Hamburger, Hollywood & Highways
darum, was Uncle Sam zu ihrem Lebensstil zu sagen hatte. Einmal im Jahr trafen sie sich zum Rendezvous , einem Jahrmarkt in der Wildnis. Ein paar Hundert Mountain Men und mehrere Tausend Indianer campten drei Wochen lang am Ufer des Green River. Dort handelten und feierten sie, dass sich die Balken bogen. Beim Rendezvous wurden Biberfelle gegen Waren getauscht, es wurde gesoffen, gepokert und gekämpft, Reiterspiele und Schießwettbewerbe veranstaltet, gehurt und der allgegenwärtige Tripper mit Whiskyduschen behandelt. Aber man konnte auch galant sein: Während des Rendezvous von 1836 kreuzten zwei Damen auf, Narcissa Whitman und Eliza Spalding. Die beiden waren die ersten weißen Frauen, die den Kontinent von Ost nach West durchquerten. Indianer wie Mountain Men tanzten für sie, und Narcissa notierte in ihr Tagebuch: „Außer Farbe am Körper haben die meisten nichts getragen.“ Als ihr Ehemann Jim Bridger dann auch noch einen abgebrochenen Indianerpfeil aus dem Rücken operierte, kannte die Herzlichkeit keine Grenzen mehr. Ganz anders empfanden zwei Jahre später vier Missionarinnen diese Gastfreundschaft. Myra Eels schrieb: „Zwölf weiße Männer, angemalt wie Indianer, tanzten. Ich finde keine Worte für die schreckliche Szene. Wie können zivilisierte Weiße nur so auftreten? Sie müssen dem Teufel verfallen sein.“
Da hätte ich es doch vorgezogen, in der Rolle von Narcissa Whitman Rendezvous zu erleben, aber am liebsten natürlich als Jim Bridger. Er rückte stets mit einem Gefolge von über 300 Indianern an. Als ich das erste Mal vor Ort war, entdeckte ich zu meiner Freude, dass das Dorf an der Mündung des Horse Creeks in den Green River „Daniel“ getauft worden war.
In ihrer Blütezeit galten für die Mountain Men nur eigene Gesetze. Der „Große Weiße Vater“ in Washington hatte zwar einen „allumfassenden Frieden mit den Indianern“ erklärt, verlegte aber heimlich, still und leise Truppen in den Westen. Frontoffiziere wie General Patrick E. Connor ließen verlauten, jeden Indianer zu töten, der älter als 12 Jahre war. Die Mountain Men deuteten die Zeichen richtig: Der Westen, wie sie ihn kannten, würde dem Druck der weißen Zivilisation nicht standhalten können. Als der Goldrausch begann, brachen alle Dämme. Hunderttausende drangen in die Jagdgründe der Indianer ein. Die Eisenbahnen zerschnitten die Migrationsrouten der Buffalos und brachten schießwütige Siedler ins Land. 1860 waren von zwei Millionen Bisons bis auf eine Herde von 50 Tieren alle ausgerottet.
„Meilenweit liegen die Gebeine“, schrieb ein Reporter der Zeitung Kansas Express. „In Waggons gepackt, könnte man einen Zug füllen von San Francisco bis New York.“
Damit war die Lebensgrundlage der Indianer zerstört. Unter ihren Häuptlingen Tatanka Yotanka, bekannt unter dem Namen Sitting Bull, sowie Crazy Horse, Black Shield und Red Cloud, rüsteten sie zum letzten Gefecht. Auch wenn die damaligen US-Generäle Charles King, Anson Mill und Frederick W. Benteen sich darüber einig waren, „dass die Welt nie bessere Krieger gesehen hatte“, und die Indianer „jede europäische Kavallerie ausstachen“ – eine Chance hatten sie nie. Die überlegene Artillerie der weißen Soldaten, das neu erfundene Springfield-Allin-Repetiergewehr, Alkohol und eingeschleppte Krankheitserreger wie Windpocken, gegen die das indianische Immunsystem keine Abwehrkräfte kannte, sorgten für ihre Niederlage. Das Jahr 1866 sah noch den indianischen Sieg der Oglala unter Crazy Horse und der Minniconjou Sioux unter Black Shield gegen die Truppen von William J. Fetterman in der Schlacht bei Fort Phil Kearney. Am 25. Juni 1876 kam es zu einem weiteren Desaster der US-Armee am Ufer des Little Big Horn, als der unbelehrbare General George Armstrong Custer in die Falle von Sitting Bull lief. Custer hatte sich schon als der kommende Präsident der USA gesehen und alle Warnungen seines Chiefscouts Bloody Knife vor der Übermacht der Sioux in den Wind geschlagen. Trotzdem war diese Niederlage der Wendepunkt des Krieges. Uncle Sam sandte jeden Blaurock in den Westen, dessen er habhaft werden konnte. 1890 massakrierte die 7. US-Kavallerie bei Wounded Knee 350 Sioux, vor allem Frauen und Kinder. Weitere Vernichtungsfeldzüge gegen die Indianer endeten mit deren Vertreibung in Reservate. Dort wurde Sitting Bull im selben Jahr von einem unbekannten Soldaten ermordet. Crazy Horse war schon 1877 in Fort Robinson vom Gefreiten William Gentiles
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