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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Wanderung verschwitzt zur Gummiente zurückkehrte, nahm ich gerne Abschied von Mateo Tepee. Ich fuhr hinab nach Moorcroft, wo man den Kramladen bis 1893 in einem Zelt untergebracht hatte. Bis heute hatte sich nur Unwesentliches verändert, doch gab es eine Unterkunft mit festen Wänden, fließendem Wasser aus dem Hahn und nicht der Decke, sowie eine Bar, wo man Bier knapp überm Gefrierpunkt ausschenkte. Dort gab es auch zu essen, was es überall im Westen zu essen gibt: Hamburger satt.
    Daran sind wir Germans schuld, denn von dort brachten Einwanderer Frikadelle & Co. in die Neue Welt, die sich schnell wie ein Virus ausbreiteten. Bald zogen Ochsenkarren durchs Land, von denen aus clevere Burschen wie Charlie Nagreen aus Seymour, Wisconsin, plattgehauene Fleischklöpse zwischen zwei Brotscheiben steckten und hungrigen Leuten verkauften. Nagreen spielte dabei auf der Maultrommel und sang:
    „Hamburgers, hamburgers, hamburgers hot
Onion in the middle, pickle on top
Makes your lips go flippity flop.“
    Das bedeutet soviel wie, iss das Zeugs, und verabschiede dich für immer von deinen Geschmacksnerven. Aber den Leuten mundete es, und als 1885 die Brüder Frank und Charles Menches aus Akron, Ohio, das Fleisch zerhackten, braunen Zucker, Kaffee und Gewürze darunter mischten und das Brot durch Sandwiches ersetzten, fehlte ihnen nur noch ein griffiger Name. Da sie sich, oh Zufall, gerade im Örtchen Hamburg im Bundesstaat New York befanden, hatte Frank einen unglaublichen Geistesblitz. Er kuckte seinen Bruder an, dann kuckte er sich ihr gemeinsames Werk an, dann sagte er: „Das ist ein Hamburger.“
    Dabei ist es geblieben. Damit die Welt diesen heroischen Tag niemals vergisst, feiert Akron, Ohio, jedes Jahr den „National Hamburger Day“. Gut möglich, dass ich auf meinem Weg in den Osten Akron passierte, doch als ich jetzt vor meinen Teller saß, nahm ich mir vor, komme was wolle, einen Bogen um den Ort zu schlagen.
    „Schmeckts etwa nicht?“, fragte mich die Bedienung, die aussah wie Calamity Jane, und ich beeilte mich, „doch, prima, prima“, zu sagen. Ich fügte hinzu, dass ich seit Tagen nichts Vergleichbares gegessen hätte, und das kam der Wahrheit sehr nahe.
    „Komischer Akzent“, war die Antwort, und ich rettete mich auf sicheres Terrain: Germany, Black Forest, Black Forest Cherry Cake, der übrigens ganz hervorragend zu Hamburger passen würde.
    Von da an behandelte sie mich freundlich, denn schließlich kam ich aus dem Land, welches den Vereinigten Staaten von Amerika seine Hauptmahlzeit beschert hatte. Brav aß ich den Burger auf, die dazu gereichten frittierten Zwiebelringe, und sogar das Salatblättchen, welches sich auf mysteriöse Weise auf den Teller verirrt hatte. Dazu trank ich schwarzen Kaffee, und danach fühlte ich mich wie einer, der sich jederzeit in einen Grizzly-Bären verwandeln konnte. Deshalb zahlte ich – ein Mateo Tepee musste der Gegend genügen – und setzte meinen Weg fort. Sundance sollte meine nächste Station sein. Dort hatten die Sioux ihre Sonnentänze durchgeführt, lange bevor ein junger Bursche namens Harry Longabaugh 18 Monate im örtlichen Gefängnis schmorte, um danach als Sundance Kid zu neuen Ehren zu kommen.
    Zwanzig Kilometer vor Sundance überholten mich zwei Kerle auf Motorrädern. Sie sahen aus wie Peter Fonda und Dennis Hopper in Easy Rider. Augenblicklich hatte ich die Musik von Steppenwolf im Ohr:
    Get your motor runnin'
head out on the highway
lookin’ for adventure
and whatever comes our way .
    My way kamen noch jede Menge langhaariger und langbärtiger Burschen, die auf abenteuerlich aussehenden Bikes an mir vorbei bretterten. Ich zählte 10, ich zählte 100, ich zählte 673, dann hörte ich auf zu zählen. Um mich röhrte der dumpfe Bass der Harleys, I like smoke and lightning, heavy metal thunder , und ich kurbelte die Scheibe der Gummiente runter und begrüßte die Rocker mit einem: Born to be wild! Born to be wild!
    Habe ich schon erwähnt, dass ich den Westen liebe?
    So lief die Gummiente mit lautstarker Eskorte in den Hafen von Sundance ein. An der Tanke sprach ich einen der Zottelbärte an, ob was Besonderes anliege, weil ich wusste, dass Sundance zwar das jährliche Bikerfestival Sturgis zu feiern weiß, dieses aber zu anderen Zeiten stattfindet.
    „Nö“, war die Antwort, „nur ‘n normaler Sonntagsausflug.“
    Die Biker kamen aus allen Ecken Wyomings, aus Montana, South und North Dakota, sogar aus dem fernen Nevada. Sie trafen sich in

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