu Mexiko gehörende Gebiet durch Fort Bridger gekommen, und Brigham Young war sofort mit Jim Bridger zusammengerasselt. Da trafen zwei Alphatiere aufeinander, was einen nicht wundern muss, denn wer männlich war und „hinter der Grenze“ überleben wollte, musste eines sein.
    Die Oberalphatiere waren die Mountain Men . Sie gehörten zu den ersten Weißen, die in den Jagdgründen der Indianer in den heutigen Staaten Wyoming, Montana, South Dakota und Idaho lebten. Old Shatterhand und Old Surehand waren nicht darunter, aber Karl May hat sich von den Geschichten um Kit Carson, White Head Tom Fitzpatrick, Joe Meek und Jim Bridger inspirieren lassen. Bridger war der Berühmteste unter ihnen. 45 Jahre seines Lebens lebte er „hinter der Grenze“. Im jugendlichen Alter von 24 erforschte er Wyoming und stieß als erster weißer Mann auf die versteinerten Bäume rund um Tower Junction im Yellowstone National Park.
    „In versteinerten Bäumen sitzen versteinerte Vögel und singen versteinerte Lieder“, erzählte er später Reportern aus Boston und New York, die seine Worte gierig aufnahmen.
    „Go West!“ war die Devise der Zeit. Millionen von Menschen strömten ins Land, der Osten der USA war bereits überbevölkert. Die Zeitungen überschlugen sich darin, den unbekannten Westen anzupreisen, doch vergaßen sie dabei zu erwähnen, dass das Land zwischen Sankt Louis und San Francisco bereits Besitzer hatte.
    Die Indianer – oder Native Americans , wie man sie heute politisch korrekt nennt – lebten seit Urzeiten in diesem Gebiet, welches größer als Europa ist. Im 17. und 18. Jahrhundert lernten sie von spanischen Seefahrern den Gebrauch von Pferden kennen, die es zuvor auf dem nordamerikanischen Kontinent nicht gegeben hatte. Daraufhin krempelten einige Stämme ihre Lebensweise um. Sie wollten nicht länger halbnomadische Ackerbauern sein, sondern Jäger, die mit den riesigen Bisonherden wanderten. Dabei entstand auch die Tradition der Warrior – der furchtlosen und geschickten Indianerkrieger. Tatsächlich begannen berittene Stämme wie Comanchen und Lakotas, Verdrängungskriege gegen ihre Nachbarn zu führen. In der Epoche der Mountain Men zwischen 1820 und 1850 lagen die meisten Indianerstämme untereinander im Kriegszustand. Sioux kämpften gegen Cheyenne, Cheyenne gegen Rees, Rees gegen Snakes, jeder gegen jeden. Da die Stämme durch Verwandtschaftsbeziehungen zum gegenseitigen Beistand verpflichtet waren, wurde das Feuer ständig entfacht. Eigentlich glich der Zustand dem von Europa zur selben Zeit – mit dem Unterschied, dass die indianischen Stämme keine Staaten formten. Wie alle nomadischen Völker lehnten sie Obrigkeitsdenken ab. Selbst ein Chief war nicht mehr als der Sprecher der Kriegergemeinschaft. Seine Hauptfunktion bestand darin, Streitigkeiten zu schlichten und dafür zu sorgen, dass niemand hungern musste. Kein Häuptling hätte sich jemals zum Fürsten oder König aufgeschwungen. So war es am Ende das Unverständnis der Weißen gegenüber dieser nomadischen Gesellschaftsform, die zur Vernichtung der indianischen Kultur führte.
    Die Mountain Men lebten dagegen gut mit der indianischen Freiheitsliebe, da sie selbst Nomaden waren. Sie heirateten einheimische Frauen und verbrachten die Winter mit deren Familien. In den Lagern erhielten sie neue Namen – so gaben die Crows Jim Bridger den Namen „Blanket Chief“. Dem weißen Establishment dagegen waren sie stets ein Dorn im Auge. Zwar benötigte die Regierung Mountain Men für Scoutdienste, strategische Ratschläge und Verhandlungen mit den Häuptlingen. Auch wenn er nie lesen und schreiben konnte, sprach Bridger Englisch, Spanisch, das damals übliche Grenzland-Französisch, und die Sprachen der Snake, Bannock, Crow, Flathead, Nez Percé, Ute, und Pend Oreille. Doch sah man die Mountain Men auch als eine Art verwahrloste Weiße an, bei denen man nicht sicher war, auf welcher Seite sie standen. Doch diese scherten sich wenig

Weitere Kostenlose Bücher