Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
kaum überschritten hatte und eigentlich gar nicht auf Ylesia sein wollte. Er war der Neffe des verstorbenen Zavval, Teroenzas früherem Hutt-Aufpasser. Zavvals Bruder, der mächtige Clanführer Lord Aruk, war sein Onkel.
Der Hohepriester hob grüßend eine Hand und nickte mit einem Mindestmaß an Höflichkeit. Schließlich wollte er Kibbick auch keineswegs vor den Kopf stoßen. »Seid gegrüßt, Euer Exzellenz. Wie geht es Euch heute?«
Der junge Hutt glitt zu dem Hohenpriester und verharrte vor ihm. Er war so jung, daß seine Haut noch eine gleichmäßig helle Färbung hatte, ohne die grünlichen Pigmente auf dem Rücken und dem Schwanz, die ältere, unbeweglich gewordene Hutts häufig aufwiesen. Da er nicht fett war – wie so viele Hutts –, verschwanden die Augen auch nicht hinter lederartigen Hautfalten; allerdings standen sie ein wenig vor, was ihm einen ziemlich stieren und fragenden Gesichtsausdruck verlieh. Teroenza wußte jedoch aus gutem Grund, daß dieses großäugige, neugierige Starren einen falschen Eindruck erweckte.
»Die Nalabaum-Frösche, die Sie mir versprochen haben…«, setzte Kibbick auf huttisch an. Da ihm der gewaltige Brustkorb älterer Hutts fehlte, war seine Stimme zwar tief, aber nicht besonders volltönend. »Die Schiffsladung ist nicht angekommen, Teroenza! Ich habe mich so sehr auf einen Nachtisch aus Nala-Fröschen heute abend gefreut.« Er stieß ein theatralisches Seufzen aus. »Es gibt so wenig auf dieser gottverlassenen Welt, auf das man sich freuen kann! Könnten Sie sich nicht darum kümmern, Teroenza?«
Der Hohepriester gestikulierte besänftigend mit den winzigen Händen. »Selbstverständlich, Euer Exzellenz. Ihr werdet Eure Nalabaum-Frösche bekommen, keine Sorge. Ich selbst genieße sie nicht, aber ich weiß, daß Zavval sie mochte. Ich werde noch heute eine Gruppe von Wächtern ausschicken, um welche zu suchen.«
Kibbick entspannte sich sichtlich. »Schon viel besser«, meinte er. »Oh, Teroenza, und ich wünsche eine neue Badesklavin. Die alte hat sich den Rücken verletzt, als sie meinen Schwanz anhob, um ihn einzuölen, also hab ich sie zurück in die Fabrik geschickt. Ihr Gewimmer ging mir auf die Nerven… und ich habe, wie Sie wissen, überaus empfindliche Nerven.«
»Ja, das ist mir bewußt«, erwiderte Teroenza sanft, doch innerlich mahlte der Hohepriester mit den Gebißplatten. Ich muß mich darauf besinnen, daß Kibbick mir, mag er auch eine greinende Nervensäge sein, vollkommene Autonomie gestattet. Wenn ich schon einen Hutt-Aufpasser haben muß, so ist er die erste Wahl… »Ich werde mich noch heute darum kümmern.«
Teroenza war sich insgeheim sicher, daß er den ylesianischen Gewürz- und Sklavenhandel ohne Einmischung durch die Hutts würde leiten können. Das war dem Hohenpriester in dem Jahr nach Zavvals vorzeitigem Ableben durch Han Solos Hand klargeworden. Aber die kriminelle Holding der Besadii, ihr Kajidic, wurde von einem mächtigen Hutt mit Namen Aruk regiert, der sehr viel auf Traditionen hielt. Sobald ein Unternehmen der Besadii florierte, mußte ein Hutt aus ihrem eigenen Wurf, dem Besadii-Clan, die Verantwortung übernehmen. Daher hatte Teroenza nun Kibbick am Hals.
Er unterdrückte ein Seufzen. Es wäre nicht klug, wenn er seine Ungeduld offen zeigte. »Gibt es sonst noch etwas, Euer Exzellenz?« erkundigte er sich, wobei er sich dazu zwang, eine ergebene, fast unterwürfige Haltung einzunehmen.
Kibbick dachte einen Moment angestrengt nach. »Wenn ich es mir recht überlege, ja. Ich habe heute morgen mit Onkel Aruk gesprochen, während er gerade die Ausgaben der letzten Woche prüfte. Er wollte wissen, was es mit dem Kopfgeld von fünftausend Credits auf sich hat, das Sie auf diesen Menschen, Han Solo, ausgesetzt haben.«
Teroenza rieb sich die winzigen, feingliedrigen Hände. »Setzt Lord Aruk davon in Kenntnis, daß ich erst vor wenigen Tagen herausgefunden habe, daß Vykk Draygo, Zavvals Mörder, den wir während der vergangenen fünf Jahre für tot gehalten haben, wieder aufgetaucht ist! Sein richtiger Name ist Han Solo, und er wurde vor zwei Monaten aus der Imperialen Flotte gefeuert.« Teroenzas vorstehende Augen waren plötzlich feucht geworden und glänzten erwartungsvoll. »Eine ansehnliche Belohnung sowie der Zusatz ›keine Desintegration‹ garantieren, daß dieses Monster, dieser Hutt-Schlächter, nach Ylesia gebracht wird, wo er für seine Verbrechen bezahlen wird.«
»Ich verstehe«, sagte Kibbick. »Ich werde es
Weitere Kostenlose Bücher