Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
zu wissen, aus welchem Grund. Aus dem Augenwinkel erhaschte er einen flüchtigen Blick auf einen fahlhäutigen Humanoiden mit zwei fleischigen Kopftentakeln anstelle des Haupthaars.
Der Twi’lek trat in diesem Augenblick aus einem Hauseingang hinter ihm. In einer Hand hielt er einen Blaster. Als Han sich umdrehte, rief der Twi’lek in fehlerhaft ausgesprochenem, aber verständlichem Basic: »Halt ihr beiden, oder ich schieße!«
Han wußte intuitiv, daß er, würde er der Aufforderung nachkommen, in der nächsten Sekunde tot am Boden liegen würde. Daher warf er sich mit einem ohrenbetäubenden Schrei zur Seite, kam auf dem Pflaster auf, rollte sich herum und erhob sich mit gezogenem Blaster auf ein Knie.
Die Waffe des Twi’lek spuckte blaugrünes Mündungsfeuer aus. Han wich dem Schuß aus. Ein Lähmstrahl!
Han zielte, feuerte, und der rötliche Blitzstrahl traf den Angreifer mitten in die Brust. Er ging zu Boden, tot oder außer Gefecht gesetzt. Der Corellianer überzeugte sich davon, daß der Twi’lek so bald nicht wieder auf die Beine kommen würde, dann wandte er sich ab, um nach Chewbacca zu sehen.
Der Wookiee lehnte benommen an einem parkenden Gleiter. Er war offenbar von dem Lähmstrahl gestreift worden. Han lief zu ihm. Der Adrenalinstoß ließ sein Herz wild hämmern.
»Hat er dich schlimm erwischt, Kumpel?«
Chewbacca versicherte seinem Partner mit einem gedämpften Knurren, daß es ihm gutgehe. Han betrachte prüfend das pelzige Gesicht des Wookiee, sah, daß der Blick ungetrübt war, die Pupillen normal. Erst dann atmete er erleichtert auf. Bis zu diesem Moment war ihm nicht klar gewesen, daß er sich an die Anwesenheit dieses großen pelzigen Dummkopfs gewöhnt hatte. Wenn Chewie irgend etwas zugestoßen wäre…
Han trat zu dem Twi’lek und ging neben ihm in die Knie. Ein Blick auf die große Blasterwunde, die die Brust des Twi’lek in schwarze Schlacke verwandelt hatte, genügte, um ihm zu sagen, daß dieses Wesen tot war. Han durchlebte einen Augenblick der Gewissensqualen – er hatte schon zuvor getötet, aber es war nie ein Vergnügen gewesen.
Er biß die Zähne zusammen und zwang sich dazu, das tote Geschöpf zu durchsuchen. Er fand einen Vibrodolch, der im Innern eines Ärmels befestigt war, und einen zweiten an einer Wade. An der Innenseite des anderen Handgelenks trug der Twi’lek einen Handwerfer, eine Vorrichtung, die auf Knopfdruck kleine tödliche Klingen verschoß, mit denen die lebenswichtigen Organe des Gegners durchbohrt wurden.
Im Gürtel, verborgen unter der Hemdbluse, steckte ein Schlafinduktor, eine Waffe mit nur kurzer Reichweite, aber überaus wirkungsvoll. Der Twi’lek hätte einfach von hinten an Han herantreten und ihm den Schlafinduktor in den Rücken stoßen können. Dann hätte er nur noch den Abzug betätigen müssen, um den Corellianer ins Traumland zu schicken.
Han starrte die Waffe mit trockener Kehle an. Ein Kopfgeld-Jäger. Großartig. Warum wundert mich das nicht? Das muß Teroenzas Werk sein. Er hat herausgefunden, daß ich noch am Leben bin, und jetzt will er mir an den Kragen.
Ohne Intuition und schnelle Reflexe, das wußte Han, würde er sich in diesem Moment bereits bewußtlos auf dem Rückweg nach Ylesia befinden, um dort einer furchtbaren Vergeltung entgegenzusehen…
Er hörte Chewbacca einen besorgten Laut ausstoßen, blickte auf und sah, daß die Begegnung Schaulustige angelockt hatte. Han ließ den Twi’lek, wo er war, und stand auf, wobei er immer noch betont auffällig den Blaster in der Rechten hielt.
Die Menge wich murrend zurück. Der Corellianer bewegte sich mit der Anmut eines Tänzers seitwärts, ohne der Menge den Rücken zuzuwenden, bis er und Chewbacca wieder nebeneinander standen. Ihm war klar, daß irgendwer längst die Sicherheitsbehörde des Planeten verständigt hatte, doch er wußte auch, daß der Twi’lek, da es sich bei ihm um einen Kopfgeldjäger gehandelt hatte, mehr oder weniger außerhalb der Gesetze dieser Welt stand. Von einem Kopfgeldjäger erwartete man, daß er auf sich selbst aufpassen konnte. Wenn seine potentielle Beute sich wehrte… nun ja, Pech gehabt!
Han und der Wookiee bewegten sich langsam, Schritt für Schritt, von den Schaulustigen weg, bis sie den Zugang zur nächsten Gasse fanden. Dann schlugen sie wie ein einziges Wesen mit nur einem Gehirn einen Haken und rannten los.
Niemand nahm die Verfolgung auf.
Teroenza, der Hohepriester und inoffizielle Herrscher über die stickige Welt
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