Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
Ylesia, eine Welt, die in imposanten Mengen Drogen und Sklaven hervorbrachte, lümmelte sich in eine Hängematte im Innern seines üppig eingerichteten Apartments, während Ganar Tos, sein zisianischer Majordomus, ihm die breiten Schultern massierte.
Die t’landa Til waren eindrucksvolle Kreaturen, die auf ihren vier baumstammdicken Beinen beinahe so hoch aufragten wie ein menschlicher Mann. Mit ihren faßförmigen Leibern, den dünnen Ärmchen und riesigen Schädeln, die ein wenig an jene ihrer entfernten Vettern, die Hutts, erinnerten – mit Ausnahme des enormen Horns, das ihnen mitten aus dem Gesicht ragte –, hielten sie sich selbst für die ansehnlichste Rasse der Galaxis. Die überwältigende Mehrheit der übrigen intelligenzbegabten Wesen indes stimmte dieser Einschätzung keineswegs zu.
Teroenza hob eine seiner kurzen, fast zierlichen vorderen Gliedmaßen und rieb sich mit den Fingerspitzen ein wohltuendes Öl in die ledrige Haut. Sanft massierte er die Umgebung seiner Glubschaugen. Die Sonne über Ylesia war häufig von Wolken verdeckt, dennoch besaß sie genügend Kraft, um seine Haut austrocknen zu lassen, sofern er sie nicht pflegte. Regelmäßige Schlammbäder halfen ebenso zuverlässig wie diese kostspielige Linderung. Er rieb das Öl in sein Horn ein und dachte an seinen letzten Besuch zu Hause auf Nal Hutta. Er hatte dort eine Gefährtin, Tilenna, und sie verbrachten Stunden damit, sich gegenseitig einzuölen…
Der Hohepriester seufzte. Die Erfüllung seiner Pflichten für die Heimatwelt sowie den Hutt-Clan, dem seine Familie diente, forderte so manches Opfer. Eines davon bestand darin, daß auf Ylesia lediglich männliche Priester gebraucht wurden, um die Erhöhung zu gewährleisten, so daß es hier keine weiblichen t’landa Til gab. Keine Gefährtinnen, keine potentiellen Gefährtinnen…
»Fester, Ganar Tos«, knurrte Teroenza in seiner Muttersprache. »Ich habe in letzter Zeit viel zu hart gearbeitet. Zuviel Arbeit, zuviel Streß. Ich muß lernen, mich zu entspannen, öfter mal ausruhen…«
Teroenza warf einen sehnsüchtigen Blick nach der enormen Tür, die in den Nachbarraum führte, wo er die Sammlung seiner Schätze aufbewahrte. Der Hohepriester war ein passionierter Sammler ausgefallener und seltener Pretiosen. Er kaufte und ›erwarb‹ Raritäten und Kunstgegenstände aus allen Winkeln der Galaxis. Und die Sammlung war seine einzige Freude auf dieser schwülen, rückständigen Welt, die zum größten Teil von Sklaven und Untergebenen bevölkert war.
Er hatte fast vier Jahre dazu gebraucht, die Sammlung wiederherzustellen, nachdem dieses widerwärtige, verabscheuungswürdige Exemplar eines Humanoiden namens Vykk Draygo den Raum verwüstet und zahlreiche besonders seltene und wertvolle Stücke geraubt hatte. Vor einigen Tagen erst hatte Teroenza entdeckt, daß dieser Vykk Draygo noch am Leben war. Die Überprüfung sämtlicher Aufzeichnungen der devaronianischen Hafenbehörde hatte ergeben, daß der richtige Name des corellianischen Schurken Han Solo lautete.
Als Teroenza an die schreckliche Nacht dachte, in der seine Sammlung geschändet worden war, ballte er die kleinen Hände unwillkürlich zu Fäusten und senkte den Kopf in dem Wunsch, irgendein Opfer mit seinem Horn aufzuspießen.
Ganar Tos’ Finger gruben sich in jählings angespannte Muskelstränge, und der t’landa Til heulte auf und stieß Verwünschungen in seiner Muttersprache aus. Solo hatte in seiner Schatzkammer Blaster abgefeuert und einigen von Teroenzas besten Stücken nicht wiedergutzumachende Schäden zugefügt. Der Springbrunnen aus weißer Jade war zwar von dem besten Bildhauer der Galaxis restauriert worden, gleichwohl würde er niemals mehr derselbe sein…
Teroenza wurde aus seinen Erinnerungen gerissen, als sich die Vordertür seines Apartments öffnete und Kibbick der Hutt sich in den Raum schlängelte. Der junge Hutt war noch weit davon entfernt, so betagt oder korpulent zu sein, daß er einer Schwebesänfte bedurft hätte – er vermochte sich problemlos aus eigener Kraft fortzubewegen. Kibbick bewegte sich fort, indem er die kraftvolle Muskulatur an der Unterseite des Körpers sowie des Schwanzes mit gleitenden Bewegungen zusammenzog.
Teroenza wußte, daß er sich besser aus seiner gemütlichen Hängematte erheben und seinen Gebieter mit dem ihm gebührenden Respekt begrüßen sollte, aber er unterließ es trotzdem. Kibbick war ein junger Hutt, der das huttische Alter der vollen Verantwortlichkeit
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