Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
Vom Netzwerk:
war schön, Sinnvolles getan zu haben, und so belohnte ich mich mit einer weiteren Kurzetappe, setzte vor Ogallala den Blinker, und ließ den Highway Highway sein. Wie konnte man an einem Ort vorbeifahren, an dem zwei gigantische Schilder Attraktionen versprachen: Der „Ogallala Livestock Auction Market“, und die „Ogallala Bohnenfabrik“. Im Örtchen angekommen, fand ich zielsicher Attraktion Nummer Drei: Einen echten Salon.
    Ich trat ein, und ein hübsches Mädchen namens Karen in knielangem Karorock und blickdichter Bluse begrüßte mich. Ich erwähne das Outfit aus gutem Grund, da Ogallala zu Wildwestzeiten seinen Ruf weg hatte. Man nannte das Städtchen schlicht und einfach „Gomorrah of the Plains“, das Gomorrah der Prärie, und wie wir aus dem Alten Testament wissen, wo Gomorrah draufsteht, ist Sodom nicht weit. Neben Ogallala boten auch Orte wie Medicine Lodge in Kansas, Cody in Wyoming, Tombstone in Arizona – Slogan: The Town too Tough to Die – jede Menge sündhaftes Treiben. Aber Ogallala stach sie alle aus. Hier lag der wichtigste Verkehrsknotenpunkt der Epoche: Alle berühmten Siedlertrecks kamen durch, der Oregon Trail, der Mormon Trail und der Texas Trail. Die Union-Pacific-Eisenbahn stoppte, der Pony Express machte ebenfalls Halt. Klar, dass man sich kurz vor einen Marsch ins Unbekannte noch einmal amüsieren wollte, und so hielt der Engländer Malcolm Glear 1882 fest: „Zwei Drittel der Häuser sind Bars, Spielhöllen und Bordelle. Ein Kirchturm ist nirgends zu sehen.“ Vermutlich als Reminiszenz an die alten Zeiten trägt man heute mit Stolz einen Button auf der örtlichen Internetseite zur Schau, der zum „Verbrechen des Monats“ führt. Butch Cassidy hätte seine Freude daran.
    Karen empfahl mir ein Riesen Ribeye Steak, oder einen Hamburger der Sorte XXL, oder eine Kombination aus beidem.
    Ich fragte sie, ob sie den Film „Supersize me!“ gesehen habe, in dem sich Morgan Spurlock im Selbstversuch 30 Tage lang mit Fleischprodukten aus dem Hause McDonalds mästet. Selbst dann noch, als seine Leber bereits die Größe und Form eines Ribeye Steak angenommen hat und sein Arzt meint, jetzt solle er besser aufhören, wolle er seine Freundin noch zum Altar führen und nicht sie ihn auf den Friedhof.
    „Supersize me?“ , fragte Karen. „Nie gehört.“
    Ich gab klein bei, bestellte die Kombination, bitte mit extra Pommes Frites. Ich sah ihr nach, wie sie in der Küche verschwand. Sie sah lecker aus, ehrlich, selbst im Karorock, und als sie wieder kam, schwankend mit einer Platte voll nahrhaftem Futter, fragte ich nach ihrem Geheimnis.
    „Wie kann man in Ogallala so eine Traumfigur behalten?“, wollte ich wissen.
    Vermutlich übersetzte ich Traumfigur mit dreamfigure , was soviel Sinn macht wie mein Lieblingssatz aus dem Film „Apollo 13“: „You push a square peg into a round hole“ – du kannst keinen eckigen Zapfen in ein rundes Loch stecken, was in Amerika eine feststehende Redewendung ist, für etwas, das nicht funktionieren kann. Da aber der Übersetzer pig anstatt peg las, dichtete er munter: „Du musst das eckige Schwein durchs runde Loch schieben“.
    Doch George W. Bush hat ja Amerika mit seltsamen Reden geprimt, von „ich denke, wir sind uns darüber einig, dass die Vergangenheit vorbei ist“, über „ich verstehe was vom Wachstum kleiner Betriebe, ich war selber einer“, bis „wir behalten gute Beziehungen zu den Griechianern“. Daher konnte mir Karen ohne Probleme folgen.
    „Ich war gerade beim Daytona Beach Spring Break“, lachte sie, „dort hatte ich jede Menge Bewegung.“
    Daytona liegt in Florida, und leider nicht auf meiner Route. Dort treffen sich Jahr für Jahr ein paar Hunderttausend Studenten, und hauen kräftig auf den Putz. Dabei wird so manches eckige Schwein … aber lassen wir das. Jedenfalls ist nach Karens Erfahrungen Daytona für die Studenten, was Ogallala in alten Zeiten für die Cowboys war: „Zünftiges Vergnügen zwischen sehr viel Arbeit.“
    Der Vergleich gefiel mir. Tatsächlich schuften amerikanische Studenten viel härter als ihre deutschen Kollegen. Das liegt schon an der quartalsmäßigen Aufteilung des Studienjahres, welches kaum Freizeit erlaubt. Dafür lässt das allgemeine Schulsystem ziemlich zu wünschen übrig. Noch immer verlässt jeder dritte Amerikaner die Schule ohne einen Abschluss.
    „Daytona war also gut?“, fragte ich.
    „Super“, sagte sie mit süffisantem Lächeln. „Vor allem die Wahl von Miss Big Tit und

Weitere Kostenlose Bücher